Montag, 20. September 2004
Nach meiner Heimkehr gestern nacht vergaß ich, Brot aufzutauen.
Nun mußte ich eben Kuchen essen.
Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht
Der Schnellzug tastet sich und stößt die Dunkelheit entlang.
Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger, nachtumschienter Minengang,
Darein zuweilen Förderstellen blauen Lichtes jähe Horizonte reißen: Feuerkreis
Von Kugellampen, Dächern, Schloten, dampfend, strömend...
nur sekundenweis...
Und wieder alles schwarz. Als führen wir ins Eingeweid der Nacht zur Schicht.
[...] Und dann die langen Einsamkeiten. Nackte Ufer. Stille. Nacht. Besinnung. Einkehr. Kommunion. Und Glut und Drang.
Zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfest. Zur Wollust. Zum Gebet. Zum Meer. Zum Untergang.
(Ernst Stadler. 1914.)
Drei tolle Tage in Köln. Nach Jahren wieder und außerhalb der jecken Saison. Leider war die Cartier-Bresson-Ausstellung im Museum Ludwig schon beendet. Dafür gab es eine kleine Schau mit reichlich anzüglichen Zeichnungen von Picasso und die sowieso recht ansehnliche Dauerausstellung. Dummerweise war ich ein wenig malade, so daß ich auch vergessen habe, mir den Namen eines Objektkünstlers zu notieren, über den ich noch etwas nachlesen wollte. Überdies sah ich zwei schöne japanische Filme: Dolls von Takeshi Kitano, eine symbolgeladene, traurige Studie über die Liebe. Und IKU, ein schriller Pink Eiga, diesmal im Gewand eines skurrilen japanischen Sci-Fi-Pop-Art-Pornos. Barbarella in Cyberland mit hübschen Referenzen u. a. an Blade Runner.
Miss Monolog übrigens kann sehr gut kochen, auch wenn es für mich natürlich wie immer auch ein Käsebrot hätte sein dürfen. Aber wer sich in diesen und anderen Dingen so viel Mühe gibt, wird eben mit einem hungrigen Esser belohnt.