Sonntag, 10. Januar 2010


Nicht genug Winter

You held at arms length.
You so afraid.
You by the waterfront.

(The Black Heart Procession, "Waterfront".)

Die Rüge der Freundin, die Mahnung. Die Erinnerung, als man noch betrunken bloggen konnte wie ein wettergegerbter Fischer aus Kanada, der nicht weiter als bis zu seinen Stiefeln spuckt. Ohne Mütze, Hut und Mantel, und ohne Rahmengeflecht. Morgens zieht die Bahn ihr verwischtes Bild am Fenster. Schnee im Hafen, Grau unter Grau, gegenüber kichert eine Gruppe Mädchen, die fröhlich die Schule schwänzen. An den Landungsbrücken stolpern sie hinaus mit ihren sternenbeklebten Schuh'n. Schnuppen im Schnee, stapfende Waisen, und irgendwann so bald schon eine weitere verfrorene Erinnerung. Ich erinnere nichts, male jeden Raum neu, mit schleppendem Gesang, die Wände, die Decken, schleife die frostigen Böden ab. "But memories can walk." (Rowland S. Howard, "Marry Me")

Es sind die Momentaufnahmen, die anatomischen Splitter, strukturlos, keine Reise, auf die man jemanden mitnimmt. Die schönen blonden Russinnen hier in der U-Bahn, wie man immer gleich "Mafia" mitdenkt, wie man selbst nur ein Moment in der Nacht ist.

Leidenschaft (Beta Version), dazu die Ratgeberseite "Lachen ohne Führerschein". Das letzte Bild, der letzte Satz, den man veröffentlicht, wenn die Bombe fällt. Weißt du ihn? Ach ja, weißt du ihn? Alles ist tragbar. Die Musik ist tragbar. Das Telefon ist tragbar. Der Kaffee ist tragbar. Nur die Liebe nicht. Die ist nicht tragbar. Die will ihren Platz.


>>> Geräusch des Tages: The Black Heart Procession, Waterfront