Dienstag, 17. Februar 2004


Wahlen nach Zahlen

Heute mittag bemerkte ich zufällig in der Innenstadt dieser nach einheitlicher Meinung seiner Ureinwohner "schönsten" Stadt einen bekannten Politiker, der bis vor ein paar Monaten noch mit Regierungsmacht versehen war. Dann katapultierte ihn eine für Kenner der hiesigen Politszene nicht komplett überraschende, insgesamt aber absurde Geschichte aus dem Amt. Aus Amt und Würden kann man in diesem Fall beim besten Willen nicht sagen, denn "Würde" hat es in dieser Beziehung von Anfang an nicht gegeben. Jedenfalls wird deshalb am 29. Feburar in dieser schönen Stadt neu gewählt .

Ich erlaubte mir die Freiheit, auf dem Platz vor dem Rathaus dieser so schönen Stadt zu verweilen und den Mann ein wenig zu beobachten. (Da dieser Mann auch lückenlose Videoüberwachung propagierte, wird es ihm nicht unangenehm gewesen sein.)
Der entehrte Ex-Senator versuchte, über sein Mobiltelefon ein Gespräch zu führen, was offenbar technisch problematisch war. Überhaupt konnte man sehen, daß die Politik ein - wie er selber mal sagte - ein schmutziges Geschäft sein muss. Jedenfalls fordert sie Tribut.
Ich bin natürlich nur Laie. Aber der Mann wirkte ein wenig gestresst, böse Zungen würden vielleicht sagen, verwirrt, desorientiert. Er ging immerzu im Kreis. Er umkreiste mich. Er wählte mit wechselndem Erfolg irgendwelche Nummern. Mit angestrengtem Gesicht. Er lief fünfzehn Meter nach hier. Dann lief er fünfzehn Meter nach da. Dann drehte er sich um und rannte wieder auf einer Kreisbahn. Mir wurde ganz schwindelig. Ich schnappte einen Satz auf: "Dann können wir die Wahl vergessen!"

Ich weiß, mich hat niemand gefragt. Warum auch. Dennoch ein wohlmeinender Rat: Vergessen Sie die Wahl! Echt. Nehmen Sie Urlaub. Spannen Sie aus. Gewinnen Sie Abstand.
Danke.

Wo wir gerade dabei sind.
Eine kleine Wählergruppe, die einstmals als "sozialdemokratisch" verfemt wurde (diese Zeiten sind ja - gottlob! - vorbei), nimmt auch wieder an dieser Wahl teil.
Sie hat die Stadt mit Plakaten vollgestellt. Ein Herr M. verspricht dort 180.000.000 neue Kitaplätze. (Es können jetzt auch ein, zwei Nullen mehr oder weniger sein. So genau habe ich das auf die Schnelle nicht gesehen.) Auch verspricht er 40 neue Lehrer (auch hier: Vielleicht war es auch eine Null weniger oder mehr). Mehr Arbeit, mehr Brot und vor allem mehr Polizisten auf der Straße. Angesichts der beschämenden Ausstattung mancher Wache möchte man es den Polizisten nicht verdenken, lieber auf den schicken Straßen dieser schönen Stadt Dienst zu tun. Jedenfalls, dieser Herr M. nimmt die Sache sehr wichtig. Er will sich nun sogar persönlich verbürgen für diese 180 Trillionen neue Kitaplätze. Milliarden Hamburger werden nun Kinder machen und sie dann in drei Jahren zu Herrn M. ins Reihenhaus bringen, damit er sie betreue. Ich hoffe nicht, daß Herr M. seine alte Mutter um eine Bürgschaft für die Bürgschaften gebeten hat. Man weiß ja wie das geht. "Mama, eine todsichere Sache. Aber ich brauche Deine Unterschrift. Keine Sorge, es kann nichts passieren." Und das nächste, was man hört ist, daß das Häuschen von der Mutter von Herrn M. zwangsversteigert und in eine Kita umgewandelt wurde...

Die anderen Parteien wurden übrigens von Spaniern unterwandert. Überall liest man nur "Ole". Har har. Jetzt denken alle, das sei ein dämlicher Kalauer. Nein, es stimmt: Die FDP (Fraktion der Pfallschirmspringer - da war er, der Kalauer!) textet - mangels Inhalt - so: Olé, Olé.

Soll noch einer sagen, die Hanseaten kennten keinen Karneval. Wo war ich eigentlich nochmal am 29.?

Homestory | von kid37 um 22:02h | ein Zuspruch | Kondolieren | Link

 



Hörbücher

Ich kann's nicht mehr hören.

Echt jetzt.

Bald gibt es bestimmt das erste "Das Buch zum Hörbuch".

Radau | von kid37 um 21:34h | 11 mal Zuspruch | Kondolieren | Link