Sonntag, 30. April 2017


Das eine Auge des Dr. Mabuse



Wenn ich abends vor dem Zubettgehen mein allwissendes drittes Auge herausnehme und in ein Glas auf den Nachttisch lege, wird es ja eigentlich Zeit, die beiden anderen Äuglein zuzumachen. Meist aber muß ich noch nachdenken. Oft schleiche ich mich ja unerkannt durch die Stadt, weil ich der Mann der tausend Masken bin. Morgens greife ich mir einfach eine aus meinem Maskenkoffer und mache mich unsichtbar.

Dann beobachte ich aus der gut getarnten Verschmelzung mit der Umgebung heraus Szene wie die heute im Park, als ich dachte, da schnattert eine Ente, die klingt wie ein Mann, der wie eine Ente schnattert. Es war aber ein Mann, der wie eine Ente schnatterte, die sich anhörte wie eine Ente, die schnatterte wie ein Mann, der eine Ente imitiert. Hintergrund dieses am öffentlichen Ort vorgetragenen Gebarens war die Bespaßung eines Kleinkindes, wo ich auch nicht weiß, wie lange das abends noch wachliegt zum Nachdenken und über erwachsene Enten und Entenerwachsene sinniert.

"Mach's wie die Ente und laß alles an dir abperlen", ist ja eines meiner zahlreichen Lebensmotti, die ich morgens aus dem Mottokoffer greife, um mich für den Tag zu präparieren. Heute sind viele Hexen in der Bahn und auf den Radwegen unterwegs auf dem Weg zur Walpurgisnacht, um darin Schabernack zu treiben, wie hier von Stefan Eggeler illustriert. Ich fand den Wind heute auf dem Rad etwas arg böig, so daß ich heute Abend beim Nachdenken Sorge tragen* werde um den Hexenbesenluftverkehr im Harz und den zivilisationsentbundenen Randbezirken der Stadt. Ich hingegen lasse alles entspannt an mir abperlen, sitze beim Kaffee, höre ein wenig Webern, weil mich das Abstrakte und Musikböige darin noch mehr entspannt und lasse mich endlich weiter mit der zweiten Staffel Penny Dreadful hexenberieseln.

Der Geschichte darin konnte ich schon in der ersten nicht wirklich folgen, mir ist das ein wenig zu personalreich, und Eva Green zieht sich nun auch nicht in jeder Folge aus. Sie weint aber sehr viel, fällt mir auf, und das rührt einen dann ja doch. Als Lookbook und Einrichtungskatalog aber ist die Serie weiterhin phänomenal. Die Klamotten möchte man allesamt sofort erwerben, und das Labor des Herrn Doktor Viktor F. wäre auch für mich ein schöner Arbeitsbereich. Dann könnte ich hier nächtens am Leuchtturmfenster sitzen, auf ein Gewitter warten und so eine Bellmer-Puppe zum Leben erwecken. Für den Tanz in den Mai.