... Is Gonna Rock You

This is what KLF is about
Also known as the Justified Ancients of MuMu
Furthermore known as The Jams

(KLF, "Last Train To Transcentral")


Mir war, als sei Ende der 80er irgendwie die Luft rausgewesen - vor allem in den mit ekstatischen Sauerdrops gefüllten Ballonköpfen der House- und Rave-Szenenbewohner. Zum Glück tauchte für ein paar kurze Jahre ein Unterseeboot namens The KLF aus dem smileytrunkenen Elektrobeatsumpf und schrieb ein paar ebenso tanzbare wie unvergessliche Botschaften Kornkreisen gleich in empfangsbereite Hirnrinden.

Damals war ich noch sehr vertraut mit dem Werk von Robert Anton Wilson, hatte die Illuminatus!-Trilogie inhaliert, den Hagbard durch discordianische Sozialgefüge tauchen lassen, mein Hirn für Verschwörungstherorien aller Art aufgeweicht, Botschaften aus dem Radio empfangen und war von Herzen entzückt über die subversiven Kracher der Herren Bill Drummond und Jimmy Cauty.

Der Mix aus fetten Beats und brachialen Gitarren(-samples) von KLF war ein wenig die Kunsthochschulvariante der Grebo-Popper von Pop Will Eat Itself (mit ihrem Klassiker There Is No Love Between Us (Anymore)), mindestens so dreckig, aber eben mit Grips. KLF standen mit den Füßen tief im fruchtbaren Schlamm ihrer jeweiligen Punk- und Kunst-Biografien, zeichneten sich durch situationistische Aktionen und Streiche gegen die (Musik-)Industrie aus, die man nicht immer verstand (ich wäre wohl zu spießig, so wie sie eine Million Pfund auf der Isle of Man oder Helgoland zu verbrennen), aber spontan interessant gut finden konnte.


Bild via KLF

Zwei Copyright-Gangster (KLF bedeutete u.a. auch "Kopyright Liberation Front", ihr frech geklautes "Dancing Queen"-Sample hingegen beendete fast ihre Karriere, kaum daß sie begonnen hatte) mit schmutzigen Stiefeln auf dem Weg ins mythische "MuMu"-Land (schon klar, da kommen wir her, da wollen wir hin), ich war gleich hin und weg. Ich habe keine Ahnung, ob einen die kleinen intertextuellen Scherze ansprechen, wenn man nicht wenigsten ein paar hundert Seiten Robert Anton Wilson gelesen hat. Die Musik selbst ist natürlich wie immer Geschmacksache und selbst deren Zitatreichtum bleibt heute vielleicht unverstanden. Mag also sein, daß ich wieder einmal nur sinnfrei von damals™ schwadroniere, aber he, eure Aufgabe ist ja nicht Zuhören. Eure Aufgabe ist, euch eine eigene Vergangenheit zu schaffen. New style, meanwhile, always on a mission while fishing in the rivers of life... (KLF)

Zurück zu KLF. Die sind nun Geschichte ("Ladies and Gentlemen, The KLF have now left the building") und warten auf erste Doktorarbeiten, die über ihr Werk verfaßt werden. Ihr berühmtes "Handbuch" ("How To Have A Number One The Easy Way") jedenfalls ließe sich auch prima auf die Blogger-Szene übertragen. Das karnevaleske Revolutionsgehabe mit all seiner romantischen Ironie allerdings wirkt heute, bald 20 Jahre später, weniger wie postmoderne, selbstverliebte Scharadenspiele (i.e. Masturbation mit Popkulturmythen), sondern eher wie eine burleske Blaupause für post-freiheitliche Überlebensstrategien: Wenn das Innenministerium™ uns bald alle zu staubmanteltragenden Kanalisationsbewohnern gezwungen hat, die sich nur noch flüsternd verständigen, wird die ClockworkOrangeMadMax1984-Welt dringend subversive Winke, Übertragungen von "Radio Freedom", den Traum vom mythischen Mumuland, viel Witz und den Glauben an die Liebe brauchen. Dies alles kann aber auch in anderen Zeiten nicht schaden.

Ach, und Herr Gheist, falls Sie mitlesen: KLF haben auch für unser Opernprojekt wertvollen Inspirationsgrund gepflügt!

>>>
- Videos zu Last Train To Transcentral und 3 am Eternal
- KLF in der Wikipedia
- KLF in der Indiepedia
- Die sehr kompetente deutsche Fan-Seite
- Jimmy Cautys Videosammlung auf Youtube
- Timelords - Doctorin' The Tardis (Video)

Radau | 14:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
derherold - Dienstag, 16. Oktober 2007, 15:01
Ist *KLF* nicht in Wirlichkeit allein durch stand-by-your-Tammy W. berühmt geworden ?

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kid37 - Dienstag, 16. Oktober 2007, 15:31
Was ist schon Wirklichkeit? (23 Buchstaben) Erst wissen es die Eingeweihten, später die Neophyten und dann folgt die Botschaft an die Massen. Ich z.B. kannte damals Tammy Wynette nicht.
War wirklich ein sehr amüsantes Cross-over. Und erfolgreich dazu.

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fabe - Dienstag, 16. Oktober 2007, 17:07
kings of the lower frequencies!!!
gute gruppe! war das nicht auch so, dass die sich jedes jahr oder zumindest in bestimmten abständen umbenannt haben, um der "markenbildung" (weiss das wort gerade nicht) ein schnippchen zu schlagen? was natürlich quatsch ist?

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kid37 - Dienstag, 16. Oktober 2007, 19:11
Oder "Keep Looking Forward". Immer weitermachen, die Jungs wissen Bescheid. Nach dem Rücktritt wurden wohl alle Restbestände, auch Merchandising, vernichtet, der Backkatalog gelöscht. (Treibt jetzt natürlich die Preise nach oben ;-)) Dafür, daß die mehrere Nummer-eins-Hits hatten, war das schon erstaunlich konsequent. "Bescheuert", würden BWLer sagen. Aber um diese Lektion ging es ja unter anderem wohl auch.

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iii - Dienstag, 16. Oktober 2007, 17:26
Helau! Ich kenne die Kapelle leider nicht. Das mit dem Geld verbrennen ist allerdings kuhl² (von der 2K Rollstuhl Sache ganz zu schweigen). Sie haben viel verstanden. Über diese Thematik könnte man auch mal nen Button machen. Motto: "Hätte man lieber spenden sollen!" mit Naidoo Gesicht drauf. Aber ich schweife ab. Was ich noch sagen wollte: Gute Fanseite. Sympathisch was der eine schreibt: "Real programmers don't comment their code. What was hard to write should be hard to read, too." Von daher: Sinnfrei gibts nicht. faalA

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kid37 - Dienstag, 16. Oktober 2007, 19:22
"Sinnfrei" ist in diesem Zusammenhang eher provokativ gesetzt. Da waren ja zwei am Werk, die das Business, an dem sie herumsägten, sehr genau kannten. Und anders als, ich formuliere mal vorsichtig, manche eher affirmativ agierenden Blogger, nutzten sie ihre Position weidlich und immer wieder überraschend aus. Das tote Schaf war tatsächlich ein Unschuldslamm.

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kid37 - Dienstag, 16. Oktober 2007, 19:29
Das "Manual" gibt es übrigens als Hörbuch mit Bela B.

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dialogannahme - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 16:39
Oder auch als "TOP HIT leichtgemacht":
http://www.wdr.de/themen/kultur/literatur/hoerbuecher/ard_radionacht/interview.jhtml

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kid37 - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 18:27
Platz 37! Das sind selbstverständlich keine Zufälle.

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diagonale - Dienstag, 16. Oktober 2007, 19:21
Ilford HP5, mit dem musste man damals knippsen. Anderes war total uncool.

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kid37 - Dienstag, 16. Oktober 2007, 19:27
Auch dieses Wissen und die Fähigkeit, solche Zeichen lesen zu können, werden eines nicht fernen Tages verschwinden. So wie die Musikkassette und die Fähigkeit, sich ohne Mobiltelefon zu verabreden.

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the thilo - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 00:10
Schöne Erinnerung...
Stark fand ich damals "What Time Is Love?".
Hab' ich noch als CD. Sehr cool.

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kid37 - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 00:43
Super Stück, ich mag das Video vom "America"-Remix sehr. Wenn ich mich recht entsinne, war das Boot eine Requisite aus "Erik, der Wikinger".

(Und wie Sie so sagen, "Erinnerung", stimmt, ich hatte nicht bedacht, daß viele KLF überhaupt nicht (mehr) kennen. Waren nur kurze Jahre...)

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gheist - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 09:45
Ich les nicht nur mit, ich griene. Zu Ihrer Materialsammlung müssen wir noch ausführlich sprechen, sobald die Fördergelder da sind. Sollte dies vor Dez 1. geschehen auch in Person, ich "gheister" dann durch HH/B. Wie weit ist die Korrespondenz mit entsprechenden Stellen vorangeschritten? Nach kurzfristigem Konzertbesuch bin ich entschlossen JM Jarre durch Tim Hecker zu ersetzen für das Dronestück.
Zum KLF Video fiel mir dies wieder ein.
Wenn wir uns zusammensetzen und zwei-vier Seiten Text dichten (! und wer traut sich noch an ein solches Wort) haben wir bereits die Rohfassung.

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kid37 - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 18:27
Ich hatte Paris anvisiert, aber vielleicht sollte ich mich nach Brüssel umleiten und dort an den Kulturfördertöpfen schnuppern. Auf schriftlichem Wege dauert das ja ewig. Sekretäre, Referenten, diese subalternen Ebenen überspringt man besser. Sonst gehen wir nämlich zu den Russen! 2008 beginnt der Bau der Ostseepipeline, da paßt denen ein Gesamteuropäisches Opernspektakel bestimmt in den Kram. Für so einen Milliardär ein Klacks. Vielleicht kommt man über Naumann an Schröder ran.

Geben Sie unbedingt ein Signal, wenn Sie in Hamburg sind - Tim Hecker, erste Wahl. Ich lege Papier bereit.

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500beine - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 15:08
mumu-land,
großartig,
immer, wenn im Nachtdienst der song auf MTV lief,
tanzte ich im sessel,
in dem ich sonst die 90er
mit Warten und Pulver
verdämmerte.

toller song.

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kid37 - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 18:30
Man hätte damals so eine Polizeikarre besorgen oder ein U-Boot und einfach aufbrechen sollen...

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gorillaschnitzel - Mittwoch, 17. Oktober 2007, 18:35
Danke, Herr kid...
dieser wunderbaren Musik habe ich einen Teil meines Blogs gewidmet (in Anlehnung an MuMu).

Es gab da auch ein paar sehr unterhaltsame Auftritte: Mit Maschinenpistolen Richtung Publikum geballert, der Versuch ein paar Eimer Schafsblut ins Publikum zu kippen oder die Ankündigung, einer säge dem anderen nun mittels einer Kettensäge den Arm weg....


...da ist Alice Cooper ein trottliger Anfänger gegen...

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