Sonntag, 9. Mai 2004


Everything else is broken

"Everything else is broken" (Radiohead, "Planet Telex")


Das rote Grausen setzt hier spätestens jeden zweiten Samstag im Monat ein. Da nutzt auch kein süffisantes "He, lass doch die Vergangenheit ruh'n, schau doch nach vorn..." Einfach mal das Maul halten. Es ist nicht jeder stumpf. Und bar jeder Grenze. So.

Heute also noch Vollmond genug und Hafengeburtstag. Auch so eine Spackonautenveranstaltung. Aber als ich frisch nach Hamburg gezogen war und sowieso erstmal in der schönen Talstraße gleich auf der Reeperbahn um die Ecke gastierte, bildeten sich erste Rituale. Rund ums ehemalige "Störtebecker", den "Pudel" und das "Hafenklang". Zum Hafengeburtstag wird an der Hafenstraße ein Soundsystem aufgebaut und ein, zwei Bühnen drumherum. Da kann man dann ungepflegt abhängen, ein Bier oder drei trinken, passiv mitrauchen und sich schäbig fühlen. Kann man jetzt endlich wieder machen.
Auf Bühne 1 war das wohl gerade "Bitchfinga", wenn ich die Ablaufliste richtig interpretiert habe. Straighta Konkret-Punk mit No-Nonsense-Sängerin. Korrekt vorgetragen, viele Arme in der Luft.
Unten rockten bei "SensiSoldier" MCs aus Heidelberg das House. Kompromißloser In-die-Fresse-Drum'n'Bass mit knüppelharten Tieftonattacken. Taugt auch fürs vierte Bier. "I say mo' er - you say fugger!" Fickt euch die Knie, hier tobt die Straße. Kehrwiederspitze? Nicht im Traum.

No more emotional black-mail. "I am crazy for you but not that crazy", Magnetic Fields.

"With friends like these, who needs enemies?" (Powderfinger, "DAF")


Genau. Braucht kein Mensch. Von der oberen Bühne trollten derweil nämlich irgendwelche finsteren finnischen Langhaarträger wirklich lustiges Death-Metal-Zeug herunter. Name war nicht zu erkennen, endete irgendwie auf "...goth", kann aber auch ganz anders gelautet haben. Schwer frontal headbanging und natürlich ein cooler Gegensatz. Enthemmte Weiber rockten am Bühnenrand. Die haben heute Nacht bestimmt noch was vor. Wohl mit finnischen Death-Metal-Trollen. "I'm so evil" grunzten die Jungs in ihre Mikros. Dann wieder elektrisch verstärktes Brutal-Kopfnicken. Hätte eine Betonmauer vor ihnen gestanden, man hätte es auch für ein Gruppentreffen der örtlichen Anonymen Borderliner halten können.

"A smack on the head is what you'll get for asking" (The Smiths).

Dann mit vollgekotzten öffentlichen Nahverkehrsmitteln nach Hause.
"Hamm und Horn schuf Gott im Zorn", heißt es in Hamburg. Tja, irgendwo muß die B-Ware ja wohnen. Die zweite Wahl. Hier bin ich richtig, hier bin ich zu Haus. Geiler Abend also. Schade, habe Herrn AxelK nicht getroffen. Von dem hätte ich mich heute gern zum Volltanken überreden lassen. Next time.

Jetzt zehn Aspirin und ausschlafen. Voll aggro.