Der schwarze Blitz

Bleiben wir gedanklich im schönen Österreich. Der Winter naht, schon manche Zeit hat man das Gefühl, Eissplitter lägen senkrecht in der Luft, ein Geruch stellt sich ein von erstem Schnee und bäckchenfrischem Frost.

Und Wintersport. "Zum Skifahren fahre ich sowieso ohne dich", verkündete mir, Jahre ist es her, einst unbekümmert eine Freundin. Na Servus, Gruezi und Hallo, dachte ich erstaunt. Das ist ja mal ein starkes Stück. Konnte besagte herzerfrischt vor sich hincharmierende Dame doch gar nichts ahnen über meine Stand- und Schußqualitäten auf den Brettern, die vielen eine eisige Welt bedeuten. Dabei sind Kinder aus dem Bergischen, die sozusagen nur zwei Zugstationen von Winterberg und dem Kahlen Asten aufgewachsen sind, geborene Lords of the Boards. Als König der auch zur inneren Bindung allzeit Bereiten bin ich ein wahrer Wunderwedler, ein Pistenpflug, ein Skihaserlschreck und Salonslalomlöwe. Ein Hansi Hinterseer der Blogger-Loipe.

Und einmal, das ist auch nur wenigen bekannt, bin ich eine Olympia-Bobbahn zu Fuß und fröhlich pfeifend hochspaziert. In Berchtesgarden war das. Gut, und es war Sommer. Und möglicherweise nicht erlaubt. Sowieso: Genau genommen weiß ich alles, was ich über das Skifahren weiß, vom "schwarzen Blitz". Dem Sailer Toni nämlich, ein g'sund schauender Wirbelwind auf zwei Brettern, der in kühner Rasanz die Filmleinwand entlanggerauscht kam und mit einer kecken Kehre und weißbezahntem Lächeln vor einem feschen Hüttenmadl zum Stehen kam, um eine Limonade zu erbitten. Im November geboren, wußte er, daß nur das Herz einer Frau im Winter wärmen kann. Aber welche wählen, wenn es heißt Zwölf Frauen und ein Mann - und nur zwei eine dabei Ringelstrümpfe trägt? Man versteht mich selbst hoffentlich besser.

Ein Mensch, der Toni jetzt, ehrlich und heimatverbunden, die Ferne konnte ihn nicht locken, das hatte er probiert. Aber danach wußte er: Am Fujijama blüht kein Edelweiß. Nur manchmal, an Sonntagnachmittagen, kam er auch zu uns in unser Fernsehgerät, um mich zur Skigymnastik zu ermuntern. Da sah man, daß er auch ein Musikant war, so wie ich. Und er sauste durch den Schnee, fröhliche Menschen hinter ihm drein, als seien es Twitter-Follower. Und dabei spielte er, ganz glückberauscht, auf seinem Bandoneon. Wie hier, als Schwarzer Blitz. Und die Resi hat ihn zum Skifahren nicht sitzen lassen. Die fuhren quasi Hand in Hand.

Ist aber auch schon tot. Der Toni.

Homestory | 00:00h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
d.martini - Freitag, 29. November 2013, 09:43
Apres Ski - Hölle Hölle Hölle
Leiwand ( Seufzer ), das macht mich glücklich und traurig zugleich.
Die Bretter die damals die Welt bedeuteten.
Und man hatte noch Platz...und Mädels ( jetzt heißen sie Damen) ...und und MUSIK !

Oh schwarzer Blitz, du strahlender Held !

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kid37 - Freitag, 29. November 2013, 11:22
Ballermann-Ski. Und nichts mehr ohne Helm. Gut, daß der Toni das nicht mehr erleben muß. Obwohl er in Kitzbühel möglicherweise auch gut davon gelebt hat.

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maphisti - Freitag, 29. November 2013, 16:54
Für Liebhaber dieser Art von Musik gibt es auch ganz aktuell sehr schöne Demonstrationsbeispiele: Der Gesang zu dem Thema "Heiße Küsse, kalter Schnee" ist u. a. auf diesem Gebiet sehr informativ.

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kid37 - Freitag, 29. November 2013, 21:48
Himmel. Und ich schlage das auch noch nach.

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montez - Freitag, 29. November 2013, 18:50
Nichts, wo er sich nicht auskennt. Ich staune.

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kid37 - Freitag, 29. November 2013, 21:49
Wir trafen uns früher immer alle Mann beim Johnny Miller. Da gingen ganz schöne Geschichten rum.

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gaga - Samstag, 30. November 2013, 15:43
Der Sailer Toni ist tot?
Ja mei, wann ist denn des passiert?

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kid37 - Samstag, 30. November 2013, 17:49
Selbst ich werde davon melancholisch. Der dicke Hoss von Bonanza übrigens auch. Und Fury. Und keiner sagt was.

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gaga - Samstag, 30. November 2013, 19:45
Den Sailer Toni habe ich doch unlängst noch, im Sommer dreiundsiebzig, in seiner Wirtschaft am Oberjoch getroffen. Das blühende Leben. Ein fescher Kerl. Kinder, wie die Zeit vergeht!

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kid37 - Samstag, 30. November 2013, 22:56
Quasi gestern! Das sollte uns allen eine Mahnung sein in diesem novembrigen November. Memento Toni. Das waren die goldenen Jahre der Republik, damals, als man noch in den Urlaub fahren konnte. Jetzt wedelt niemand unbekümmert an den Slalomtoren vorbei, und selbst die Ja-Sager sagen nur noch Nein.

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d.martini - Dienstag, 3. Dezember 2013, 02:03
ach, gerade erst...
@ gaga37

soso, ich hatte da ( mals ) Skiunterricht bei einem Fräulein namens Maya, schärfer als die Biene , aber das gleiche Kaliber wie ihre Bedienung ( ich würde gerne das D für ein B tauschen, wegen dem Kalauer ). Ich prozte dann mit der Kandahar-Abfahrt...und viel da einfach runter. Das ist nun mal senkrecht und im Fernsehen haben die feschen Buam einfach mehr Haltung. Ich habe es mir dann immer vom Fenster aus und dann im Fernsehen angeschaut.
Aber süß war die schon, und ich 13 .
Verzeihung, Erinnerung macht geschwätzig.

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kid37 - Dienstag, 3. Dezember 2013, 11:19
(Dafür sind wir hier.)

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