Donnerstag, 21. Januar 2010
Über Schnapszahlen nachdenkend bin ich schnell bei meinem Kneipenroman "Die Ischen und ich" (Hamburg, 2007) gelandet, die Schilderung eines saumseligen Gesellenlebens immer hart am Thekenrand entlang. "Dort, wo es heißt, komm' mach noch einen, wo sich die Geräusche heiseren Lallens vor und dem Gurgeln des Gläserspülens hinter dem kupferbesetzten Trennwall zwischen Service und Austrinken vermengen, spielen die Geschichten zwischen Nacht und Morgengrauen. In "Die Ischen und ich" treffen sich nüchterne Verlierer und trunkene Gewinner, Halb- und Viertelschöne im trübelektrischen Licht der..." usw. usf. (Klappentext).
Es sind natürlich bloß alkoholfahnig wiederbelebte Erinnerungen, ein beschworenes Damals™ also, die Zeit, als einfach alles auseinanderflog, pure Energie, ein Geruch aus Haarspray, kaltem Rauch und billigem, billigem Wein. In der Nacht langes Hocken auf irgendwelchen Treppenstufen, Geräuschfetzen, irgendeine Musik, Sex Beat. Auch schon tot.
Näherungswaisen. Bier- und staubverklebte Oberbekleidung, und das darunter konnte man ja nicht wissen. Halluzinatorische Jahre, von hierhin nach dorthin, immer unterwegs, die Angst vor dem Stehenbleiben, und wenn, dann nur "kurz mal gucken", weil da ein Sternenhimmel war oder ein schrecklicher Unfall. Heute ist man ja beladen und zu ausgefranst auch, um schnittig um die Ecken zu stehen. Die alten Träume längst verhandelt, kauft man billig gebraucht, 3, 2, 1, und dann noch eins. Läßt sich erzählen und erzählt, zwei und zwei und zwei und zwei. Das könnte auch eine falsche Telefonnummer sein, ein Geburtsdatum, ein Nachtbus oder Tip für den nächsten Lottoschein. Immer weiter also. Weiter voran.