Freitag, 25. September 2015


Urlaub #I



Endlich Herbst! Dunkle Wolken senken den hochmütigen Menschen wieder das Haupt, Schwermut und Demut schlurfen wie graue Geschwister mit ihren Decken zum nunmehr verlassenen Freibad. Drücken zögernd die Klinke des verschlossenen Tores. Verhallt, verhallt die Schreie und Juchzer der Kinder, die bunten Bälle, alle verweht. Endlich Herbst, sage ich, die Mühsal der sommrigen Urlaubstage vergessend, durchatmen in schöneren Kleidern, kein Schweiß, kein Speiseeis klebt auf meiner Brust. Sommerfähnchen hängen längst in den Schränken, Wespen zucken klamm in dichter gewebten Netzen fetterer Spinnen.



Könnte ich wählen, ich wäre ein Urlaub in Deauville, trüge mit nach innen gekehrter freudiger Empfindsamkeit meinen neuen Strandanzug und genösse kühlere Gischt und die ehrliche Ruhe der Nachsaison. Die Fotografin Kourtney Roy hat das für mich als stilles Glück verfilmt, eine Stimmung zum Mitnehmen, eine Heimat für schön schwere Gedanken, fern von goldenem Flitter und verlogenen Versprechen. Die Hitze zu kosmischem Staub verfallen, wie eine Blase verschrumpelt, als Nachhall nur noch wie giftiger Auswurf einer fernen Explosion. Tiefer atmen jetzt mit volleren Nüstern: Auf Ernte folgt Moder, ein Ende. Wenigstens Wahrheit.