Samstag, 26. Juni 2004
Man muß sich eine Niederlage auch einmal eingestehen können.

Heute regnet es.

Samstag, 19. Juni 2004
... schau doch in die Referrer rein. (Alte Blogger-Weisheit)
Das unbeständige Wetter hat den Flohmarkt heute in eine ziemliche Matschgrube verwandelt. Dennoch gelang es mir, ein hübsches Bild zu ergattern, daß eine friedlich äsende Rehgruppe zeigt. Das kommt dann zum gebrennpeterten Frühstücksbrettchen.
Ein Blick in die Referrer beförderte neben hochnetter Fanpost ("Fanreferrer" - überhaupt möchte ich das mal als neuen Trend ausrufen. SMS war gestern. Heute kommuniziert man per Referrer!) - danke, danke! - auch höchst Deviantes zu Tage:
Mädchen + im + Kloster + züchtigen
Ja, das ist ein Thema. Catholic Nuns from HELL!, ein ganz eigenes Genre im Mondo Bizarro-Land. Leider kein Einzelfall. Leider natürlich auch eine ernste Sache.
Tracey + Emin + Gott
So kann man es auch nennen. "Ist es eine vergammelte Unterhose oder ein echter Emin (Wert 10.000 Pfund)", so der auch schon alte Witz über das Schaffen der von mir sehr verehrten Brit-Art-Knalltüte T. E.
Emin IST Gott, keine Frage, denn Gott ist auch in meiner Unterhose. (Ja, ER offenbart sich auch in den kleinen Dingen, schon klar, liebe Humorfreunde.) Aber meine Buxe ist nicht von T.E., sondern (Moment, nestel, nestel...) H.M. Auch gut. Und billiger.
Nabel + Loch
Ein Fall für die Fusselforschung. Gehen Sie zu Frau Sonne, die stellt den schöneren und fusselfreieren am Pool zur Schau.
Borderliner + verlieben
Böse Sache. Vade retro! Gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie keine 4000 stachelige Rosen ein. Ziehen sie Kopf, Herz und Körper ein und gehen Sie sich lieber selbst im Kloster züchtigen.
gez. Ein Freund

Dienstag, 15. Juni 2004

Aus dem Notizbuch: Die unglückliche Liebe ist kein sanftes Ruhekissen.

Mittwoch, 9. Juni 2004
Dachte ich gestern abend noch. Aber so heftig hätte ich es nicht gleich machen müssen. Mit Elektroden in den Schläfen hätte ich mir allerdings einen tüchtigen Energieschub verpassen können.
Imposante Kulisse, heute morgen um acht. Vor meiner Fensterfront eine Wasserwand, daß man dachte, der Kanal habe sich senkrecht gestellt. Die graue Wasserwelt durchzuckt von stroboskopartigen Lichtern.
Dazu noiselastige Bassdrums. Tolles Konzert.
Jetzt ist auch erstmal Schluß mit dem Samenflugschneegestöber der letzten drei Tage.
... und nun zurück zu den Nachrichten.


Als Frau Sonne und ich neulich über den Zentralfriedhof flanierten, fiel mir ein Spruch ein, den ich früher oft zu hören bekam. "So wie du arbeitest, möchte ich Urlaub machen."
Nun dachte ich, so wie die begraben liegen, möchte ich einmal wohnen. Der kleinbürgerliche, im Sinne Batailles "unbefreite", Spießer wie ich entlarvt sich ja durch seine Vorliebe für architektonische Girlanden, Türmchen, Zinnen und bauwerklichen Zierrat, gleich dem er Zweckbauten mit kitschigem Tand behängt, als seien es Weihnachtbäume. Das mag sein, malerisch ist es allemal. Und wo, bitt'schön, darf man ein kleines Herz haben, wenn nicht auf dem Friedhof.
Dorthin gelangt man schnell in Wien. Nicht nur, daß man darauf achten muß, welches Brot einem scheinbar harmlose Rentner im Park anbieten. Könnte sein, daß sie damit gerade noch Tauben vergiften wollten, wie es in dem Lied heißt.
Auch der Straßenverkehr bietet Gefahr. Zebrastreifen, so lernte ich nämlich auf die harte Tour, haben auf Wiener Straßen eher dekorativen Charakter. Ampeln sind zudem gern hoch über jeglicher Augenhöhe in der Kreuzungsmitte angebracht. Eine echte Piefkefalle. Dürfte speziell für Ostdeutsche tendenziell letale Wirkung entfalten, halten diese doch meiner bescheidenen Erfahrung nach Zebrastreifen für Fußgängerüberführungen, auf denen Automobile schlichtweg nicht zu erwarten sind.
Alles ist vergänglich.
Als wir im Hawelka saßen, eine existentialistisch angehauchte Melange schlürften, und ich mir die kulturhistorisch bedeutsamen Bruchkanten und offenliegenden Tapetenschichten an den Wänden betrachtete, fiel mir kurz Frl. Sylvia ein. Sie konnte den besten Cappuccino in meiner Heimatstadt bereiten und formvollendet servieren (nicht wie diese lustlosen, man kann es nicht anders sagen, Studentenschlunzen, die noch nie davon gehört haben, daß die Oberfläche einer Flüssigkeit sich nicht parallel zur Untertasse, sondern zum Erdboden ausrichtet. Vom Glas Wasser, das zu einem vernünftigen Cappuccino gehört, mal gar nicht zu reden).
Frl. Sylvia war immer verliebt gewesen in Wien. Nicht in mich, leider. Dabei war ich, wie die Hälfte ihrer Gäste, ein wenig in sie verliebt. Frl. Sylvia war immer sehr distanziert und verbreitete eine Aura des distinguierten ne me touche pas, daß es eine Freude war.
Einmal jedoch berührte sie meinen Arm. Sie wollte in den Süden gehen. Sie faßte mich an, und ließ mich eine lange Zeit nicht mehr los. Wir gaben uns noch die Hand und wieder faßte sie meinen Unterarm. Wir haben das beide verstanden.
Nun aber, Jahre später, standen Frau Sonne und ich im Regen auf dem Zentralfriedhof zwischen verwitterten Grabsteinen, eine kurze Gegenwart inmitten lauter Vergangenheit.
So dreht sich das Rad.
Zurück in Hamburg, nach einem Flug über strahlende Wolken, bloß andere Begegnungen, Botschaften aus einer anderen Vergangenheit. Etwas Vergebliches, leichenähnliches. Eine Lüge. An sich selbst und anderen. Ein Tropfen Blut, der ins Wasser fällt, einen langen dünnen Faden zieht, und herabsinkt. Dazu eine eigentümliche Melodie, eine Totenklage. Mehr nicht.
"Rückwärts nimmer..." - wie letzter Hohn, an Stelle einer letzten, sehnsuchtsvollen Berührung, ehe man nach Süden geht.
Keine Botschaft. Die Toten grüßen nicht. Sie haben nur Grabsteine.
You must be known then with messages you must return... to be seen by demanding hands and touches of jealous men invisible and forgivable to all their secret hands... Behind those clouds I'm almost home.
(Blonde Redhead, "Messenger")

Montag, 7. Juni 2004
Merkwürdig. Mich träumte, Frau Sonne und ich säßen in meiner alten schwarzweißen Küche, hörten Musik, lesen ein paar alte französische Magazine und schraubten uns gegenseitig am Kopf rum.
Oder woanders.

Sonntag, 30. Mai 2004
Ich habe heute meinen Wagen beim Hamburger Restaurant geparkt.

Samstag, 29. Mai 2004
Wer noch Wodka im Gefrierfach hat, sollte die richtige Geräusch-Untermalung wählen.
Nastrovje!
(via Sweetmaker und Axel K)

Freitag, 28. Mai 2004
Vor meinem Besuch in der schönen Stadt Wien, bin ich ja von Frau Beyond ein wenig gewarnt worden. Unwirsche, grantelnde Gestalten in verdächtig besudelten Regenmänteln habe ich folglich erwartet.
Aber weit gefehlt. Nicht nur wurde ich sehr nett mit Blumen am Flughafen empfangen, auch die übrigen Einwohner zeigten sich von ihrer freundlichsten Seite. Eines morgens wankte ich leicht übernächtigt aus Wiens schönsten nicht-öffentlichem Pub und wollte mit der Straßenbahn zurück in den 7. Bezirk fahren. Die Tickets zieht man dort in der Tram an einem Automaten gleich vorne beim Fahrer. Wie in solchen Momenten üblich, hatte ich nicht genügend Kleingeld und beugte mich deshalb ratsuchend zum Fahrer.
"Entschuldigung, ich habe kein Kleingeld für den Automaten. Was kann ich jetzt machen?"
"Na passen's hoalt oaf, daß kaan Kontroalle koammt."
"Äh, ja. Gut. Ich bin Tourist. Was macht man denn normalerweise, um an einen Fahrschein zu kommen?"
"Es gibt Stoationen, doa können's Tickets ziehan."
Oh. Pause.
"Wo müssen's denn hian? Setzen's sich. I soag ihnen B'schaad."
Austria: 12 Points.
