Montag, 1. Januar 2018


Na, dann Prost.



In der von hormonumwölkten pubertierenden Jugendlichen wie eine Teenagergesangstruppe parareligiös verehrten, hosenbundlockeren Reihe Mit toten Tieren durch das Jahr kommen wir gleich zu Beginn eines neuen solchen zum geräucherten Fisch.

Den haben sogenannte "lustige" Gesellen auf der Straße andekoriert. Wie das hier in Norddeutschland so ist. Aber auf diese Weise spricht der notorisch stumme Geselle umso lauter. Gar nicht wie der sprichwörtliche fish out of water, sondern wie eine singende Sirene aus den dunklen Tiefen des Meeres frivoler menschlicher Begierden warnt er wie eine kritisch bedruckte Zigarettenschachtel vor den tödlichen Gefahren des Rauchens. Und nur die Gnade einer Bildbearbeitung Kamera hat alle seine Rückblicke in sanfte Unschärfe gehüllt.

Ein Glück, werden manche Leser denken, denen der Kopf schwer und traurig ist von wilden Feiern, Alkohol con gaz und Konfettitrubel, ganz zu schweigen von den Giftgasdämpfen bleierner Zeiten beim Silvesterorakel. Nun wollen sie einen Rollmops und eine Zigarette, um weniger verschwommen geradeaussehen zu können. Ja, einen toten Fisch auf ein Holzstäbchen spießen statt ihm eine letzte Gnadenzigarette, mit der er sein Leben aushauchen kann, zu gewähren, das ist natürlich ok. Aber wehe, man schreibt Silvester mit y. Da seid ihr wach.

Mein Rückblick auf 2017 braucht keinen Nebel. Für mich war das ein ganz schönes, teilweise schön irrwitziges und auch schön anstrengendes Jahr, um das mal vorsichtig zu sagen. Offene Türen, Menschen, die sich, etwas spooky, tatsächlich für mich interessieren, sehr merkwürdige und aufregende Konstellationen vom Verpassen und Wiederfinden, von neuer Kraft und alten Ideen und einer gewissen Ruhe. So als stünde man vor einem neuen Haus und einem neuen Leben und hätte sich zur Pulskontrolle erstmal eine angesteckt. Bloß nicht umdrehen, sagt man ja. Jedenfalls nicht zu sehr. 2018, kannst kommen.

>>> Geräusch des Tages: PJ Harvey, Down By The Water