You feel lost,
And you feel slow...
It's time to go
You can leave this place
And all you know
(Weevil, "Silver Rails")
Durch den leichten Regen fahren, feuchte Raine. Der ICE frißt sich durch die Landschaft wie eine Made auf Ecstasy. Melancholie kauert auf dem freien Sitz neben mir, flüstert mir die Worte eines halbvergessenen Liedes ins Ohr. Weevil. Silver Rails. Auf dem Mobiltelefon ist eine alte eMail gespeichert, mir zur Erinnerung. Der Text nennt ein Datum und "Zwei Jahre Verachtung". Ich wußte nie, sollte es ein Vorwurf sein oder eine Selbstbezichtigung.
Draußen verwischt die Landschaft. Der Zug bohrt sich ins Ruhrgebiet. Alte Heimat. Dortmund zeigt ein graues Gesicht. Aber wo ist es schon so schön wie hier? In der Nacht, wenn die Lichter der Industrieanlagen die Wege säumen, weiß ich, ich bin hier, genau hier. "Eighties, the Eighties..." ( "Silver Rail")
Erinnerungen. Das große U, nur noch ein Rest auf einem ausgebombten Haus. Ein Schatten. Sag, was machst du?
Nun ist alles - aus vielerlei Gründen - Vergangenheit. Glorreich, tragisch, ganz wie man will. Mittlerweile steige ich dort nicht mehr aus, ich fahre nur vorbei. Aber es berührt mich wieder, wenn ich das weitgehend skelettierte Gebäude sehe, das verzweifelt dieses Zeichen trägt. Damals war auch ich ein anderer Mensch. Zurück möchte ich nicht. Aber ein Sehnen bleibt.
Das beschreibt es ziemlich genau, was ich empfinde, wenn ich alle Schaltjahre mal wieder in den Heidelberger Stadtteil zurückkehre, wo ich als Studi residierte und wo meine große Studentenliebe ihren Höhe- und späteren Schlusspunkt fand.
Es sind manchmal wirklich mehr die Orte als die Personen, an denen sich diese Gefühlsmischung entzündet. Ich habe die Frau nie so ganz aus den Augen verloren, aber Glut ist da keine mehr zwischen uns. Vor ein paar Wochen schoben wir unsere Kinderwagen nebeneinander her und plauderten. Wie halt alte Schul- und Studi-Kameraden, die sich ganz gut kennen, so plaudern.
Dass Sie nach so vielen Jahren in Hamburg in Herzensangelegenheiten nur eher negative Gefühle verbinden, ist traurig.