Donnerstag, 23. November 2006


Dunkel und sonderbar wohl auch

"But I don't want to go among mad people," Alice remarked.
"Oh, you can't help that," said the Cat:
"We're all mad here. I'm mad. You're mad."

(Lewis Carroll. Alice in Wonderland. 1865.)


"Toy No. 9" © Viktor KoenAch, was wäre dies eine Welt ohne Spielzeuge! Erwachsen geworden und nicht bereit, jeden Tag eine Lektion zu lernen. Nichts zu Experimentieren, Demontieren, Auseinanderzuschrauben, Anzustaunen, Kaputtzumachen, Neuzuerfinden. Dinge zusammenzudengeln, die noch nie ein Mensch gesehen hat. Kreaturen zu gestalten, deren Wesen reine Idee ist und deren Fähigkeit nur darin liegt, die Eltern tüchtig zu erschrecken.

Wie wunderbar also, daß es Künstler wie Viktor Koen gibt. Der macht schräge Sachen, verrückt, bunt aber düster, brutal putzig, immer auch kitschig, sicher, aber im herzerwärmend blutgefrierenden Sinn. Macht bestimmt riesigen morbiden Spaß und deshalb sollte man sich das ruhig ansehen. Ich kann leider am Freitag nicht - unter anderem, weil ich mit meinem zickigen Rechner spielen ernste Dinge bereden muß. Ihn auseinanderschrauben, neuzusammensetzen, anstaunen, kaputtmachen neuerfinden und ihm Fähigkeiten beibringen, die ich eigentlich voraussetze.

Aber sobald alles (oder wenigstens mein CD-Brenner wieder will), werde ich mir wenigstens ein anderes Wunderland anschauen. Das andere wird dann alles nachgeholt.

("Dark Peculiar Toys", 24.11.2006 bis 13.1.2007 in der Strychnin-Galerie. Berlin, Boxhagener Str. 36)


 


Dienstag, 21. November 2006


Amok Koma

Der jugendliche Amokläufer soll ein "exzessiver" Nutzer von "Killerspielen" gewesen sein. Deshalb, so fordern es Politiker, müssen diese verboten werden.

Das Nachahmungspotential sei zu hoch. Dies gilt glücklicherweise für Leser des Spiegel und Betrachter des aktuellen und überall plakatierten Titelbildes nicht. Soldatenkluft, Knarre und die Forderung, "Die Deutschen müssen das Töten lernen", machten mir sonst noch angst.


 


Montag, 20. November 2006


Mal zusammenstehen

Als am Wochenende der Server weg war, haben einige nicht nur geweint und andere getrunken. Vielen ist sicher auch aufgefallen, was wir hier eigentlich haben: ein in aller Regel gut funktionierendes Blogsystem mit toller Nutzergemeinschaft, für das wir alle nichts zahlen, weil es Dirk Olbertz so will - und finanziert.

Wir leben hier also wie die Maden im Speck, schreiben, malen, entrüsten uns, weinen und kuscheln - und das alles für lau. Auch deshalb ist die Aktion, ab und an eine Spende für den laufenden Betrieb zu leisten und das eine oder andere Stück Hardware zu finanzieren, eine prima Sache.

Dirk Olbertz stellt aber nicht nur die technische Plattform zur Verfügung. Einige werden es mitbekommen haben: Vor einiger Zeit bereits gab es einen Rechtsstreit, bei dem unter anderem auch verlangt wurde, Nutzerdaten herauszugeben, um an Blogger und Kommentatoren heranzukommen. Dirk hat sich geweigert, es gab Abmahnungen und einen Prozeß, den Dirk gewonnen hat. Alles super also? Leider nein.

Lest hier selbst. Dirk hat recht bekommen - und eine saftige Rechnung dazu.

Jetzt kann man lamentieren und die Hände vor den Kopf schlagen, seinem Abgeordneten schreiben oder sonst was tun. Ich finde, man könnte auch einfach zusammenlegen und eine kleine Summe beitragen und damit schnelle Hilfe leisten. Einfach mal was zurückgeben.

Bei knapp 9.000 Blogs auf Blogger.de sollte es doch kein Problem sein, wenn jeder etwas gibt, so wie er oder sie halt kann. Wenn nur hundert Blogger je fünf Euro spendeten, wäre ein Anfang gemacht. Ich möchte bei der Gelegenheit daran erinnern, daß solche Rechtsstreitigkeiten nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven kosten.

Wie heißt es so schön? Es wäre für jeden bloß eine Kleinigkeit, für Dirk und letztlich uns alle aber eine riesige Hilfe.

Kontodaten gibt es hier.

(Kommentare sind aus. Ich will hier keine Diskussion. Wer sich nicht angesprochen fühlt, auch gut. Ansonsten: Überlegt einfach, was euch das Bloggen hier wert ist, füllt eine Überweisung aus und verbreitet die Nachricht. Danke.)

Tentakel | von kid37 um 21:16h | | Link

 


Samstag, 18. November 2006


Distinktionsgewinn

Heute, der Anflug einer Überlegung, mitten im Gewimmel des großstädtischen Konsumsozialgewirrs (ist nicht identisch mit Sozialkonsumgewirr, das ist hier!):

Was mir fehlt, ist ein T-Shirt mit

Ich habe nie einen Klingelton heruntergeladen


 


Mittwoch, 15. November 2006


You don't send me flowers anymore

So, jetzt hier, weiter, weiter. Zackzack. Wir können uns nicht immer mit diesem Zeugs aufhalten. Die Zeit wird knapp.

Zu den entzückendsten Möglichkeiten jugendgestützter Internetkommunikation gehören bekanntlich die kleinen Botschaften, die man sich mittels kreativ generierter Suchanfragen in die Referrerliste senden kann.

Man benötigt dazu einen eitlen, also irgendeinen, Blogger als Adressaten, eine Suchmaschine und eine mehr oder weniger geschickt formulierte Suchanfrage, die einen Treffer im adressierten Blog erzeugt - und per Klick einen Eintrag in die Referrerliste, die der gemeine Blogger bekanntlich minütlich im Auge behält.

So könnte ich jetzt bei Google eingeben:

Liebe+Lu+ich+habe+noch+keine+Zeit+für+einen+Fotogruß+
gefunden+denn+wenn+ich+abends+nach+Hause+komme+
ist+es+draußen+für+meine+Idee+schon+zu+dunkel


dann klicken, wenn die Miagolare erscheint - und schwupps hätte es die Lu in ihren Referrern, und ich müßte ihr keine Mail schicken. Toll, nicht wahr?

Zu meinen liebsten derartigen Botschaften, neben anderen Nettigkeiten, gehört der unvergeßliche Satz: "Herr Kid tut schäbig, denn sonst kann er nichts".
Ein geflügeltes Wort mittlerweile, treffender kann man es in der Kürze und Beschränkungen der technischen Möglichkeiten kaum formulieren.

Heute nun, auch super:

Search request: kid37 hat einen drin

Jetzt ist es ja so, daß ich nicht mehr so häufig betrunken blogge, was in erster Linie der Tatsache geschuldet ist, daß ich morgens aushäusig allerlei verbiegenden Tätigkeiten nachgehen muß, damit abends überhaupt Alkohol auf dem Tisch zu stehen kommt. Was auch nicht weit führt, ist der mir vor einiger Zeit von einem berühmten Kollegen erteilte Rat, doch erstmal selbst "einen reinzumachen", ehe ich mitrede weiter, s.o., schäbig tue. Da schlösse sich also ein gewisser thematischer Kreis, nur leider landen meine Bälle nach wie vor im Aus, und die 15 Minuten im Internet sind auch schon vorbei.

Keiner drin also, bleibt die dritte Erklärung. Im Norddeutschen würde man ja etwas bildlicher gesprochen sagen "Kid37 hat einen Sparren", das steht sogar schon so bei Rühmkorf (selbstredend sans Kid37), dem großen alten Mann des Zeitgedichts. Vielleicht ließ sich das bislang nicht über Datenkraken generieren, aber nun, da ich das Wort geschrieben habe, ist das Wort Fleisch geworden und siehe - es wird sein in den Suchmaschinen immerdar:

Sparren, Sparren, Sparren.


 


Dienstag, 14. November 2006


Hel, Hel, Look'n'Loll

Ich hab's ja schon immer gesagt (habe ich?): Helsinki ist das neue Tokio! Und es ist gar nicht so weit. Gleich mal Flugtickets besorgen, Haare färben - und schwupps bin ich dabei. Höllisch.

Hel Looks - Ausstellung bis zum 26. November


 


Montag, 13. November 2006


Adhoc: Nicht in Nebelwerte investieren!

Prioriäten richtig setzen: Der Weltekel darf nicht vom Blogekel übertönt werden.