Montag, 4. Dezember 2006


This Mess We're In

Nachdem ich Sonntagmittagmorgen aus einem Traum erwachte, aus dem eher nebelhaft hervorging, ich hätte im Laufe der Nacht aus wohl spontanen, hier nicht näher zu erläuternden Gründen PJ Harvey geheiratet, verbrachte ich einen guten Teil des Tages damit, mich auf dem Angebot von Youtube mit den Liedern meiner future former Ex-Wife zu beschäftigen. Dabei fiel mir wieder auf, daß Polly Jean eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Ex-Freundin von mir hat, wenn man das so sagen darf. Auch schon wieder 20, 15 Jahre her. Und dann dachte ich, hui, was wenn ich vielleicht schon 20 oder 15 Jahre verheiratet wäre - oder geschieden, nach Lage der Dinge?

Zum Glück lebe ich nicht in der Vergangenheit. Man müßte mich ja mit dem Hubschrauber dort rausholen, verminte Krisengebiete, Bataillone der blutenden Herzen, keuchend am Rotkreuzschwesterarm. Nein, ich bin ein Mann der Zukunft, bei der - so las ich neulich als Beschreibung zu einem Link auf das Hermetische Café - glücklicherweise immer nur ein Tag auf einmal dem anderen folgt. Das wäre sonst aber auch gar nicht anders... Jedenfalls, folgen Sie mir bitte unauffällig, sind solche Träume in ihrer sprunghaften Gleichzeitigkeit von heute und morgen und was geht mich gestern überhaupt an ganz schön verworren.

Ich gab Polly Jean also ein Butterbrot (extra dick geschnitten) und sah mit Vergnügen, daß es ihr heutzutage viel besser geht als in diesen kaputten anderen Tagen. Das könnte man über mich auch sagen, nahm ich dann als Botschaft aus diesem Traum mit. Zum Beispiel wiege ich bald 15, 20 Kilo mehr als noch vor 20, 15 Jahren. Was mich irgendwie gemütlicher ruhiger hat werden lassen.

Vielleicht braucht man es auch nicht, dieses impulsverstärkte Leben. Die Sehnsucht nach den fernen Gestaden und die Aufregung und Abenteuer, Mast- und Schotbrüche auf den Reisen dorthin. Vielleicht liegt dieses Unendliche doch eher im Möglichen. Man muß ja nicht gleich einen Jägerzaun darum bauen. Vielleicht reicht es, wie in diesem anderen Film, ein paar blaue Flaschen in einen Baum zu hängen. Und, wie Polly singt, den bitteren, kleinen Vögeln beim Fliegen zuzuschauen.