Freitag, 12. Dezember 2008


Leuchter & Türme

Übe dich
im kleinen Verrat,
jeden Tag.
Pass auf. Pass auf -
Roll die Seekarten aus...

(Slime, "Seekarten")

Neulich den "Tankerkönig" gehört. Aber den kennt ja auch keiner mehr. Doch wenn es nicht um die Schiffe ginge, störte nicht das Nebelhorn an meiner neuen Arbeitsstelle. Nach dem Ende dieses, nun, interessanten Jahres wird 2009 vieles neu machen. Kleine Fluchten, große Pläne, wie eine Präsidentenwitwe zähl' ich täglich meine Schuh.



Die Nächte zwischen Tingeltangel, zwei Bier in der Melancholischen Auster, mal gucken, die Barfrau sagt Hallo. Ich schreib mir einen Satz auf den bloßen Unterarm und setz den Punkt nicht mit der Zigarette. Zumirzudir, ich bin im Dienst. Im Morgengrauen verlöschen langsam die Laternen.

Ach, gäbe es nicht die ebenso unverfrorene wie verbreitete Selbstheiligsprechung anderer Leute. Ich spiel mit meiner Band Binichbaff gerade mal den Ententanz. Aber heimlich habe ich vor dem Haus mit vollen Händen Klatschmohn gesät.

Fragt sich nur, vor welchem.

Wer heute abend in Berlin ist und ein wenig was anschauen möchte, ehe es möglicherweise weiter in die Nacht geht (denkt dran: early to bed, early to rise - makes a man healthy, wealthy and wise) - die Strychnin-Gallerie zeigt Fallen Angels mit Arbeiten von Daniel Van Nes, Virginie Ropars, Cliff Wallace und Marina Bychklova. Stimmung wird wie immer super sein, die Kunst sowieso. Grüßt schön.


 


Donnerstag, 11. Dezember 2008


That's

...the sound of the men working on the Chain Gang.

Schnaufen. Keine Sätze. Bald, bald wieder mehr.


 


Montag, 8. Dezember 2008


Kekskid




Rührende Zeiten - vor allem wohl in der Teigschüssel. Denn all überall unter Tannenspitzen wird gebacken, getan und gemacht. Ich habe so viele selbstgebackene Kekse geschenkt bekommen - ich glaube, die Vorweihnachtszeit muß diesmal länger dauern, wenn ich die alle essen will.



So schön die alle sind, ich muß sagen, diese Kekse toppen alles. Hätte ich ein Emo-Blog, ich glaube, ich hätte geweint vor Rührung. Merci.


 



Mal so gucken

Weihnachtsmärkte gibt es viele, Plunder noch viel mehr, bald auch in eurer Stadt: Holy Shit Shopping stellt einen Schlitten voll mit kreativem Plunder vor die Großstadttür. Filz und Klöppel, dies, auch das, Gemaltes, Verlorenes, Gefundenes. Überhaupt, das Gefundene. Auch der kleine Emil, der verloren ging, seine ganzen drei Jahre, blaue Ski-Hose, wurde rasch wiedergefunden. Abenteuer ganz nah bei zu Hause dran. Fast eine Weihnachtsgeschichte. Mr. Scrooge hingegen, milliardenschwer und sozial engagiert, solange es öffentlich ist, stellt seinen Mitarbeitern noch pünktlich vor dem Fest die Kündigung ins Haus.


 


Sonntag, 7. Dezember 2008


Neigungsgruppe Schau & Strumpf





Das muß man mal festhalten. Dem Herrn Krüger nämlich seine Galerie hat nicht nur die schönsten Bilder, sondern auch die schönsten Frauen. Manche rauchen allerdings, das kann auf Lunge gehen. Der Rest dann ins Auge: Man fragt sich ja immer, wie er das macht, diese kleinen Räume mit so riesigen Welten zu füllen, belebt mit Tentakeln, skurrilen Wesen und oft wunderbar witzig-verschrobenen Einsichten, als schaue man durch ein Guckloch in die Nachbargalaxie seiner eigenen Hirnwindungen und drohe bald verloren zu gehen, nähme einen nicht resolut eine der schick Bestrumpften an die Hand und sagte, Herr Kid, ist Ihnen... Nein, nein alles gut, aber ich habe Dinge gesehen...

Müßt ihr auch alle, unbedingt: Das sind doch keine Phantastereien, das ist akribisch getuschte Hellsicht. Steigt danach in die U-Bahn, schaut euch um, aber mit Vorsicht, und ihr werdet wissen, was ich meine. Diese Mützen, die die Menschen tragen! Der Travis-Louie-Blick! Mal ganz appellativ: Verlaßt die Stadt, adoptiert diese Bilder.

Jedenfalls, prima Kunst, prima Stimmung und überhaupt eine prima Gelegenheit meinen Weihnachtswunschzettel (vgl.) in Ruhe mit den anderen Herren zu betrachten. Ganz unten den roten. Skorpione sind auch gesellige Tiere.




(Don't Wake Daddy III. Feinkunst Krüger, Hamburg. Noch bis zum 20. Dezember.)


 


Samstag, 6. Dezember 2008


<< Re/Peat

Draußen, muß ich sagen, sind Menschen. Viele Menschen. Sehr viele Menschen! Sie haben Ellenbogen, gewichtige Taschen, ein sonderbar reduziertes Reaktionsvermögen oder aber bestrebtes Drängen um die vorderen Plätze, laute Stimmen - kurz: solcherart komprimierte sympathie-erweckende Eigenschaften, daß man sich schnell zurück in die gemütlich andekorierte Stube wünscht. Bleibt und schaut im Netz die Tracks-Sendung vom Freitag.

Neben einem kurzen Wiedersehen mit einem netten älteren Herrn, der sich als Mick Jones von den Clash entpuppt, und einem anderen älteren Herrn, der sich als Jess Franco entpuppt, gibt es einen hübschen kleinen Bericht über die auch hier schon oft erwähnten Rogue Taxidermists. Es ist ja die Zeit der Handarbeiten, Dinge, die man mit Nadel, Faden und scharfen Skalpellen zusammenbasteln kann. Tote Tiere zum Beispiel. Denn, wie wir wissen, nicht jeder Bastler ist harmlos! Nett auch der kurze Besuch bei Liz McGrath, die ich auch einmal traf und die wirklich sehr skurrile Sachen macht. Toll? Toll.

Da ist sicher die ein oder andere Anregung für ein prima Weihnachtsgeschenk dabei. Mehr Kunst machen.

>>> Tracks-Sendung im Netz
>>> Webseite von Liz McGrath

Super 8 | von kid37 um 20:29h | 4 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Freitag, 5. Dezember 2008


Merz/Bow #16

First things first: Am Samstag heißt es wieder aufhübschen, aber nicht zu sehr, denn es ist die Kunst, die strahlen soll. Feinkunst Krüger lädt zu Don't Wake Daddy III. 13 Lowbrow-Künstler (u. a. Moki, Heiko Müller, Travis Louie, Anthony Ausgang) zeigen ihre Arbeiten in Hamburg feinkunstlichster Galerie zwischen Hafen und Reeperbahn. Das wird toll, da lege ich mich jetzt schon fest.

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Your love life has had more twists and turns than a rollercoaster, and although this month may bring more of the same, you also may get a number of truly encouraging signs that finally your love life is due to change and head in the right direction.

Susan Miller gefällt mir immer besser.

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Galt aber schon letzten Monat.

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Interessante Duftnote. Es hätte ja auch eine Assoziation von Käsebrot und Ringelstrümpfen toten Tieren sein können. In Wirklichkeit riecht es hier gerade ein wenig nach Fotochemie, Tinte, und Blut schweren Gedanken. Also leicht.

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Naturbeobachtungen: Sie kann nicht um eine Stoppel herumschlendern und trotzdem noch den Weg nach Hause finden. Das läuft auf Schwachsinn hinaus, und wenn diese schädigende Tatsache erst einmal unzweifelhaft feststeht, werden nachdenkende Menschen aufhören, zu ihr aufzusehen, und gefühlvolle, sie zu hätscheln. Ihr so gepriesener Fleiß ist nicht weiter als Ruhmsucht und ohne Wirkung, da sie nie etwas zu Ende bringt, was sie anfängt. (Mark Twain. Bummel durch Europa. orig. 1880).

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Es geht um die Ameise, eines der beliebtesten Tiere. Ich bin ja Fan, will aber noch einmal darüber nachdenken.

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Ein schönes und spannendes, lehrreiches Weihnachtsgeschenk für alle, die kein Antville-Blog haben: die eigene Kolonie.

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Frau Schneckle führt wunderbare Themenalben. Ich habe da auch so einige, nicht weiter erwähnenswert. Ein Album mit Exfreundinnen führe ich nicht. Kurz überlegt, ob es gemeinsame Merkmale gäbe. Auch ohne Brille: Sie waren tatsächlich alle sehr schön.

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Wie die Dinge alle an ihren Platz fallen.

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Jack.

MerzBow | von kid37 um 13:20h | 4 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Donnerstag, 4. Dezember 2008


Machen wir doch Volkstrauertag

Heute durfte man bei Isa ein wenig über das traurigste Lied sinnieren. Ich kenne mich ja mit Traurigkeit nicht so aus, weil ich mehr so der lebenslustige Typ bin, wie meine Ärztin, die aus Berlin stammt, und ich heute feststellten, während wir meine Werte besprachen und dabei gemeinsam das Brandenburg-Lied von Rainald Grebe summten. Das allerdings ist aber nur bedingt traurig.

Es gibt auch einen feinen Unterschied zwischen echter Traurigkeit und, nun ja, Gejammer. "The Drowning Man" von The Cure beispielsweise ist natürlich ein ziemlich tränen- und wassernasser Runterzieher. Aber traurig ist es nicht, es ist Gejammer. Hingegen "Easter Sunday" von Patti Smith, das ist traurig.

Richtig traurig aber ist "Wichita Lineman" - aber nur und ausschließlich in der Version von Johnny Cash, dem Mann mit dem man gern über ein oder zwei Dämonen hinweg ein, zwei Sätze gesungen hätte. Das Stück, ursprünglich von Jimmy Webb und bekannt geworden durch Glenn Campbell, ist im Grunde ein Liebeslied. Das sind viele traurige Lieder, aber bei diesem Liebeslied ist von vergangener Liebe erstmal gar nicht die Rede. Vordergründig schwebt hier nur die Wehmut durch die dürren Zeilen, die die Arbeit eines Typen beschreiben, der die elektrischen Überlandleitungen in der Ödnis von Kansas überprüft. Simple Dinge, draußen sein, Drähte flicken, das Wetter beobachten. Würde es regnen, könnte er auch mal eine Auszeit nehmen. Und natürlich, da lügt der Text, keine kleine. Und dann ist da schließlich auch noch etwas anderes. Die Stimme, die er hört, wenn die Drähte summen. Aber er muß ja seinen Job machen.

"And I need you more than want you/And I want you for all time", das, Freunde, muß man auch erstmal von der linken in die andere Herzkammer transportiert bekommen. Oder auf dem Klavier spielen für jemanden, wenn man dort nicht verscheucht wird. Ist aber auch wahrscheinlich wenig Zeit für, wenn man pflichtbewußt ist, denn The Wichita Lineman is still on the line. Man muß ja immer weitermachen.

Radau | von kid37 um 21:00h | 2 mal Zuspruch | Kondolieren | Link