Feiertage? Die arbeiten wir raus!

Dead ahead in the night,
Burning in the light.

(Siouxsie and the Banshees,
"Into The Light")

Der Himmel über Berlin

Schenk mir doch die Nacht, flüstere ich. Ich will mich selbst vergessen, mal laut sein, die Anlage vorsichtig auf vier oder fünf. Zwei Gläser, vielleicht auch drei. Organe auf der Wäscheleine, nach dem Trocknen geht's voran. Ich will dieses nicht und jenes und nicht mal mehr Erinnerung. Manchmal ist es so, weil nämlich, ich denke: Raus hier, und schnell noch die Mäuse, nein lieber besser die letzten Kröten zusammenkratzen. Einen anderen Himmel sehen mit wirklichen Engeln, vielleicht einfach nur Bienen züchten oder am Wasser liegen. Wo ist denn dieser Stern, von dem alle reden und singen in diesen Tagen? Ach so, hast du auch nicht gesehen. Das ist doch völlig verdreht: die Stadt ist schwarz wie die Nacht, aus grimmigen Fenstern strahlen Lichter wie Sterne. Verkehrte Welt unter blutrotem Himmel. Nur, Engel soll es dort auch geben. Sie wandern, öffnen Herzen oder verzweifeln. Sie kennen die Wege, die Adern der Städte, sie haben eine Netzfahrkarte. Raus, rufe ich, raus. Der dunkle echolose Raum ist wie ein schwarzes Loch, ausgestülpt aus mir selbst, evoziert, wenn man so will, ein tiefer Rachenlaut, ein auf links gedrehtes Etwas, wimmernd, auf dem Boden kauernd, wie ein ausgesetztes Tier mitten auf dem Weihnachtsmarkt.

Homestory | 23:22h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
burnster - Samstag, 16. Dezember 2006, 13:27
Der Weihnachtsmann ist ein einsamer Wanderer und Stolperer über die Kabel und Kabale großer Städte. Man erkennt ihn am Ringelpulli und daran, dass er singt: "We gotta get out of this place."

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saxanasnotizen.blogspot.com - Samstag, 16. Dezember 2006, 14:10
Traurig. Sei nicht so traurig! Ich kann dich nicht trösten.

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ruhepuls - Samstag, 16. Dezember 2006, 14:44
Aber auch hier das Licht, das niemals ausgeht. Jetzt.

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kid37 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 00:12
Ja, danke. Vor allem für das Licht. Manchmal hat man dennoch... keine Lust mehr.

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ana - Samstag, 16. Dezember 2006, 15:29
Imker ist wahrscheinlich auch nur den Sommer über ein Traumberuf in freier Natur. Wenn die Bienen winters, statt zu fliegen, im Stock dicht in Trauben zusammenhocken, sieht man die Züchter auf den Weihnachtsmärkten zwischen Bratwürsten und Rauschgoldengeln Kerzen verkaufen.

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kid37 - Samstag, 16. Dezember 2006, 22:54
Für Weihnachten habe ich dieses Jahr irgendwie so gar keine Zeit. Davor Kühe melken, danach Kühe melken - und dazwischen müßte ich eigentlich auch etwas tun. Dumpfer Mißmut macht sich breit und eine gewisse Krawallgebürstetheit.

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rationalstuermer - Samstag, 16. Dezember 2006, 23:00
Passen Sie aber auf die Rauhnächte auf, wenn Sie da durcharbeiten wollen. Und denken Sie an die Maulgaben für das Vieh. Sie wissen schon - das Wilde Heer...

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kid37 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 00:11
Ich fürchte, Arbeit und Ungemach warten so oder so im nächsten jahr auf mich. (In welchem hatte es das nicht...) Ich lege überall Schnappfallen aus, da kommt nichts Wildes durch. Doch, die Handwerker im Treppenhaus wieder. Montag morgen, 7 Uhr. Wie seit Wochen schon.

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ladys smock - Sonntag, 17. Dezember 2006, 00:52
diesen Abend erzählte sie von einer Tänzerin, die wie ein richtiger Engel geflogen ist.
ich: EIN RICHTIGER ENGEL ??????
Meinen Sie auch solche?

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kid37 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 01:31
Einen richtigen Engel. Mit güldenem Haar und der Aura des Versprechens. Leider haben die so viel zu tun und schwirren immerzu umher. Ein Engel auf meiner Schulter.

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the thilo - Sonntag, 17. Dezember 2006, 00:55
Stimmen Sie doch einfach freudig mit ein. :)

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kid37 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 01:28
Gut, daß ich keine Leser mit Witzelsucht habe. Der Link könnte provozieren.

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the thilo - Sonntag, 17. Dezember 2006, 02:06
Oh, Entschuldigung...
Ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen...
Es ist nur das Lied gemeint.

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hace_1 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 01:07
Ich kann dir die Nacht nicht schenken, antwortete der Weihnachtsmann und streichelte eines seiner Rentiere. Echt nicht, Kleiner ... Dann, nach einer Weile, nachdem er sich einen Jägermeister rein gezogen und eine Ziggi angezündet hatte, sah er mich mit finsterem Blick an, entfernte kurz seinen langen weißen Bart um sich die juckende Haut um das Kinn herum zu kratzen, und sagte: Junge, du hast drei anständige Mahlzeiten am Tag, unbeschränktes Kabelfernsehen, konstante Zimmertemperaturen, niedrige Sozialabgaben und freie Müllabfuhr. Und Arbeit im Überfluss ...

Deswegen ja, sagte ich. Deswegen ja ... Ich kippte meinen Whisky, schnippte meine runter gebrannte Kippe weg und sah in den sternenklaren Himmel. Fuck you, Weihnachtsmann, dachte ich ...

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kid37 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 01:26
Sie haben Kabelfernsehen? Da gibt es so tolle Kanäle wie Microfaserbettwäscheverkauf und Lebensberatung von Kartenlegerinnen, habe ich mal bei Bekannten gesehen. Freie Müllabfuhr haben wir hier leider auch nicht, das wäre schön, da könnte ich einigen Mist loswerden.

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hace_1 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 01:49
Eigentlich war mein Beitrag auf Ihr Posting nur eine Interpretation des selbigen; TV schaue ich eher selten.

P.S.: Ihr Text war inspirierend. Und ohne Zynismus meinerseits ...

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kid37 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 01:57
Kein Problem. Beachten Sie mich nicht weiter. Ich gleite langsam in die Jahresendzeitkrise. Bilanzen und so weiter. Früher konnte man wenigstens damit drohen, sofort und umstandlos sein Blog zu sprengen. Das glaubt einem heutzutage auch keiner mehr. Und schlimm sowieso, wenn das die einzigen Rebellionen sind, die einem geblieben sind.

Ich glaube, ich schleiche mich jetzt zum Nachbarhaus und trete dort vor die Mülltonne.

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ladys smock - Montag, 18. Dezember 2006, 00:10
still three days to go

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kid37 - Montag, 18. Dezember 2006, 09:42
Der Zähler oben ist quasi signalrot.

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kid37 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 02:10
Heute morgen zum Beispiel
Heute morgen dachte ich, super, ist Samstag, da kann ich ja ausschlafen. Endlich mal ausschlafen, man möchte ja auch mal AUSSCHLAFEN! Liege ich also im Bett und freue mich, daß ich endlich mal ausschlafen kann, strecke also der Uhr die belegte Zunge raus und mache mich ans ausschlafen - fängt doch so ein Schreinerfredel bei mir im Stiegenhaus an, das Treppengeländer winkelzubeschleifen! Und zwar mit einer Hingabe und Ausdauer, man denkt, er habe soeben die Selbstbefriedigung erfunden. Vier Stockwerke hoch arbeitet sich der junge Mann, bis ich die Tür aufreiße und rufe: "Ist aber auch eine Strafe, daß Sie am Samstag arbeiten müssen, was?" Und er grinst, meint "jo" und kehrt entrückten Blicks zurück an sein Elektroschleifgerät.

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hace_1 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 02:44
Doch: Ich beachte Sie!

Vielleicht, weil ich denke, dass Sie die Sprache, die deutsche, nicht wie ein Elektroschleifgerät benutzen.

Treppengeländer schleifen an einem Samstag ...? Argh ...

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frau klugscheisser - Sonntag, 17. Dezember 2006, 13:44
Merkwürdig, wie vor dem sogenannten Fest der Liebe die Nerven blankliegen. Brave Hausfrauen laufen spätestens am 25ten Amok, die Kinder noch wenn die Schulen geöffnet sind. Und dann fragen sich alle, woher das kommt.

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c17h19no3 - Sonntag, 17. Dezember 2006, 14:00
letzten dienstag hatte ich meine einzige nacht der woche, in der ich die möglichkeit zu mehr als sechs stunden schlaf hatte. aber nein, um halb acht uhr morgens, kaum, dass man die hand vor augen sieht, fangen im hof die armen ein-euro-jobber an, laub von den wiesen zu pusten. diese laubpuster machen bekanntlich mehr krach als ein rasenmäher.
und ich dachte mich, welch hohn im übrigen, hier im sozialviertel, wo die leute die mülltonnen plündern, die kinder sich die fressen einschlagen und schon mittags bekifft sind - aber auf der wiese darf kein laub liegen.

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