Freitag, 9. Oktober 2009


Ankommen & ankommen




Wie nackt an den Brücken stehen - da - und das ist quasi eine adhoc-Meldung - sehe ich persönlich keine Zukunft drin. Dieses Landen immer, an Land und auf den Füßen, bei sich und ganz woanders, auf dem Mond oder auf der Schnauze, auf den hinteren Plätzen und das noch unsanft, in der Warteschleife als erster im Ziel, dabei einen Hit, einen Treffer, punktgenau. Dabei zählt nur eins: sicher.

>>> Geräusch des Tages: It was summer, now it's autumn.


 


Donnerstag, 8. Oktober 2009


Sich ausgehen

...to get the first bread of the morning
(Björk, "There's More To Life Than This")



In Gedanken die Wege nachwandern, die Plätze, zu denen man die ungezeigten Bilder hütet, das Gewirr der Straßen, die sich langsam entknäueln, wie man ausgeht und es sich ausgeht, wie man lange am Wasser sitzen kann, essenssatt und ohne das Gefühl einer Zeit, nur Ort sein, ein Raum voller Freunde, Blicke, dem Klang der Stimmen. Ankommen. Irgendwann, später, langsam durch die nächtlichen Gassen schlendern, diesen Rest von Wärme spüren, den die massiven Steinwände vom Tag her noch abstrahlen. Um eine Ecke lockt der Geruch einer Backstube, stilles Brot der Frühe, sich vollsaugen, immer nur einatmen, und gut, daß die braven Bürger der Stadt nicht sehen, wie ich die Hauswand ablecke, vom Ring bis hin zum Gürtel, wie ich verkünde (by four o'clock/you're pretty high), daß ein alter Mann noch viel Lärm machen kann: You've got to pull yourself together man/You've got to get back on your feet again. Die staunende Welt einfach unter den Arm packen, mitnehmen, mir doch egal, wer von uns sie dreht.

Wie es Städte gibt, die zu einem sprechen. Und andere, die es nie tun werden.



Man muß es auch glauben wollen. Weil Eis nicht Eis ist.


 


Montag, 5. Oktober 2009


Alles ist geflutet



Mood de jour.

>>> Geräusch des Tages: Die Sterne, Wenn dir St. Pauli auf den Geist fällt


 


Sonntag, 4. Oktober 2009


Yeah! Yeah! Yeah! (Twang! Twang! Twang!)

Saikokiller: 1964, und was war sonst noch so los? In Peru, also ausgerechnet, schrebbelten um diese Zeit die Los Saicos einen Surfin' Bird-Garagensound, wie ihn fast zwei Dekaden später erst die Cramps wieder tanzbodenfähig machen sollten. In ihrem Stomper Demolición singen sie unentwegt was von "demolieren" - glaube ich - und brauchten dazu noch nicht einmal einen Vorschlaghammer.



Das ist so Musik, wie sie auch in diesen Hamburger Sperrholzkneipen gespielt wird, wo sich Seemänner mit und ohne Insignien, ebenso trinkfeste Frauen mit Katzenaugen und motorölverschmierte Milchbubis mit Zweitakter-Tanzschritten treffen. Man sitzt dann interessiert um einen Tisch, trinkt Bionade und wackelt wie eine Caféhausdame bedächtig mit dem Kopf. So ist das in Hamburch, da staunen die anderen Städte.

Später, wenn die Touristen im Bett liegen, schiebt man dann so ein Görl im verschwitzten Cocktailkleid über die eng abgezirkelte Tanzfläche, weil wir hier zupackende Werftarbeiter sind, die so ein Püppi locker unterm Arm verschwinden lassen können und zudem gern Physikalkontakt haben. Wenn dann die bunten Partyleuchten über der Theke schaukeln wie rotgrüne Positionslichter bei Windstärke acht, geht die Sache mit der Stimmung los, Shout & Shimmy, kommen die lizenzentkleideten Getränke auf den Tisch und wird heimlich auf dem Klo geraucht - und manchmal nicht alleine. Irgendeiner schreit dann Rumble!, weil das der Sound ist, mit dem Hüftknochen aneinanderreiben, irgendwo knutschen welche auf Ledersitzen, und wer allein über einem Bier sitzt, schaut zu, wie die Scheiben langsam von innen und außen beschlagen.

Es ist nicht so, als ob wir hier keine Sehnsucht kennen würden. Wir sind vor Mitternacht bloß ein wenig schüchtern. Unser Herz schlägt aber so.


>>> Zum Tag der Deutschen Einheit: Die Sputniks (mit dem "modernen Gitarrensound")

>>> The Trashmen mit Surfin' Bird

>>> weitere Lieder von Los Saicos

>>> Webseite zum Film Saico Mania mit Trailer (auf die Kinositze klicken) und weiteren Infos, z.B. daß der Weg vom Punk über Salsa wieder zum Punk führt.

>>> Doku über Rock'n'Roll in Peru Teil 1 und 2 (sieht aus wie in Hamburg, nur alles auf Spanisch)

>>> Und natürlich: The 5,6,7,8's mit Whoo Hoo (live!) und Edie Is A Sweet Candy

Radau | von kid37 um 05:37h | 20 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 3. Oktober 2009


Die Elbe trug ein frostiges Gesicht

You take my hand,
I'll take your hand.
Together we may get away.
This much madness
Is too much sorrow,
It's impossible
To make it today.

(Neil Young, "Down By The River".)



Die Seele, heißt es, brauche drei Tage länger. Vorausgeeilt, verflogen, aber gelandet, sortiere ich meine Sachen, die Habsburgseligkeiten, die vielen Bilder, die zu wenigen Bilder, die Sprach- und Wortlosigkeit, die zögerliche Betrachtung im Spiegel, die ganz leisen Fragen und sanften Antworten. Spätestens Montag wieder bei sich sein zu müssen. Das Schulterklopfen der Kollegen und wie sie einen am Ohr ziehen, mich sanft verspotten, die Messer abnehmen und ein Arbeitsgerät in die Hand drücken werden.

Die Elbe trug ein frostiges Gesicht. Wie eine abgeschossene Maschine trudelte ich durch die zerrissenen Wolken. "Es ist Herbst", sagte neben mir seufzend ein Rentner. Ja, endlich, murmelte ich. Endlich wieder Herbst. Und die Musik vielleicht tanzbar, aber immer noch nicht laut genug, das pochende, stotternde Motorengeräusch zu übertönen.


 


Freitag, 2. Oktober 2009


Ach, Landungsbrücken

die schlechte Idee: Gleichzeitige Beschreibung
der Reise und der innerlichen Stellungnahme
zu einander die Reise betreffend.

(Franz Kafka, Reisetagebücher. 26.8.1911.)



Ich bin noch nicht wirklich wieder zurück. Hamburg empfing mich nass und kalt, ein unwirklicher Schock, nachdem ich auf dem Hinflug beim Ausstieg aus der Maschine kurz argwöhnte, aus Versehen nach Rom umgeleitet worden zu sein. 27 Grad, ihr habt ja einen Knall, dachte ich, ich habe kaum T-Shirts dabei. Der Ausflug in die Hansestadt heute war hingegen wie ein Einblick in eine fremde Welt: Auch wenn ich nur ein paar Tage weg war, das Tempo, das ich annahm, war ein anderes. Hier nur hastende, eilende Gestalten, rempelnde Menschen auf den Rolltreppen. Selbst am Geldaut0maten, wo ich normalerweise mit trommelnden Fingern ungeduldig versuche, Geld und Karte weit vor der Zeit aus dem Schlitz zu zerren, ging mir heute alles viel zu schnell, pfiff mich doch am Ende die Maschine an, endlich meine Habseligkeiten aus ihr zu ziehen.



Was brauche ich Geld. Reich beschenkt wie kaum einer kehre ich zurück. Und das ist mir ein wenig unheimlich und erzeugt Wehmut. Hamburg jedoch hat leider Nachtflugverbot. Man soll also erwachsen tun und kann gar nicht sofort zurück. Und dabei dachte ich, in meinem maritim verklärten Alter käme man gar nicht mehr in die Situation, vor irgendetwas Angst zu haben.


 


Mittwoch, 23. September 2009


Zu Wasser, zu Lande, in der Luft



Nach all den Landpartien und wagemutigen Kanalalleinüberquerungen muß ich jetzt dringend die Lüfte erkunden. Ein paar Tage werde ich fort sein, nette Eindrücke sammeln und herzlich Hallo sagen. So mein spontan strukturierter Plan. Bleibt alle brav und eßt eure Teller leer.