Dienstag, 22. Mai 2007


You Can't Buy A Gun When You're Crying

Words disappear,
Words weren't so clear,
Only echos passing through the night.

(The Greenhornes feat.
Holly Golightly, "There Is An End")


Auf zur Nachtfahrt, Lob dem Spelunkigen. Ich sage natürlich nicht, daß es zum christlichen Liederabend geht. Ein Mann und eine Frau, die so tun als seien sie aus Amerika, brav in Kleid und Anzug, schnallen ihre Gitarren um und singen Lieder wie "Jesus Don't Love Me Anymore". Den mußten wir in Norwegen zensieren, die sind da empfindlich, erzählen sie. Es ist der letzte Tag der Tour, Holly Golightly ist gut gelaunt und hält ein bissiges Schwätzchen mit ihrem Begleiter, der ein wenig aussieht wie Vincent Gallo. Dann müßte er einen Skorpion auf der Fußsohle tätowiert haben, erklärt man mir. Was wiederum zeigt, wie wenig Ahnung ich von echten Grebos Männern habe. Es handelt sich offiziell um Lawyer Dave, der im Vorprogramm ein paar eigene Songs über Gefängnisse und verdorbenes Fleisch mit lässiger Südstaatenschwüle daherjault, daß man sich in The Big Easy wähnt und am liebsten einer Ellen Barkin ein paar Rippchen brutzeln will. Feuerwasser und Klapperschlangen - und fast hätte ich mir eine Zigarette angezündet.

Überhaupt: Holly Golightlys rauchig schwingender Liederzyklus lädt mit Titeln wie "Your Love Is Mine" zu einem grobkörnigen Film ein, in dem sich sinnliche Frauen langsam entkleiden, wenn man Glück oder viel Alkohol zu Hause hat.

Vielleicht lehnen sie sich auch nur leicht, wie unabsichtlich, an der Bar neben einen und versuchen, mich für eine Religionsgemeinschaft zu gewinnen. Morgen lasse ich mir die Füße tätowieren und spiele christliche Seefahrerlieder zum Akkordeon. Morgen ziehe ich dich langsam aus. Nur die Kette mit dem silbernen Kreuz, die darfst du anbehalten.

>>> Holly Golightlys offizielle Webseite. Kauft alle Platten.

Radau | von kid37 um 15:07h | 11 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Sonntag, 20. Mai 2007


Tiger in the Woods



Ein sportlich ungeheuer aktives Wochenende findet seinen vergnüglich stimmenden Ausklang. Während der Samstag von den Bundesligaergebnissen dominiert wurde, harrte ganz Norddeutschland bangen Herzens dem Ausgang des 1. inoffiziellen Blogger-Golfturniers, das aus organisatorischen Gründen auf kleinem Platz ausgetragen wurde. Ich möchte es mal so andeuten: Wer diese Saison T-Shirts vom Hermetischen Golfcafé trägt, kann sich ganz vorne mit dabei zählen, aber so was von ganz vorne. Gleichwohl der Platz auf dem Siegertreppchen von einer geradezu furchterregend präzise aufspielenden Antville-Bloggerin hart bedrängt wurde.

Wer jetzt ein schlechtes Gewissen bekommt, weil das eigene Wochenende vielleicht eher unbeweglich vergammelt wurde, kann sich ein wenig "dabei" fühlen. Einfach mit der Maus kurz über das Bild gehen, schon läßt sich Hamburgs elegantester Abschlag nachstellen.


 


Donnerstag, 17. Mai 2007





In sanitären Reinräumen von feindlich gesonnenem Ektoplasma attackiert, versuche ich, eine gefaßte Miene zu bewahren, während sich mein Hirn in Schmerzen windet.

(Elektronische Installation nach einer Performance in der Berlinischen Galerie, 2007. Privatbesitz.)[*]

Aus der Reihe: Blogger machen Kunst.


 


Dienstag, 15. Mai 2007


Mamma Mia

Und während die Schläge der Hämmer auf seinem Kopfe dröhnten,
wachte ein Traum, ein Rest von Liebe in ihm auf, wie eine Fackel,
die hinein in seine Nacht leuchtete.
(Georg Heym, "Die Sektion". 1913.)

(c) Mia Makila (Tak!)Weiter geht's mit der Schneiderkunst: Die Schwedin Mia Mäkilä lebt und arbeitet in Norrköping und macht widdewitt eine Welt, wie sie mir gefällt. Nicht exakt das, was man fröhlich nennen würde, aber bunt, nun, bunt ist sie schon. Finstere Collagen und makabre Übermalungen beweisen, so eine Postkarten- und Glanzbildsammelzeit ist nicht vergebens.

Albträume und andere unheilvolle Nachtbegleiter als Mitternachtskunst, Bilder, die keine Sonne brauchen. Ich möchte sofort jedes einzelne davon. Denn wie jeder weiß: Wenn du den Schrecken nicht besiegen kannst, dann häng den Schrecken einfach an die Wand.

>>> Zur wunderschönen Webseite von Mia Mäkilä


 


Sonntag, 13. Mai 2007


Eine sanftere Welt

Das wird jetzt nicht jedermann gefallen. Wer gerade von Gottesdienst und 24h-Tankstelle zurückgekehrt ist, ein paar knittrige Blümchen im Arm, sollte vielleicht kurz innehalten. War Mutter wirklich immer freundlich?

Ein Trost, immerhin, für Lesefreunde. Es ist eine grimme Welt dort oben im Norden, wie es im Lied heißt. Besser, wir gewöhnen uns dran.

Paßt auf euch au

>>> A Softer World


 


Samstag, 12. Mai 2007


Anamnese / Mama Meese

Der Soldat wird älteren Damen wieder über die Straßen helfen.

Ist doch ganz logisch.


Jonathan Meese spricht über Blogs die Kunst, "mickrige Selbstverwirklichungsfanatiker", Demut und Erfolg.

(Ich möchte auch das, was in dieser Flasche ist. Vielleicht hilft das auch gegen die rasenden Schmerzen, die seit gestern Abend durch meine linke Kopfhälfte sägen. Mir steht ein Leben in abgedunkelten Räumen bevor, über der Zimmertüre steht "Zukunft". Bitte keine Blumen.)

via artblog


 


Freitag, 11. Mai 2007


Regen

1237 Tage. Heute in der Fabrik wieder Zitronenpressen. Etwas geht noch raus. Vielleicht, wenn man den Fuß draufstellt. Morgens aufwachen und denken, man sei bereit, ein Lied wie "Like A Rolling Stone" zu schreiben. Abends reicht es gerade noch zum "didn't you?"

Vor dem Fenster an meinem Platz am Brennofen brütet ein Saatkrähenpaar. Heute ducken sie sich tief und schwarz und müde mit leicht ausgebreiteten Schwingen über das Nest. Heute gibt es Regen.

Heute bietet man, zum Dank für die geleistete Sonderarbeit, weitere Sonderarbeiten an. Ich muß, ja muß, noch dankender danken, kurz vor dem Abdanken. Der Vorarbeiter, ein im Grunde netter Kerl, sieht es mit Kümmernis. Ich weise auf meinen Batteriestandsanzeiger. Wir werden nachspielen lassen.

Draußen tropfen die Bäume. Ich ziehe die Schultern hoch, schwingenlos, ein gerupftes Tier, dem ein einzelner Wasserfaden in den Nacken kriecht. Am Bahnhof ein Feuerwehreinsatz, ich gehe zu Fuß, was mir fehlt, ist nur eine Pinguinhaut.

Die geschnürten Pakete zu Hause sind dabei, sich langsam zu lösen. Aus den brüchigen Falten der Kartons quillt der Immobilienteil. Vielleicht, denke ich, ist es das Beste, wir rücken zusammen. Die Krähen, die schwarzen, und ich.