schrrrd-schrrrd-schrrrd-tschekk-tschekk-tschekk
Aaaah, das ist jetzt wie früher als die meisten Blogger nur schwer angeheitert und bacardibefeuert ein paar Sätze in ihr Textfeld kloppten. Eigentlich haben wir das alle über die Jahre verlernt, was auch mit dem Trink- und Berauschungsverhalten zu tun hat, seit alle nur noch von Ingwer, Hanföl und frischen Salaten leben.
Ich war heute mal wieder in Hamburg engsten und dunkelstem Club, dagegen ist diese Stahlkang-Party aus der Markthalle nix. Junge Frauen am Eingang boten mir gleich flüssige Drogen an: Diazepam? flüsterten sie, und ich sage da längst nicht mehr nein. Wieviel ich brauchte? Ich nehme alles, sage ich jovial, und die Ärztin lacht und meint, geben sie dem mal 30. War so einer dieser Abende. Wo für Stammgäste alles aufs Haus geht.
Und ich muß sagen, 30 sind der Knaller. Dreiviertelstunde später wanke ich auf die Straße und habe das dringende Bedürfnis, auf die Köhlbrandbrücke zu schleichen, mich dort nackt auszuziehen, die Arme auszubreiten und "Ich bin der König der Welt!" zu rufen.
Ich war heute der letzte Patient am Abend, die haben noch Termine bis nach 21.00 Uhr. Die Stimmung ist dann schon angenehm gelöst, es werden Witze gemacht, die Assistentin sagt ihre Sprüche auf, Faust ballen, das wird jetzt kalt, das piekst jetzt, ich fahr sie auf dem Wagen rein und raus, hier ist die Notklingel..., und ich sage, das ist ja wie im Flugzeug hier, beachten Sie bitte die Notausgänge, bei Druckabfall in der Kabine lösen sich die Sauerstoffmasken... Wir lachen als hätte ich einen Knallerwitz gemacht, ich summe still für mich Blondies alten Hit "I'm On E, I'm On E...", dann habe ich schon diese Lärmschutzkopfhörer auf und schwupps geht's in die Röhre.
Ich merke gleich, die Dosis ist aber wirklich reichlich, ich hatte die Dame beim Tropfenzählen aber auch ein wenig abgelenkt, ein koketter Spruch hier, eine launige Bemerkung da. Ich bin ein alter Mann, mir nimmt man das nicht mehr übel. Den Rest hat sie einfach gekippt. Glaube ich. Durch die Kopfhörer Schredder und Schrotter, schön rhythmisch bisweilen, man möchte Headbangen, aber die wollen ja in meinen Kopf gucken, die kleinen bösen Dinger zählen und schwärmen von meinem riesigen Empathiezentrum.
Dengdengdeng, dieser Maschinensound ist wirklich amtlich, man müßte so was mal leicht auf die Bühne bringen, denke ich beschwingt und zugleich, meine Fresse, die haben mir da heute aber echt was eingeflößt. Viel zu schnell ist alles vorbei, CD ist auch schon fertig, kaum habe ich mich notdürftig wieder angekleidet. Oder waren das andere Hände? Leider sind nur Bilder drauf, kein Sound, wegen der GEMA sicher wieder, das muß ich monieren. Wacklige Knie, das Gefühl, ihr könnt mich alle mal schön und auch kreuzweise und lustig ist das auch und ich will unbedingt jeden Morgen vom Arbeitgeber einen kleinen Löffel. Zur Verbesserung des Betriebsklimas. Morgen sage ich dem Chef die Meinung, aber so was von. Ich gehe jetzt Bett. Mir doch egal.
Natürlich, natürlich kenne ich dieses Halali. Es wird aus allen Rohren geschossen, meint man. ( Bei mir nur etwas tiefer motiviert). Geht aber vorüber. Am Ende der Röhre leuchtet ein Weiß.
Ich bin's ein wenig müde. Derzeit zum Glück nicht mehr so häufig.
Sind Sie sicher, dass Sie überhaupt irgendwas bekommen haben? Ich habe mich
in der Röhre auch ohne Drogen total bekifft gefühlt.
Der Sound ist wirklich super, auch wenn die Liege rappelt. Ich hatte vor zwei Jahren mal ein ungutes Erlebnis, da war ich sehr lange drin, weil sie überraschend was entdeckt hatten. Das war so ein bißchen wie in Alien³, als Ripley in den Bodyscaner steigt, weil sie schon ahnt, was da in ihr ist. Seither gönne ich mir diese Tropfen. Ich bin gestern auch sehr entspannt zu Bett - und habe heute morgen prompt verschlafen ;-)
Ich habe mal zu Messezeiten eine Woche in Hannover verbracht. Damals bin ich am frühen Morgen immer eine kleine Runde gelaufen. Es dämmerte gerade. Auf der Strecke lag auch ein Stück von einem Kanal (ein richtiger Fluss war es nicht, glaube ich. Ganz viele Brücken. Eine davon sah aus wie die andere. Daher konnte man sich leicht verlaufen!). Und jeden Morgen lag an diesem Kanal ein Frachtschiff mit laufendem Motor. Immer an der gleichen Stelle. Der Klang des Motors ist mir bis heute im Ohr. Dunkel, konstant, bedrohlich. Sehr beeindruckend war das. Und unheimlich. Trotz des herannahenden Frühlings und der bald aufgehenden Sonne.
Aber eines guten Tages fragte mich das Frachtschiff: "Warum fürchtest du dich vor mir? ( Oder sind es die vielen, vielen Brücken ...?) Du triffst mich einfach nur zur falschen Zeit!! Im Herbst habe ich bei Sonnenuntergang immer eine helle und überaus zärtliche Stimme."
Tuckernde Motoren im Morgennebel. Das erinnert an die Urangst vor den großen Maschinen, so ein Metropolis-Moloch. Im Grunde liegt man ja im MRT wie ein Würstchen im Hot Dog.
Ein Kuraufenthalt in Leipzig...? Wir haben in Bälde nicht 37, dafür aber 50 Bilder im gesamten Stadtgebiet zu kuratieren... und vorsorglich sind wir in ärztlicher Begleitung unterwegs. (Die schon längst erfolgte Verschreibung der Kur geht denn auch auf die Ärztin zurück; ehrlich gesagt, ich hab's verschwitzt)
An Leipzig habe ich ja hübsche Erinnerungen, auch wenn sich zuletzt ein wenig Mißtrauen (aus aber rein persönlichen Gründen) hineinmischte. Da kann die Stadt aber nichts für. Freundliche Menschen. Ich habe mich da mal verfahren, mußte über mehrere Spuren wechseln und wurde sehr freundlich durchgelassen. Das hätte es in Hamburg niemals gegeben. Nicht ohne Lärmschlagen jedenfalls. Im Werk 2 habe ich mal ausgestellt.
In der Tat. Das ist eine gewaltige Mugge in der Dunkelheit. Bei Magneto. Weniger ist auch dort mehr.
In Leipzig könnten Sie getrost Ihre Erinnerungen multiplizieren, ein paar Lerchen verputzen und vom Werk II erzählen, falsch parken oder abbiegen. Diazepam wird hier den Gästen ins Getränk geworfen...
Ah, deshalb war das meist so entspannt. Grundsätzlich ist das richtig: Ich muß mal wieder mehr rum. Meine drei Geschichten erzählen.
Während meines damaligen Einfahrens habe ich mich – staunend über die ja doch recht drangvolle Enge – gefragt, ob stark übergewichtige Patienten eine Fettung mit Vaseline bekommen. Wie Torpedos im WW2.
Vielleicht kriegen die so Magnetarmbänder, wie es sie auf Kaffeefahrten zu kaufen gibt, umgeschnallt? Viel Spielraum ist sonst nicht, das stimmt. (Man könnte auch Monitore mit der neuesten Werbung beruhigenden Filmen einbauen.)
Benzos sind wahre Wunderdrogen. Ich fackele damit inzwischen nicht länger lange, wenn es bei mir mal wackelt. Ein Döschen Lorazepam steht stets bereit. Meistens verfallen mir trotzdem die Dinger, da sie nicht besonders lange halten. Da sorge ich dann aber rasch für Ersatz. Wahrscheinlich bringt schon der Anblick der Pillen - ich könnte eine nehmen - einen beruhigenden Placebo-Effekt mit sich.
Manchen Empörungsbloggern täte eine regelmäßige Dosis Valium auch gut. Die Dosis am Mittwoch war aber ein bißchen hoch. Fast hätte ich sogar gelacht. Wenn mich da einer gesehen hätte! (Ich sehe schon die Schlagzeilen: Kid37 beim Lachen erwischt! War alles nur eine Lüge?)
Tja, wenn man regelmäßig zu Aufnahmen eingeladen wird, ist es natürlich kein Problem, immer aktuelle Bilder von sich zu PR-Zwecken zur Hand zu haben.
Ich hingegen muss bei Anfragen immer auf altes Material zurückgreifen und hebe entschuldigend die Schultern: "Unsereine hat halt keine professionellen Gründe für Foto-Sessions."
Andererseits: Die Brummklopfbilder meiner Halswirbel von vor zwei Jahren könnten noch als aktuell durchgehen.
Als Autogrammkarte natürlich der Renner. Ich schaue mir die CDs aber mittlerweile gar nicht mehr an. Es ist ja kein Geheimnis, daß ich andere Menschen nur schwer durchschaue. Aber bei den MRT-Bildern stelle ich fest, ich blicke auch durch mich nicht recht durch.
Der dritte Absatz, zweite bis vierte Zeile ist meine absolute Lieblingsstelle.
austrofred? im ernst? da bin ja ICH lustiger, etc!
Ja, in der Röhre meint man zu glauben, man sei in JWD. Ein freundliches "Olé!" ... ???
@Gaga: Ich konnte ich aber noch bremsen!
@Suna: Pfff. Dös is der Champion! Der einzige! (Und möglicherweise mein verlorender Zwilling, die Bücher lesen sich wie (m)ein Blog. Ich komme aber noch drauf zurück. Ich muß erst Kreisky weiterhören. Ganz groß.)
pffft zurück. fehlt ja nur noch: "der redet so süß österreichisch!" hättest du das mit dem zwilling nicht geschrieben, hätt ich dir übrigens verraten, dass man hier folgendes über ihn tuschelt: "privat ist der total intelligent". so aber trau ich mich das nicht.
*gacker!* (ganz ohne Valium)
(Ich muß das für unsere Marmeladinger-Freunde alles noch zusammenfassen, sonst versteht das ja wieder keiner.)
..keinen schlechten Rausch, hat ein niederbayerischer Saufkumpan mal zu mir gesagt. Und was für ein begnadeter Texter Sie doch sind, Herr Kid. Medizinischer Privat-Boulevard, das ist jetzt ihr ureigenes Genre.