Elektrogesundheit

Heute ist ja Tag der Elektrogesundheit, da gibt es, wie man auf den Bildern erkennen kann, allerlei Möglichkeiten, Verspanntes mit der korrekten Spannung zu korrigieren, Tiefgestimmtes mit Hochfrequenz anzukurbeln und (zu) Kurzgeschlossenes in weite Kreise zu schalten.

Als geübter Elektrostatiker ziehe mich mir dann im abgedunkelten Dachzimmer einen Acrylpullover über den Kopf (zehn Wiederholungen) und lausche dem Knistern und Britzeln, schaue halluzinogiert den Blitzen hinterher, spüre wie im Nachhall das Verschwinden von Nackenschmerz und Schwachstromstimmung. Es erheitert mich, wie die umgebundene Krawatte darauf wie ein am Mast festgefrorener Seemann stocksteif in die Höhe steht. (Passiert bei Eismeerfahrten ständig.) "Flaggensignale der Gesundheit!" rufe ich in die Dunkelheit hinein. "Hart backbord! Und keine Pest an Bord!"

Auf diese aufregende, wahre Begebenheit auf hoher See gönne ich mir einen Schluck Eisenwasser, selbst angesetzt. Wozu teuer im Metallschnapsladen kaufen. Eisen steigert die innere Leitfähigkeit, wer in Physik der Mittelstufe aufgepaßt hat, dem leuchtet das ein wie ein energiedurchflossener Wolframdraht. Wer mag, kann es sich auch in einer Eisenwasser-Challenge über den Kopf gießen, das Ganze beim Lichtblitz eines Acrylpullovers fotografieren und beim Sozialen Netzwerk einstellen. Derart befähigt könnte ich auch als Experte für Energiewirtschaft ins Fernsehen gehen, meinen kleinen Elektrostatiktrick auf einem Panel von anders gesinnten Redner zum Besten geben und einen Vorschlag machen. Ich habe da nämlich eine Theørie entwickelt. Trügen Radfahrer in der Stadt statt gelber Warnwesten nämlich welche aus Acryl oder Katzenfell, könnten sich viel zu eng überholende Autos durch Reibung daran elektrisch aufladen! Geht der Akku zu neige, einfach einen Radfahrer im Acrylanzug ausgucken, anreiben, zack - schon kann man zehn oder gar 20 Kilometer weiterfahren. Da ist natürlich jeder erstmal baff, wenn er das hört, das überrascht mich nicht. Geniale Ideen sind oft so einfach, fallen einem wie überreife Äpfel auf den Kopf, wenn man gerade schön unterm Baum träumt, oder schwappen beim Einsteigen wie Wasser über den Rand der Badewanne. (Die übrigens ganz ohne Expertendiskussion fern jeglicher Elektrizität und Acrylpullover zu halten ist.)

Ich werde mir jetzt einen Anzug aus Katzenfell zusammennähen, einen Prototyp wie ein Buffalo Bill der Stromerzeugung. Nur eben mit Cat und Kid. Das sind so Gedanken einer Freitagnacht.

Projektor | 00:20h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frau eff - Samstag, 2. Februar 2019, 09:57
Mit zunehmendem Alter kennt man ja immer weniger Personen, von denen man weiß, dass noch Großes vor ihnen liegt. Sie sind meine einzige celebrity waiting to happen. Der Mann, der uns die Zukunft schenkt. Wie sieht es aus mit einem Heiligenschein? Oder kommt der Mit dem Kidcatmantel von selbst?

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kid37 - Samstag, 2. Februar 2019, 13:11
Vielen Dank. Zu meinen Vorstäzen gehört es, weniger an mich zu denken sondern mehr daran die Welt mit solchen Erfindungen zu einem besseren Ort zu machen. Ein Ort, der uns allen einen, äh, Ort bietet, zu knistern und zu britzeln.

(Ich gehe davon aus, daß man als statisch aufgeladener Radfahrer so ein Elmsfeuer auf dem Kopf flackern hat. Vielleicht muß man dazu einen Radhelm aus Eisen tragen, damit es funkioniert, ich teste das aus.)

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fidibus - Samstag, 2. Februar 2019, 11:57
Was frau eff sagt!

Sobald ich das mit der Revolution endlich auf die Reihe kriege und hernach meine Wohlfühl-Privatdiktatur herrscht, vergebe ich die Ehrentitel 'Verdiente Erfinderin' und 'Verdienter Erfinder' - jeweils dotiert mit eisenhaltiger Schokolade. Ihr kühner Beitrag unter dem Motto "Einer (Drahteselbesitzer) trage des anderen Last (Motorfahrzeuglenker)" katapultiert Sie jedenfalls schon mal auf die Anwärterliste.

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kid37 - Samstag, 2. Februar 2019, 13:13
Das klingt sehr reiz(strom)voll. So ähnlich denke ich es mir ja auch - wie oft hört man den Satz "Und für was strampel ich mich eigentlich ab?" Jetzt kann man sagen, damit ein E-Autofahrer sich an dir aufladen kann! Fürs große Ganze also.

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kid37 - Samstag, 2. Februar 2019, 14:38
Patentschutz
Habe mein Experiment jetzt beim Fachmagazin angemeldet.

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zeilensturm - Montag, 4. Februar 2019, 12:13
Und so kam das Kit-kat zu seinem Namen...
Was ich eigentlich sagen wollte: Ich erkläre diesen Text in Gänze zu einem (elektrischen) Highlight dieses an Highlights wahrlich nicht armen Blog.
Ein faszinierendes, rätselhaftes Detail für Genießer: Das skandinavische Umlaut-O mit dem Schrägstrich im Wort "Theorie".

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kid37 - Montag, 4. Februar 2019, 20:57
Man steht ja angesichts solcher Entdeckungen wie unter Strom! Was sage ich: Strøm! (Das ist für die Germanistikstudenten, die Blogs analysieren. Damit sich, nachdem ich ja gerade eine entwickelt habe, auch weitere Theorien bilden können. Als guter Landmann muß man immer eine Saat säen nach der Ernte!)

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kid37 - Montag, 4. Februar 2019, 23:10
Wie nett!
Ein befreundeter Regisseur hat freundlicherweise meine elektrischen Experimente illustriert.

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fritz_ - Dienstag, 5. Februar 2019, 00:24
Und wenn in ein paar Jahrzehnten die Patente Ihrer Erfindung ausgelaufen sind, Sie richtig abgesahnt haben, möchten Sie vielleicht den Blinklämpchenanzug in die Ecke stellen, Richtung Prärie reiten und den Gaul freilassen, so wie der Typ hier: https://www.youtube.com/watch?v=BM6nO_iTQKk.

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kid37 - Dienstag, 5. Februar 2019, 00:49
Haha, großartig. Warum hab ich daran nicht gedacht. (Nebenbei: Auch mal schön, so einen abgenudelten, unrestaurierten Trailer zu sehen. Man ist schon so HD-/digital-aufgehübscht-verwöhnt.)

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