Le Sacre du Printemps

Alte weise Männer sitzen im Kreis
und schauen dem Todestanz
eines jungen Mädchens zu,
das geopfert werden soll,
um den Gott des Frühlings günstig
zu stimmen. Das war das Thema von
"Le sacre du printemps".

(Igor Strawinski)

ZyklusBlogger

Während anderswo noch Wunden geleckt, Fahrzeuge neu betankt oder Nagelketten gesucht werden, also grad als der Pulverdampf sich lichtet... dämmerte mir aus der Ruhe des geziemlichen Abstands des B-Bloggens heraus schon wieder (!) eine Erkenntnis.

Letztes Jahr bereits wies ich auf einen auffälligen Umstand hin: dem zyklisch auftretenden Bloggerkrawall. Die erste Arbeitshypothese lautete ja noch, es handele sich um eine Art Warmraufen vor größeren Bloggertreffen (übrigens so gewohnt einfühlsam wie hart am Leben von Lisa9s ToonCam festgehalten). Aber dann habt Ihr mir da draußen was Wichtiges verschwiegen, Ihr Schweine meine Freunde. Von einem solchen Treffen weiß ich nichts.

Nun bin ich nie verlegen, notfalls auf die Schnelle eine neue Hypothese aus dem Ärmel zu ziehen. Versuchen wir es also einmal so: Mittlerweile anekdotische Blogger-Flame-Wars wie "Hinter Belle de Jour steckt in Wahrheit Don Dahlmann", die Affäre der "notorisch unterfickten Brotspinne" und die seinerzeit berüchtigte "Marienerscheinung" traten, so weit ich es erinnere, immer zwischen März und April auf.

Es scheint sich um eine Art Frühlingserwachen zu handeln. Mit dissonanten Stakkatos wie bei Strawinski, eine Opfergabe an den dionysischen Gott des zucht- und ordnungsbefreiten Bloggens. Ein allgemeines Freischwingen eingerosteter Griffel, vergleichbar dem Bastabscheuern der Geweihe und dem Recken phallischer Hilfsmittel aller Art. Dieses Jahr schreiben wir zwar schon Ende Mai. Aber mal ehrlich, war der Winter nicht besonders hart und andauernd? War die Sehnsucht nach befreiendem Krawall nicht lange unterdrückt? Und:
Ist der Sieg der finnischen Monstertrolle beim Liederfest in Athen mit diesem Wissen noch verwunderlich zu nennen?

Tentakel | 00:00h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
undundund - Mittwoch, 24. Mai 2006, 01:04
mit gleicher münze für ein eigenheim zu zahlen, herr kid37, bedeutet auch in heutiger zeit anscheinend, eulen nach athen zu tragen. der agon nimmt seinen lauf, der chor hatte seinen auftritt. jetzt gilt es, die verlegte brille von apollo wieder aufs blutige näschen zu setzen und einen klaren blick zu bewahren.

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 01:22
WischmopBlogger

Na ja, die oberste Regel im Auslegegeschäft lautet immer noch: State the obvious. Danach kommt dann die feinere Tapete und die Arbeit an der Tiefenstruktur. Mir als Wischmop-Blogger bleibt nur die Arbeit des Zusammenfegens. Das ist ja das Besinnliche der Nachbetrachtung. Über das Schlachtfeld streifen, die Kadaver begutachten und die ein oder andere heitere Ode an den Pulverdampf verfassen. Das Wissen bleibt: Beim nächsten BlogMich sind alle wieder gut' Freund.

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isabo - Mittwoch, 24. Mai 2006, 01:46
Gell, das wissen Sie aber schon?

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undundund - Mittwoch, 24. Mai 2006, 01:49
ich finde, es kommt immer auf die bezeichnung an. durch einfaches umbennen wird aus einem mühseligen wischen und schrubben sogleich ein freudiges feudeln, das in sich schon etwas edles und gutes enthält. der erwerb eines neuen wischmops kann da natürlich wunder wirken, und, sie werden es wissen: so ist die soziale marktwirtschaft, langweilig wird sie nie.

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 01:58
Hier ist ja mehr so Kehraus, Herbstlaubsonate usw.

Frau Isabo, ja September! Das ist noch lange hin. In den letzten Jahren waren die von mir beobachteten Krawall-Treffen-Abstände wesentlich kürzer, so daß alles den Hauch der direkten Feierlichkeitsvorbereitung trug, ehe man in die feinen Anzüge schlüpfte.

Möglicherweise ein Versehen, dieses Jahr. Vielleicht wird es im August in den Blogs noch mal lauter, das wäre ein Beweis.

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frau klugscheisser - Mittwoch, 24. Mai 2006, 02:03
Dissonante Stakkatos
Die nehme ich Ihnen jetzt aber übel. Aber sowas von. Eines meiner Herzstücke so zu verunglimpfen. Da tritt bei mir glatt mit einer Ader am Hals auch der Oberlehrer Missionar Klugscheißer hervor. Dissonanzen sind das noch lange nicht. Pffft... beleidigt ab

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 02:14
Discordia
Frau Klugscheißer, also bitte. Was sollen denn die Dissonanzen hier auf einmal. Wenn ich Ihnen verrate, daß Siouxsie and the Banshees eine zeitlang ihre Konzerte mit Le Sacre du Printemps eröffneten? Schöner kann es doch gar nicht sein. Ich mußte natürlich das Klangbild etwas forcieren, biegen und transponieren, um den Gegensatz zum harmonisch flötenden Schulterklopf-Chor herauszukehren, der wiederum in Bloggerkreisen auch oft genug moniert wird.

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frau klugscheisser - Mittwoch, 24. Mai 2006, 02:39
KuschelBlogger

Ich versuche mich nur der allgemeinen Stimmung ein wenig anzupassen. Als K-Blogger muss man sich einfügen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Große Töne kann ich auch spucken, wenn es zum Opel noch nicht gereicht hat.

Um mal auf ihre Indianerband zu kommen: die können doch nicht mit dem Großmeister mithalten. Das wäre etwa so, als würde ich eine Bloglesung mit Zitaten von abwesenden Ringelstrumpfbloggern einleiten oder gar wild mit toten Tieren um mich werfen. Und ich bleibe dabei. Strawinsky ist alles andere als dissonant.
Als musikalisches Thema gut blogbar. Werde ich gleich nach dem Schweinenackensteak aufgreifen. Ohne Krautsalat.

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 11:32
Ich hoffe, Sie unterstellen mir keinen freudianischen Opelneid. Ich bin ja schon längst weiter und untersuche die grundlegenden Muster. Meine Dissertation Die zyklische Struktur netzbasierter Sozialdynamik als Resonanz jahreszeitlicher Naturphänomene betrachtet wird meine Theorie in den Fokus rein wissenschaftlicher Überlegungen rücken. Wir können nicht unvorbereitet nach Web 2.0 greifen.

Meine Indianer haben eine ehrerbietende Hommage gebracht. Das muß man sich auch mal vorstellen: ein Punkpublikum mit Strawinski beschallen, ehe das Konzert losgeht. Das ist Käsebrot mit, mit, mit... ach, da kenne ich mich nicht aus.

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frau klugscheisser - Mittwoch, 24. Mai 2006, 14:12
Merci bien pour le button. Sehr hübsch. Freudianischer Opelneid wäre dann doch zu spezifisch. Der Opel als Fetisch autosexuell Orientierter? Bitte berichten Sie von Zeit zu Zeit über ihre wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. Falls Sie noch eine Assistentin brauchen, stehe ich ihnen gerne wieder ringelbestrumpft zur Verfügung Seite.
Traumanalyse ist mein Spezialgebiet. Vielleicht ein Traumblog als Feldversuch?

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l9 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 11:41
Gabs schon wieder Krieg
und ich war nicht da? Wo? Wie? Gabs Blut? Etwa wegen der Opelpeinlichkeit? Ich sollte etwas weniger arbeiten und mehr Blogs lesen.

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 11:44
Stimmt. Nach dem Verbandskasten hat noch keiner geschaut, so weit ich es mitbekommen habe. Man glaubte wohl, allein mit den Navigationsgeräten sicher durch die marodierenden Banden links und rechts des Weges zu kommen. Ha.

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l9 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 11:52
Naja. Mich interessiert im Moment ja mehr der Bär, der durch die Wälder Süddeutschlands und Österreichs streift. Ist es ein Werbär?

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 13:29
Werbär wie in Wolf? Oder Werbär wie in Golf Peärrbär?

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l9 - Donnerstag, 25. Mai 2006, 11:02
haaa - ich werde es zu gegebener Zeit beantworten!

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eyes - Mittwoch, 24. Mai 2006, 12:01
"Hinter Belle de Jour steckt in Wahrheit Don Dahlmann"
herr kid, ich muß doch sehr bitten.
nehmen sie mir nicht die illusion, dass - unsere - Belle de Jour die einzig wahre Belle de Jour ist. jetzt habe ich mir ganz umsonst das buch "Belle de Jour" - Schicksalsjahre eines londoner Callgirls - gekauft, in der hoffnung - wenigstens - auf den letzten seiten die dramatischen blogeinträge der http://belledejour.antville.org zu finden.

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 13:27
Herr DeJour hat dafür keine Zeit mehr. Der steht jetzt immer an der Tanke und befüllt den Wagen neu. ;-)

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eyes - Donnerstag, 25. Mai 2006, 11:12
wenn ich mich
mit meinem BMW daneben stelle, ob ich auch ein schluck von seinem tankgutschein bekomme - wäre allerdings SuperVerbleit.

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 13:30
Ultimativ
StandspurBlogger

Und damit zurück zum Tagesgeschäft.

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ana - Mittwoch, 24. Mai 2006, 15:40
Strawinskis Frühlingsopfer ist ohne die Tänzer, für die das Stück eigentlich geschrieben wurde, ausgezeichnet hörbar. Umgekehrt wirkten die Tänzer, wenn gleichzeitig nicht die Musik mitgespielt würde, wohl etwas überflüssig in ihrem Tun.

Ein musikalischer Leiter könnte das Werk somit zwar rein orchestral zur Aufführung bringen, aber wenn er versuchte, dem dabeiseienden Publikum das Klatschen und seltener das Buhen abzugewöhnen, verlöre er vermutlich seinen Posten, weil das für den Dirigenten und die Musiker eben dazugehört.

Vielleicht wäre es auch für einen Caféhausbesitzer ein wenig fade, wenn seine Gäste zwar stets friedlich, aber dafür immer grabesschweigend seine Käsebrote bei einem oder zwei Gläsern verzehren würden.

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kid37 - Mittwoch, 24. Mai 2006, 16:36
Wirtshausradau bitte nur nach Voranmeldung. Dann stelle ich die alten Stühle raus.

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booldog - Donnerstag, 25. Mai 2006, 16:06
"Es muß Frühling sein. Die Blogger schlagen aus." ™

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