Dienstag, 20. Februar 2007


Dem Fremden Hallo sagen

Eingeschlossen in Schlafsaalträume
Betend zum neuen Engel

(Einstürzende Neubauten, "Hospitalistische Kinder/
Engel der Vernichtung")

Vernissage Chet Zar @ Strychnin, 16.2.2007

Sehr übermüdet, aber voller Vorfreude taumelte ich dann am Freitag zur Vernissage von Chet Zar. In der Strychnin-Galerie war bereits angenehm trubelig was los, freundlich düstere Menschen vor ebenso düsteren Gemälden, gute Laune hatte nach und nach den vorhandenen Sauerstoff ersetzt. Wie das so ist, wenn man wie erwähnt übermüdet in anderer Leute schlimme Träume stolpert, fühlte ich mich bei Zars angegigerten, helnweinesken Gemälden gleich wie zu Hause. Natürlich malt Zar ganz anders, und die Erwähnung der beiden Namen dient auch wirklich nur als höchst ungefährer Hinweis.

Chet Zar, ein hochsympathischer, völlig unverkrampfter Typ, war offensichtlich sehr angetan von seinem ersten Besuch in Deutschland, Berlin. Inmitten von viel Hallo und Händeschütteln konnten wir ein paar Minuten über seine Kunst und die Szene in Los Angeles reden - und ich muß sagen, ich mag den! So erfuhr ich ein bißchen was über den Mann, der seine Rahmen macht, Zars Arbeit beim Film und das Verhältnis von "Brotjob" vs. Kunst. Denn als Special-Effects-Mann in Hollywood verdient Zar die Miete - in Zukunft möchte er sich aber mehr auf die Kunst konzentrieren.

Wie wir alle also. Alexander Hacke, der für die Ausstellung eine Klanginstallation komponiert hatte, signierte derweil fleißig DVDs, und zu spät fiel mir ein, mir eine tolle Widmung für Mek geben zu lassen, der ja quasi heimliches Gründungsmitglied der Neubauten ist, wovon diese allerdings nichts wissen. Chet Zar, und das ist eine hübsche Anekdote, kannte die - How do you pronounce them? - Neubauten gar nicht, ehe Galeristin Yasha Young den Kontakt herstellte. Der ungefähr drei Kilometer lange Wikipedia-Eintrag über die Geräuschkünstler aus Berlin hat Zar dann überrascht, und ich bestätigte ihm gern, welch immensen Einfluß und Bedeutung die Band hierzulande seit gut 25 Jahren hat.

Wenn ich behauptete, anfangs völlig übermüdet zu sein, war das zwischenzeitlich verflogen. Schon allein wegen solcher Wirkungsstärke kann ich die Ausstellung empfehlen. Wer sich also auch mit dem Stranger inside anfreunden will, hat bis Anfang März dazu Gelegenheit.

(There Is A Stranger Inside Of Me. Bis 11. März 2007 in der Strychnin-Galerie, Berlin, Boxhagener Str. 36)