Samstag, 17. November 2007
in die Straßen der Städte ergossen
Und spülen vorüber die Trümmer zerborstener Welt.
(Ernst W. Lotz, "Aufbruch der Jugend". 1913.)
Um das allgemeine Empörungsgedröhne und Waschküchengezänk nicht zu hören, verlasse ich für gewöhnlich ja kaum noch das Haus. Selten jedenfalls ohne meine Kaufhalle- Einkaufstüte über dem Kopf. Aber nachdem mir immer wieder die netten Einladungen ins Haus flattern, dachte ich, komm, ist Samstag, da darfst du eine Stunde länger, gehen wir doch mal bei Linda bei. Dort zeigen im ehemaligen Feinkostladen Spirituosen Sigvald Hansen die Herren Jens Mittendorf und Daniel Schieben sehr hübsche Fotoarbeiten.
Mir gefielen dabei vor allem die Bilder Mittendorfs, nicht nur, weil sie aus den Achtziger Jahren stammen und in stimmungsvoll körnigem Schwarzweiß Alltagsbilder aus der DDR zeigen, die mich ebenso wie die kahlgerupften Wände in der Hein-Hoyer-Straße an mich selbst erinnern: zerbröselnd, perdu und mit dem mittlerweile leicht beklemmenden Gefühl, selbst auch einmal jung gewesen zu sein. Möglicherweise meinte der Autor der Bilder was völlig anderes, aber das kann mir mal schön egal sein. Nette Menschen übrigens dort bei Chez Linda, auch das muß man mittlerweile ja dick hervorheben.
Aber selbst wenn es hieße, ich mochte euch, ihr müßt das nicht unbedingt, ist es doch genau das, worum es Damals™ eben auch ging: einfach machen, eine Erinnerung schaffen, weil euch die als einzige nicht genommen werden kann.
(Jens Mittendorf und Daniel Schieben, bis 27. November im Kunstverein Linda, Hein-Hoyer-Straße 13, Hamburg.)