never touching down - never leaving ground
a twilight world in which we roam
still we don't belong - drift on
(Siouxsie and the Banshees, "Drifter")
Es will einem wahrscheinlich etwas sagen, wenn man morgens in der Fabrikeingangshalle versehentlich den Aufzugknopf "nach unten" drückt - so als wäre bereits Feierabend und man wolle wieder nach, ja wohin eigentlich? - und ein leises Pling weist einen darauf hin, daß es tiefer derzeit nicht geht.
Falscher Knopf also. Falsche Richtung. Leider sind nicht alle Probleme so einfach mit "oben" oder "unten" zu verorten. Derzeit eher das Gefühl auf eine kreisende Spirale zuzulaufen. Die Kollegin sagt, es ginge doch nur noch darum, einen Ausstieg aus diesem Beruf zu finden. Ehrenvoller Rückzug hieß das früher. Es geht darum, einen Ort zu finden, keine Provisorien. Keine Sanatorien. Das Leben als stete Folge von Übergängen, ein Transit zwischen Gesundheitskompromiss und Rentenformel. Ich komme jetzt in das Alter, in dem andere sich einfach einen roten Sportwagen kaufen. Andere winken ab wegen des Klimawandels. Ich winke auch ab. Denn Rost wird alles, was ich berühre.
Du mußt einfach die Laufrichtung ändern, sagt die Katze. Ach ja? No direction home. Aber leider zu alt, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Am besten, man mahnt sich selber ab.
Was ich mich in diesem Zusammenhang frage: gibt es überhaupt Verdienstmöglichkeiten, die einigermaßen okay sind, oder nur verschiedene Abstufungen des Hasses, die man beim Arbeitsantritt empfindet?
Unbestreitbar hilft Naivität. Einen neuen Job empfindet man oft aus dem einfachen Grund als richtig klasse, weil man noch nicht weiß, wie scheiße er ist. Glücklich die, bei denen die Naivität ein ganzes Arbeitsleben hält. Nur fürchte ich, daß Sie, werter Herr Kid, genauso wie meine Wenigkeit immer mit glasklarem Blick in die Abgründe schauen. Mir scheint, da gibt es keinen Ausweg.
(Sagen Sie Bescheid, wenn Sie einen gefunden haben. Übrigens habe ich zur Zeit einen juckenden Hautausschlag, - das ist mein Ernst, keine Metapher - der vermutlich in Korrelation zu meiner Werktätigkeit steht und mich gerne um 00:48 weckt. Ärgerlich.)
Was den Sportwagen betrifft - diese Sorte Vergleich zwischen Altersgenossen hat mich schon immer herzlich wenig interessiert. Ich wäre inzwischen - laut Reihenhausbesitzern - auch schon zu alt für meine Lebensumstände. Aber derlei Besitztum verströmt auf mich keinen Reiz. Absichern heisst das Motto, dem ich mich konsequent entziehe, nur um hinterher dann doch ein wenig über die Unstetigkeit zu jammern.
Denn andererseits komme ich mir ja manchmal so vor wie Ingo Naujoks in dem Bausparkassen-Werbespot. Ein von der Zeit überrolllter Resterampenfredel, der besser mal zugäbe, auch ein Spießer sein zu wollen. Oder eben stolz im Bauwagen sitzen zu bleiben. Aber nicht mal das besitze ich. Dann darf man sich auch nicht in diese Rollen reindrängen lassen: als letzter Nomade, während andere längst stolz von ihren Apfelbäumen und Hausbauten berichten.
Morgen lasse ich mir einen Bierbauch transplantieren und kaufe eine Harley. Achten Sie auf das Geknatter vor ihrem Fenster!
Kennen Sie "Seeleben" von Werner Koch? Vielleicht gibt es darüber eine Verbindung?