Beim Tauben vergiften im Park!
Nimm für uns was zu naschen
In der andern Taschen,
Geh mer Tauben vergiften im Park!
(Georg Kreisler, "Tauben vergiften")
Aus der Reihe: Mit toten Tieren durch das Jahr.
Heute: Die Taube (Columbidae)
Die gemeine Stadttaube begegnet einem ja in verschiedensten Aggregatzuständen. Als gurrende Blähbrust im Frühjahr, pickender Ruckelhals, wann immer es Futter gibt, gut ausgewalztes Etwas, wenn es Mann gegen Mann gegen einen Laster ging oder - und das ist der dominierende Phänotyp - als schwirrender Flügelrausch, wenn das gute Tier beschließt, bakterienschleudernd in Mundhöhe an seinem menschlichen Symbiosepartner vorbeizuflattern.
Man kann ins Sinnen kommen, wenn man den Flug der daunigen Federn betrachtet, die in kontemplativen Spiralen die eigenen Fußspitzen ansteuern, während man so sitzt, auf einer Parkbank, einer Mauer, in einem Straßencafé. Boshaftigkeiten sind in der Regel jedoch verpönt, stehen die fliegenden Gesellen doch im Verdacht, einen Palmzweig im Gefieder zu bergen, den zu überreichen ihr höchster und friedenstiftender Auftrag sei.
Selber friedlich sieht man die kregen Gestalten selten im Stadtbild. Drum nahm ich es als gutes Omen, auf dem sommerlich klebrigen Pflaster Lissabons einem wie sanft schlafenden Exemplar zu begegnen - dem alles Leben zwar entwichen, Melancholie und Versprechen aber um so fürsorglicher um die Flügel gelegt war. Aus der Hauptstadt der Saudade wehte ein stiller Gruß.
In der Kindheitserinnerung sind nur die aktiven Tiermorde geblieben, wie die des Nachbarn, der die kleinen Kätzchen an die Wand schmiss oder im Eimer ertränkte. Und die Hausschlachtungen in der Scheune. Damals habe ich diesen Events mit Interesse beigewohnt, noch ohne moralisches Bewusstsein...