Ende.Neu

Pink frost... Bye Bye Bye
I'm really not lying
I'm so scared
I'll have to stop my crying
Now she's dead

(The Chills, "Pink Frost")

Seit einigen Jahren feiere ich Silvester bekanntlich immer besonders wild, mit Papphütchen, Durcheinandertrinken und -küssen, Damen anfallen und sonstigen Träumereien. Ein Gespräch über Moral und Ethik kurz nach Mitternacht blieb mir noch im Gedächtnis, zudem ein finnischer Silvesterritus, der stark nach in Vodka aufgelöstem Hustenbonbon schmeckte und Perlenketten, die sich in Champagner lösten... dann ging es schon los zum obligatorischen Eistauchen an Neujahr.

Die Ostseeinsel im frostigen Gewand, scharf knirscht das Eis unter den schweren Schuhen. Stämmige Ponys drängen ihr krauses Winterfell gegen warme Hände. Ich sehe mich am Leuchtturm, die Augen geschlossen im schneidigen Wind. So ein grauhaariger Kopf muß doch mal frei werden von den zotteligen Gedanken. An der nordöstlichen Spitze säumen Eis und Schnee die Wasserlinie. Bernstein glitzert in der Sonne, pink frost. Das, was ich tat, vergangenes Jahr. Das, was ich tun werde, dieses Jahr.

Die alten Hemden, das vergessene Gesicht. Das scharfe Wort, beißender Wind, Bäume im Frost. Die Fähre bricht sich durch die eisigen Schollen, der Rumpf knirscht und ächzt, und ich blicke hinüber und zweifele keinen Augenblick.
Together we may get away.

Ausfallschritt | 01:41h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
marie__ - Mittwoch, 11. Januar 2006, 11:45
Genau, lassen Sie sich mal die krausen Gedanken aus dem Kopf pusten. Früher hab ich das ja auch gern gehabt, den scharfen Wind, die Kälte, doch mittlerweile bin ich ein Mimosenstadtkind, das nichts mehr verträgt. Suchen Sie eigentlich nach Muscheln und nehmen Sie sie mit heim, so wie Kinder das machen?

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sarin1a - Mittwoch, 11. Januar 2006, 18:41
(Danke.)

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wise.up - Mittwoch, 11. Januar 2006, 19:39
"Goodbye Hallo
Insel zu verschenken
Nur kein Neuland mehr
Lass' andere auf Trampelpfaden
mit Steinchen hinterher
Wir werden was wir sind, und:
Ende Neu"
(Einstürzende Neubauten)

Alles Gute zum neuen Jahr. Noch erscheint es grau in grau. Aber es wird so traurig nicht bleiben. Die Tage werden heller.

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bartleby - Mittwoch, 11. Januar 2006, 21:31
Ahá … erst Da, dann Da & dann aber wieder DA … schön … Sie besuchten also Iris & Thaumas am SeeMeere … tauschten den ullyssen, regen Bogen der Heimkehr schneidig gegen einen leuchten Turm & Bernhards Frost Gedanken … & werman sich jetzt woman eben kann das Gemüthe wieder auf 37°. G(l)ut für uns!

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leteil - Mittwoch, 11. Januar 2006, 22:32
schöne aussicht!

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kid37 - Donnerstag, 12. Januar 2006, 02:11

Die Muschelsaison, Frau Marie, ist noch nicht wirklich eröffnet, daher freute ich mich über diverse Steinfunde. Bernstein, ein kleiner versteinerter Hund und dieser prähistorische Phallus, den ich vielleicht dem isländischen Penismuseum vermachen werde. Dereinst. Das Fundstück, eine echte Trouvaille, diente sicher einst kultischen Handlungen oder bestimmte den Siegelbewahrer des schmalen Eilands.

Jedenfalls sorgten Wetter, Vegetation, Fauna und Funde für ein Füllhorn neuer Eindrücke und Geschichten. Da und dort. Ist ja überall schön, wenn man es nur richtig sieht. Ich glaube, die Aussichten für 2006 sind nicht nur klar, aber wahr. Man muß ja immer was lernen.
Geduldig sein, z.B.





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ladys smock - Samstag, 14. Januar 2006, 01:18
Versuchung
Mal einen Weg, der
dir hinterm Horizont
wegläuft, oder
schreib ihn -
nur weiter kommst du nicht.
Du übertreibst die Farben,
die ihn säumen, die Schatten
der Bäume, die ihn
zurechtweisen.
Noch traust du dir
den Gang nicht zu.
Du könntest aber,
wenn die Wörter, die Farben
verbraucht sind,
dich auf den Weg begeben,
und dort, wo die Farben,
die Wörter enden,
auf den Himmel treten.

dieses gedicht wurde nach einem zweifachen schlaganfall geschrieben.
der letzte satz kommt dem bild des meeres gleich.
für mich.

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kid37 - Montag, 16. Januar 2006, 12:53
Diesen beinahe nahtlosen Übergang zwischen Himmel und Meer sieht man an blauen, aber auch grauen Tagen besonders gut. Eine große monochrome Fläche, wie eine grundierte Leinwand, die man neu befüllen kann. Mit düsteren, aber auch schönen Gedanken. Wehmut vielleicht.

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