Mittwoch, 18. Mai 2005
We would go on as though
Nothing was wrong
Hide from these days
To remain all alone
Staying in the same place
Just staring at the tide
Touching from a distance
Further all the time
(Joy Division, "Transmission")
Damals fand ich die gar nicht gut, weil ich ein verjammerter Oberstufenschüler war und mich sodann folgenreich in The Cure verknallte. Hatten Joy Division nicht auch, schlimm, Gitarrensoli? Waren das, schlim schlimm, am Ende gar Rocker? Hatten die, schlimm schlimm schlimm, nicht so merkwürdige Fascho-Assoziationen geweckt durch ihre Bandnamen und Bühnenrufe und Single-Cover? Zu spät erfuhr ich, daß sie so übel nicht sein konnten, hatten sie doch als Stiff Kitten angefangen. Das zeugt von Geschmack: Atrocity Exhibition, was für ein Programm!
Zwei, drei Jahre zuvor hörte ich ab und an noch, widerwillig zwar, aber immerhin Georg Danzer, weil das Mädchen, das diese Platten besaß, mich sonst nicht unter ihren Pullover hätte fassen lassen. Aber dann kam diese neue Musik, das Mädchen ging, und ich dachte: KEINE KOMPROMISSE MEHR!
Da aber war er schon tot, aufgeknüpft nach dem Genuß eines Werner-Herzog-Films, so ging die Saga. Und ich hatte die Konzerte in Köln und Münster sausen lassen. 25 Jahre ist das heute her. Kinder, wie die Zeit vergeht. Da war man ein verpennter Pennäler im schwarzen Existentialistenjacket, angst-ridden und mit Strick um den Hals. Und nun? Ein Blogger! Ruhig, gesetzt, emotional ausgeglichen... so sitze ich hier im schwarzen Unknown Pleasures-T-Shirt, blinzle in die Abendsonne und lausche der Amsel, die vor meinem Fenster "Transmission" flötet.
Ian Curtis, schließ die letzte Tür. (* 15. Juli 1956 † 18. Mai 1980 )