Donnerstag, 31. Dezember 2015


Mirror, Black Mirror



Meine Liebe zu den Arbeiten Camille Rose Garcias ist ja internetbekannt. Nach längerem Hin und Her (die Editionsgeschichte ist vertrackt, verschleppt und auch wieder vergessen) habe ich mir als schönes Weihnachtsgeschenk ihren aktuellen Band Mirror, Black Mirror unter den Baum gelegt. Er gibt einen Ausstellungsüberblick der letzten Jahre, etwa ab 2008, nachdem Garcia stadtflüchtig wurde und mit Mann und Maus "in die Wälder" zog. Nicht mehr so bunt-brutal wie frühere Zyklen wie Ultraviolenceland, dafür detaillierter, subtiler, süßlich vergifteter und in feinere Abstufungen zerlegt. Wir finden immer noch die bösartigen, verschlagenen Disneyprinzessinnen aus dem Kanon der Südkalifornierin, die gekippten Sumpflandschaften und mörderischen, knallfarbenen Kinderüberraschungen mit ihren vitriolgetränkten Tenktakeln, Arsenbonbons und Wunderlandperversionen. Eher nichts für die Kinderzimmertapete, aber eine klebrige Venusfliegenfalle für ältere Liebhaber. Kunstliebhaber, meine ich.

Ein schauriger Leuchtraketenhimmel, ein schwarzer Spiegel, den ich gerne dem Jahr 2015 entgegenhalte. Nimm das, Zuckerstück. So siehst du in Wahrheit aus.

(Camille Rose Garcia. Mirror, Black Mirror. San Francisco: Last Gasp, 2015.)

>>> Beitrag mit Interview zu Mirror, Black Mirror auf KQED.