Nachlese der Provokationsagenten

Warum die Lesung in Wien so schön war, wollte ich noch sagen.

>>> Augentrost (nicht bürotauglich) auf Youtube
(Watch for the Tassles Tassels!)

(Ich saß aber den ganzen Abend brav in der Ecke und habe ein Buch über String-Theorie gelesen.)

Lee LozanoDazu passend, noch bis zum 15. Oktober in der Kunsthalle Wien: Werkschau von Dorothy Iannone und Lee Lozano - Sexualität, Kunst und Leben, die Initialen der großen Klassenlotterie. Iannone, die Lebensgefährtin von Dieter Roth, dessen Werk wiederum mir über die Jahre immer mehr ans Herz gewachsen ist, beschreibt auf manisch exhibitionistische Weise die intime "Saga" einer Liebe. Lozano, weitaus unbekannter, aber spontan interessanter wirkend, unternimmt in den 60er Jahren einen ähnlichen Selbsterfahrungstrip. Eine Beatnik-Odyssee zwischen Peyote, Feminismus, Gendertheorie und Protest. (Wobei sie merkwürdige Strategien ergriff: Um gegen die Unterdrückung der Frau zu polemisieren, weigerte sie sich, mit Frauen zu reden.) Zitat: "Suche die Extreme, denn dort spielt sich alles ab."

Es muß auch Menschen geben, die irgendwas ganz konsequent machen.

(Dorothy Iannone, Lee Lozano: Seek the Extremes....
Bis zum 15.10.2006 in der Wiener Kunsthalle)

Flanieren | 13:43h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Dienstag, 10. Oktober 2006, 16:36
Was lese ich denn da? Lee Lozano will ihr Konzept "to boykott woman" nicht nur vorübergehend, sondern bis an ihr Lebensende aufrecht erhalten. Heißt das wirklich kein einziges Wort mit einer Frau, nie und nimmer, nicht einmal zur Bedienung ein freundliches "Bitte, ein Glas..." Wenn die Künstlerin kein Schild um den Hals trägt, ich spreche nicht mit Frauen, um auf deren Unterdrückung aufmerksam zu machen, versteht ihren Ansatz wohl keine, die ihr unbekannterweise im Alltag begegnet.

 link  
 
kid37 - Dienstag, 10. Oktober 2006, 17:10
Lozano starb zurückgezogen 1999. Ich stelle mir das im Alltagsleben sehr anstrengend vor. Andererseits hatte ich den Eindruck, sie war wohl auch selbst ein bißchen anstrengend. Vielleicht muß man das alles mit einer Prise Salz einnehmen, wie es so schön heißt.

 link  
 
der toby - Mittwoch, 11. Oktober 2006, 15:25
Welches Buch war das denn? Empfehlenswert?

 link  
 
kid37 - Mittwoch, 11. Oktober 2006, 17:09
Ich kann das nicht empfehlen, zu absorbierend. Wie das Video zeigt, gingen währenddessen andere Ereignisse an mir vorbei.

 link  
 
eon69 - Mittwoch, 11. Oktober 2006, 18:14
Hätte ich gewusst, dass Sie sich für Sachen wie die Stringtheorie interessieren, hätte ich Ihnen schon längst folgendes Buch ans Herz gelegt:

Brian Greene
Der Stoff, aus dem der Kosmos ist

mit besten Empfehlungen

 link  
 
kid37 - Mittwoch, 11. Oktober 2006, 22:37
Jemand, der Titel wie Das elegante Universum im Gepäck hat, kann kein schlechter Mensch sein. Bei meinen Reisen in die Sphären höherer Physik war ja zuletzt Robert Anton Wilson mein Flugbegleiter. Zeit vielleicht, mich ein wenig zu aktualisieren.

 link  
 
kid37 - Mittwoch, 11. Oktober 2006, 22:43
Zu Robert Anton Wilson sei bei dieser Gelegenheit der Hinweis erlaubt, das es dem großen Mann des verwobenen Denkens gar nicht gut geht.

 link  
 
frau klugscheisser - Donnerstag, 12. Oktober 2006, 02:37
Tassles Tassels
Diese Quasten gehen überhaupt gar nicht! Erinnert mich an das hier. Solche Bilder können einen die gesamte Pubertät versauen. [wann gibt´s wieder Mittwochsmoral?]

 link  
 
kid37 - Donnerstag, 12. Oktober 2006, 02:52
Oh stimmt, Tassels, was ich schrieb ich denn da oben...

Es geht natürlich auch ohne, aber wozu? Als Mann ist man, was das Schwingen angeht, ja ein wenig einteilig seitig ausgerüstet, aber da will ich jetzt nicht ins boulevardeske Detail gehen. Pubertät ist immer die Hölle, und in Zeiten mit Internet wahrscheinlich überhaupt nicht mehr unbeschadet zu durchleiden.

Stimmt, an einem Mittwoch hätte ich das schon mal gar nicht bringen dürfen. Da kann man mal sehen, wie scheinheilig ich bin, schreit es jetzt bestimmt wieder in den sumpfigeren Löchern. Im Herbst schalte ich die Moral übrigens immer aus, das ist sozusagen meine fünfte Jahreszeit. Danach dann wieder fasten und nur noch Texte zur Quantenphysik. Das verlotterte Leben sozusagen als Mischkalkulation.

 link