Zum Glück war sie nicht blind

"Übrigens, ich habe neulich den Song Anarchy in the UK gehört. Der ist ja ziemlich gut, was?"
(Vivienne Westwood in einem Gespräch Mitte der 80er-Jahre. Zit. n. Jane Mulvagh. Vivienne Westwood: Die Lady ist ein Punk. 1999.)




An mir geht auch das ein oder andere vorüber. Heute war so ein Tag, der die Flexibilität prüft. Bis zum Mittag hatte ich schon Magenschmerzen. Dann wurde es langsam besser. Im Supermarkt schenkte mir meine Lieblingskassiererin ein Lächeln. Nachmittags eine bessere Nachricht als der Vormittag vermuten ließ. Dennoch.
Dann auf St. Pauli fast auf die Fresse gelegt. Dann aber eine interessante Geschichte in einem kleinen, schmuddeligen Laden gehört. Davon später sicher mehr.

Freude an den kleinen Dingen. Zu-Behör. Ältere Menschen wie ich haben so etwas früher gebraucht. Bei meinem Umzug sind ein paar Sachen verschwunden. Möglicherweise sogar gestohlen worden. Darunter auch meine beiden Pucks. Nun bekam ich einen solchen zum Ersatz geschenkt und dazu einen Stern.
Nun kann ich wieder hören. Sogar "Anarchy in the UK".

Radau | 04:48h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
lady.death1 - Donnerstag, 4. März 2004, 09:17
Es geht doch nix über Sex Pisols *lach

Von V. Westwood mag ich allerdings nur das Parfum und die Schuhe....

Auf Deine Geschichte bin ich schon gespannt.
Hier erzählt man/n auch Märchen.
Was zur Magenverstimmung sorgt, nämlich bei mir.
Glaubst Du an Seelenverwandtschaft? *lächel*

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kid37 - Donnerstag, 4. März 2004, 23:11
Ich war noch zu klein oder zu unbedarft, um das damals richtig zu begreifen. Das tickte dann erst 1979/80 mit New Wave. Wire, Joy Division, öh, Cure, Siouxsie, B-52's. Mehr die Oberstufenschülerrevolte, haha. Ich lese gerade die Westwood-Biografie. Einige Beobachtungen sind aber verblüffend wahr. "Es war gefährlich diese Klamotten zu tragen. Sie machten das Gegenüber aggressiv. Mohairpullover." Das klingt erst einmal unglaubwürdig, weil man heute ja "alles schon kennt". Aber es war in der Tat so. Ein dämlicher luftgehäkelter Mohairpullover, diese Bondagehosen (meine ersten richtig schwarzen Hosen. Natürlich kein Westwood-style, aber darum ging es ja auch nicht). Und tatsächlich, kurze Haare Ende der 70er und solche Klamotten - und die Leute sprangen einem ins Gesicht.
No future. Und dann kam ein paar jahre später der Herr Blüm und deklamierte, die Rente sei sicher. Köstlich.

Die St.-Pauli-Geschichten waren wohl keine kompletten Märchen. Das war ein interessanter Bericht eines Ladenbesitzers über die 70er und 80er, 90er Jahre. Über Zensur, Beschlagnahme, Sexparties, SM-Zirkel, Prominente. Die Recherche eines halben Tages. Interessante Beobachtung übrigens: Die letzten echten Fachverkäufer, jene, die sich auf ihrem Gebiet wirklich auskennen und gut beraten können, arbeiten in Sexshops.
Auch das sagt etwas über den Zustand dieses Landes aus.

Ich hoffe, Ihrem Magen geht es besser. Meinen leere ich spätestens morgen aus.

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axelk - Donnerstag, 4. März 2004, 13:02
so ein Stern
hängt in meinem schlafzimmer an der wand als einzige wanddekoration. DIE alternative zum jesuskreuz.

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kid37 - Donnerstag, 4. März 2004, 22:58
ich habe schon überlegt, ob man daraus nicht einen Button machen sollte. Haben Sie die früher noch benutzt? Ich kenne noch die Zeit, als man noch keine "Pucks" hatte und die Teile immer aus einer Single rausprokeln und vorsichtig in die andere klemmen musste. Das erinnert, Moment, meine erste selbstgekaufte Single: "Fox on the Run" von The Sweet.

Die schönste aber ist meine Kinderhörspielplatte im Singleformat. Von Rolf Kauka: "Lupo der Kopflose". Konnte ich als 5-jähriger auswendig und habe mit der Endlos-Rezitation meine Eltern in den Wahnsinn getrieben.
Vielleicht haben sie sich deshalb scheiden lassen.

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axelk - Samstag, 6. März 2004, 13:29
Buttons habe ich nie getragen. Aber die idee mit so einem stern einen zu gestalten ist gut. An die zeiten als diese sternchen mangelware waren erinner ich mich aber noch gut. Das war der grund für mich singles doof zu finden... dabei fallen mir gerade diese langen stangen ein, auf die man einen ganzen stapel singles packen konnte und diese dann, eine nach der anderen, runterfielen und gespielt wurden ... wahnsinn, das hatte ich total vergessen. Und die frage: wieso ist bei den singles das loch eigentlich so groß ? Ich denke damit sie in diese alten musikboxen funktionieren ... hmm, vielleicht wissen sie mehr.


Diese hier eben rausgekramt. Aus den zeiten, als Fix und Foxi Mickey Mouse konkurrenz zu machen versuchten ..
Muß ich mir mal anhören, ich habe keine erinnerung daran mehr.

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kid37 - Samstag, 6. März 2004, 14:08
Button up yours!
Badges, Buttons... doch doch. Da hatte ich ein paar. Anfänglich nur selbstgebastelte. Z.T. bunt beklebte Pappscheiben, die mit Uhu oder Nagellack fixiert und mit Sicherheitsnadeln ans Revers gesteckt wurden. Da habe ich noch eins aus einer "Tim & Struppi"-Serie, glaube ich. Dann hatte ich einen silbernen mit drei roten Streifen, weil ich die Adidas-Turnschuhe "Vienna" (So schließt sich der Kreis!) besaß... Später noch ein Patti-Smith-Button und Siouxsie. Die beiden habe ich jetzt wieder rausgekramt. Die wertvollsten bekam ich Jahre später geschenkt, aber da habe ich so etwas nicht mehr getragen. Die sichern mir irgendwann die Rente.

Tja, das große Single-Loch. Da gibt es bestimmt schlaue, popkulturelle Abhandlungen zu. Ich weiß es nicht. Wäre aber mal ein Forschungsauftrag für heute nachmittag.


Ihre Platte macht den Eindruck, als ginge es um eine LSD-beeinflußte Geschichte. Das ist doch ganz klar Pink Floyd mit ihren fliegenden Schweinen. ("Animals" ist übrigens ein sehr interessantes, quasi Industrial-inspiriertes Album).
ich glaube, diese Fix-und-Foxi-Platten hatten einen immensen Einfluß. Daß ich oft so kopflos bin, liegt bestimmt am frühkindlichen Genuß dieses Kauka-Werkes. "Mach' andern Menschen Freude, dann hast Du Deinen Spaß!" steht bei mir hinten drauf.

Und beachten Sie bitte den 60er-Aktivisten-Slogan auf meinem Exemplar: "Musik für alle!" Und zwar jetzt und laut.

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kid37 - Sonntag, 7. März 2004, 16:33
Wie vermutet
bringt eine schnelle Google-Suche "S*ngle + L*ch + Gr*ße" nicht unbedingt erwünschtes.

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