Heller als 60 Watt



Den sommerlichen Samstag in den Hamburg-Hamptons nutze ich, um schnell noch meine Dreimarkfuffzich für die Steuer zu erklären. So sitze ich nach den morgendlichen Dehnungsübungen in meinem Turnerbund-Tank-Top im milden Wind am Fenster und beobachte die Radfahrer, die auf dem von der örtlichen Arbeiterpartei empfohlenen Kopfsteinpflaster zum Schwimmbad rattern. Gleißendes Licht umhüllt sie, während fiskalisches Dunkel auf meine magerkäserindendünnen Ertragsbilanzen fällt.

Die Sonne, heißt es, falle auf Glückliche und Unglückliche gleichermaßen, auf Reiter und auf Pferde, auf Begünstigte und Veranlagte. Das Dachblech glüht in der Mittagshitze. Bald wird schon der Sommer kommen mit seiner Sonnenseuche, unheilvollen Hirnerweichungen, mattem Schwitzen und trägen Gelüsten. Wenn schon Steuer, dann das eines Segelboots, skandiere ich aus dem Fenster. Denn vom Warten, auf das etwas geschehe, passiert ja nun mal gar nichts.

Abends dann Glitzer und Pokal, die Goldelse singt, exaltierte Bienen hüpfen über den Rasen in Berlin, während hier in Hamburg die ISS über den Himmel flitzt in einem schönen Bananenflankenbogen von 10° Südwest bis 11° Ost. Richtig hell, wie der Abendstern. Heller als 60 Watt.

Homestory | 13:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
zeilensturm - Sonntag, 28. Mai 2017, 20:34
Gut. Nun aber genug der Fiskalbetüdelung. Und raus in den den glücksdurchwebten Vor-Früh-Sommer-Abend. Vielleicht zu uns in den Garten? Es gibt Forelle schwarz (Holzkohle). Jederzeit - genau jetzt - willkommen!

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kid37 - Sonntag, 28. Mai 2017, 21:22
Sie haben einen Garten? Toll. Da beneide ich sie sehr (ich sehe nur das Beet, nicht den Spaten). Ein anderes Mal, gern. Aber heute bin ich nach der von meinem SPD-Obmann anempfohlenen Fahrradtour über Kopfsteinpflaster ("ist nicht unzumutbar") und mehr noch dem Harren über der Elster innerlich buchstäblich so zerrüttet... da kann ich nur noch matt daheim im Lehnstuhl sitzen und Melissentee zur Beruhigung trinken.

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iii - Sonntag, 28. Mai 2017, 21:51
Also ich habe Steuern ja schon Anfang des Jahres gemacht. Ich denke, diese Streberaussage kann und wird Ihnen hilfreicher Ansporn sein. Wieso machen Sie das eigentlich nicht auf Papier. Ich finde, das ist mit der beste Moment, wenn man handschriftlich mit Datum und Unterschrift abschliessen und eintüten kann.

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kid37 - Sonntag, 28. Mai 2017, 22:54
Sie sind Avantgarde! Ich mußte leider warten, bis der Pokalsieger feststand, damit ich wußte, ob ich mein BVB-Trikot als Werbekosten absetzen kann oder nicht. Das ist ja alles sehr kompliziert geregelt. Mit mehreren Jobs als Kunstmaler, Fensterrentner, Verschwörungstheoretiker und neuerdings Berater in der Lokalpolitik bin ich leider verpflichtet, meine Steuererklärung elektronisch zu machen. Normalerweise mache ich das am 1. Mai. Das habe ich vor ein paar Jahren so gelernt, eine Tradition für viele am Tag der Arbeit. Aber nun finde ich es auch mal spannend, die am 31.5. um 23.59 Uhr abzusenden. (Ausdrucken muß man die ja trotzdem noch, wir sind ja #Neuland.)

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iii - Sonntag, 28. Mai 2017, 23:22
Das klingt ja wirklich recht kompliziert. Ich verstehe, Sie hams auch da nicht leicht. Ich wünsch Ihnen ne saftige Rückzahlung❣
Ich kenn mich nicht so richtig aus mit diesen ganzen Sachen, die man (auch) online machen kann. Hier hat jetzt wer was eingerichtet, dass man IN EINE FERNBEDIENUNG sprechen kann. Ich weiß gar nicht was ich von all dem halten soll. Gibts bestimmt bald auch mit Steuern. Glühbirnen. Garten. ISS. #brauchtmandas

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kid37 - Montag, 29. Mai 2017, 00:38
Ja, danke. Auf hoher See und allen unter Elstern ist man ja in Gottes Hand.

Sprechende Fernbedienung? Oha, mein Lieblingsthema. Kurz gesagt, geben Sie acht, was Sie so daherreden. Die Maschine hört mit! Heute schrieb ein ehemaliges Nachrichtenmagazin:



Nicht mal mehr ohne Spanner in Ruhe umziehen kann man sich.

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iii - Montag, 29. Mai 2017, 01:20
Ich weiß jetzt nicht, ob das mit dem Ferseher zusammenhängt oder dem stick da dran. Mir wurde nur gesagt : Sprich einfach mal Bob Dylan rein. Und ich sagte es und irgendwer in der Fernbedienung, im stick oder im Himmel suchte dann danach. Und dann hatte ich eine ganze Palette von Musik zur Verfügung. Alben von bis. live auch! Insgeheim war ich begeistert. Dann habe ich irgendwann als Experiment "Musik" in die Fernbedienung gesagt und daraufhin hat eine Frau geantwortet: "Hier ist ein Radiosender, der Dir vielleicht gefällt." Und dann kam Leonard Cohen | Famos Blue Raincoat. Fand ich irgendwie ... faszinierend.

E k e l h a f t mit der Schlag- und Unterzeile. Mein Lieblingsthema. Ich kann da heute aber nicht mehr reingehen.

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kid37 - Montag, 29. Mai 2017, 12:40
Grob vereinfacht, verstehe ich das so: Damit der Mann im Himmel die Musik von Dylan suchen kann, muß er (oder sie) ja nicht nur Postergirls in kurzen Röcken beobachten, sondern auch permanent zuhören und mitschreiben, falls irgendwann jemand "Mach mal Bob Dylan" sagt. Nun vermuten Verschwörungstheoretiker (da ist natürlich überhaupt nichts dran, bis irgendwann - unter Freunden - ein Politiker abgehört wird), daß eben auch aufgezeichnet wird, wenn Sie - fiktives Beispiel - mit einem Bekannten zusammen im Wohnzimmer sitzen und sich, sagen wir mal, über schmutzige... schmutzige... schmutzige Schuhe, jetzt hab ich's, unterhalten.

Spinnt man die Sache jetzt ins Paranoide, bekommen Sie bei einem großen global agierenden, aber nur lokal und anders als ich nur auf den Faröern Steuern zahlenden Großversender Schuhputzzeug angeboten, wie es auch Bob Dylan benutzt ("individuell auf Sie zugeschnitten!"). Es könnte aber auch sein, totaler Quatsch jetzt, daß man Ihnen bei der Einreise in die USA sagt, hm, hm, Moment, wir sehen gerade... Sie haben schmutzige Schuhe tut mir leid, so welche wollen wir hier nicht, Sie machen uns ja den Teppich dreckig. Und das kommt alles vong Internet her!

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kuena - Montag, 29. Mai 2017, 14:03
aber (tschuldigung, edit: WER) will denn schon in die USA reisen? bei mir im Garten ist´s viel schöner.

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kid37 - Montag, 29. Mai 2017, 14:39
Den Garten kann ich nicht beurteilen. Wahrscheinlicher sind auch andere Aspekte der großen Datensammelei. Stichwort "Scoring" z.B., was bei Bankgeschäften und Versicherungen eine Rolle spielen könnte. Da wir aber in kleinen, schmackhaften Bissen angefüttert werden, wird es andererseits vielleicht auch nie als Problem wahrgenommen werden.

Am Wochenende las ich, daß die von mir sehr geschätzte Carolin Peters bereits Opfer von Identitätsdiebstahl im Netz wurde. Und ich meine, die ist Kommissarin!

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kuena - Montag, 29. Mai 2017, 15:11
ich leb vor allem analog, mit Bargeld und handschriftlich ausgefüllten Steuervormularen. Die hatten mich zwar auch schon aufgefordert es per Elster zu tun, ich hab aber ja gar keinen Computer. Und wo kommen wir denn dahin, alles online angeben und dann ausdrucken und hinschicken? Und sowieso immer erst nach Aufforderung so im September/Oktober. Die wollen immer Geld von mir, für neue Autostrassen und so ...

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kid37 - Montag, 29. Mai 2017, 16:38
Sehr löblich. Als demnächst international agierender Fashion-Blogger bin ich leider zur Elster gezwungen. Ansonsten habe ich nicht mal ein Smartphone, ich schicke noch Ansichtskarten. (Die dann der Postbote lesen kann.)

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iii - Montag, 29. Mai 2017, 21:43
Das ist, vermute ich, ein komplexes Thema, das ich nicht über- und durchblicke. Aber wo will man anfangen, wo aufhören. Stickwort: Reisepass. Gesundheitskarte. "Fitness-Tracker" der Krankenkassen undundund. Im Großen oder Kleinen oder Ganzen? Mich wundert ja auch, wie freigiebig die Menschen im Netz ihre persönlichen Daten und Fotos verheizen und vor allem welche - auch in Blogs. Aber das ist ja freiwillig, also wohl ein Unterschied. Und hat sicher auch damit zu tun, dass ich diesbezüglich etwas eigen bin.

Ich muss mich in diese Stick Sache wohl technisch nochmal genauer einarbeiten. Ich kenne mich da nicht aus, glaube aber, das ist nur an, wenn ich drücke (ich muss einen Knopf gedrückt halten, wenn ich etwas sage.) und muss auch wirklich zugeben: Ich ♥ es auf der Couch zu sitzen, Dylan reinzusprechen und in 0Kommanix die (Aus-)Wahl auf einen Bildschirm zu haben. Für die (vergangene) Zeit der Plattenromantik muss man Zeit haben. Oder sie sich nehmen. Also ich weiß es auch nicht.

Ich kriege den Transfer noch nicht hin, was das damit zu tun hat, was dieser Schmierlappenjournalistt da als Überschriften geklöppelt hat. Ich will nur noch 1 weniger wissen als womit Dylan seine Schuhe putzt, nämlich was der alles von den Steuern absetzt. Bestimmt auch seine Schlüpfer.

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kid37 - Montag, 29. Mai 2017, 22:13
Es ist wirklich komplex und sicher auch kaum konsequent zu vermeiden. Heute habe ich meine Einkäufe mal wieder bar bezahlt - und wurde - ich war soooo gerührt - nicht einmal nach einer Bums-Karte oder einer Dings-Karte gefragt. Daß es das noch gibt. (War sicher die Hitze.)

Seit ich erfahren mußte, daß die niederländische Polizei allen Ernstes Falken abgerichtet hat, um unerlaubte Drohnen vom Himmel zu holen, weiß ich, daß ich mit meinem Versuch, Briefe nicht als mitlesbare eMail, sondern per Brieftaube zu versenden, scheitern muß. Überwachung all überall.

Und so schließt sich der Kreis zu der auf so vielen Ebenen gescheiterten Unterzeile dieses Nachrichtenmagazinartikels. Worauf sich "dabei" beziehen soll, darf der Leser raten. Und ja, am Ende war es nicht einmal sprachliches Unvermögen, sondern nur ein weiteres, bewußtes Teasen für mehr Klicks.

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iii - Freitag, 2. Juni 2017, 11:14
Ich hab da nochmal drüber nachgedacht und den stick wieder abgezogen. Jetzt nicht, weil Sie mich überzeugt haben, aber vorsichtshalber.
Mir ist auch noch eingefallen, dass mir mal wer erzählt hat, der bei diversen Veranstaltungen wie CSD in Hamburg und so was halt in Kopenhagen und Köln etc. war. Dort hat er dann immer Fahrkarten zurück in die Heimatstadt gekauft mit BonusPunkten und so dabei. Irgendwann nach längerer Bahn(card)kunden-Zeit hat die Bahn ihm dann Werbung geschickt a la. "Sehr geehrter Herr X", möchten Sie nicht mal mit ihrer besten Freundin oder ihrem Partner nach ... usw. Er vermutete, Sie hätten eine Art Profil erstellt wo er wann war und daraufhin geschlussfolgert, dass er schwul ist. Ich hielt das für ausgeschlossen und vermutete, er hat es falsch gelesen, verstanden, reindeutet, alle Kunden hätten bestimmt so ein Schreiben bekommen etc.. Aber er meinte, nee, so glauben sie halt Schwule ansprechend anzusprechen mit der Klischee "besten Freundin". Wir wurden uns nicht einig; ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich weiß immer noch nicht, ob das so korrekt war wie er es verstanden und wiedergegeben hat. Aber so oder so: Ist doch alles nicht mehr normal!

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kid37 - Freitag, 2. Juni 2017, 12:35
O je. Ich bin zwar nicht überzeugend, aber doch eine Spaßbremse. Darüber werde ich über Pfingsten mal in mich gehen. Was solche Datenjonglagen angeht, halte ich vieles für möglich, aber nicht alles für wahrscheinlich. Das Thema aber ist virulent, auch das Familienministerium rät ja offiziell zum Abkleben von Kamera und Mikrofon. Die Zeit hatte dazu einen Artikel.

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iii - Freitag, 2. Juni 2017, 13:03
Webcam Abkleben ist aber auch irgendwie ... narzisstisch. Da greift 1 ins andere.

Ich denk über Pfingsten darüber nach, ob Dylan es gut fände, wenn ich sein Gesamtwerk über den stick höre.

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