Montag, 17. August 2009


Sonntage

Man hielt diese Männer für "harmlos" und erlaubte ihnen, dorthin
zu gehen, wo anderen der Zutritt verwehrt blieb.
Mit einem aller Hindernisse spottenden Enthusiasmus
erklommen sie die Anden, zogen durch Wüsten, kämpften sich
durch das Gewirr der Dschungeln. Sie zerstreuten sagenhafte
Vorstellungen und brachten dafür Tatsachen ans Licht.

(Victor W. v. Hagen. Südamerika ruft:
Entdeckungsreisen großer Naturforscher
. 1959.)

I never doubted it.
What's for you will not pass you by.

(Moloko, "This Familiar Feeling".)



Langsam schraube ich den Radius etwas größer. Den Arbeitsstaub der Woche gilt es aus den Lungen zu pressen, schnurgerade Linien zwischen spazierenden Hundebesitzern und kurvenden In-Line-Skatern zu ziehen. Aus den enger geschnürten Wochenenden noch etwas Zeit für ein kleines Picknick zu schneiden, erschöpft-hungrige Rast zu machen und die Wespen zu zählen wie Blütenblätter.

Das schmerzhafte Licht der Nacht mit all ihrer Wehmut ablösen durch das schmerzhafte Licht gleißender Sonne und spiegelnder Blitze schnellbewegten Chroms. Ich möchte die Stadt gerade nicht sehen, ich möchte das Surren der Reifen hören, das Zirpen der Heuschrecken an den Wegrändern, wie das Summen von elektrischem Strom, wie das scharfe Sirren im Kopf nach einer durchtanzten Nacht.

Neue Wege entdecken, Entdeckungen machen, nichts Spektakuläres, schmalere Pfade, überraschende Übergänge. Ich schiebe das Rad durch die Brombeerhecke, über Bahngleise, eine Unterführung hindurch und lese neue Ortsschilder. Der Sinn ist, daß nichts passiert. Daß man leer wird, nur Wind spürt und Hunger. Daß man leer wird, und leise, und den Hunger stillt.