Hausmannskost
Auch im hermetischen Café ist nicht alle Tage nur Schoppenhauer. Hinter jedem Blogger steht immer auch ein Mensch, der ab und an im Haushalt zu tun hat. Oder mit dem Haushalt. Es verhielt sich nämlich so, daß von jetzt auf gleich die Lady, die hier immer das Geschirr spült, nicht mehr spülen wollte. Sie zickte so rum, gab wimmernde Geräusche von sich, daß man halt gleich wußte, aha, die Lady, die hat eine Laune, dagegen kommt man jetzt nicht an.
Das ging so ein paar Tage und ich brachte schließlich eine jüngere ins Spiel. Schicke Frontblende, zeigte ich ihr so im Prospekt, eine glänzende Fassade und moderne Programme, die kennt meine Lady gar nicht. Wie das so ist, wenn man schon etwas reifer ist und quasi aus anderen Zeiten stammt. Also auch vom Denken her.
In all diesen Tagen stapelte sich Geschirr, aber nichts passierte. Gut, dachte ich - die meisten werden mir zustimmen - so ist es dann eben, wenn man es richtig gemacht haben will, muß man es selber machen. Und spülte halt mit der Hand. Das wiederum gefiel der Lady aber auch nicht, und bei einem letzten Test ("Willst du vielleicht doch?") zog sie plötzlich brav Wasser und begann ein munteres Spülprogramm - also das einzige, das sie so kennt. Mir genügt das aber, wir sind da wie ein altes, eingespieltes Paar.
Ich will jetzt trotzdem eine Jüngere.
Lebendige Tiere suchen mich heim, das ist verdächtig. Eine prächtige Libelle, von mir mißtrauisch beäugt, verirrte sich in den zum abendlichen Lüften geöffneten Leuchtturm, wurde kurz erkennungsdienstlich behandelt und im Internet ausgestellt, danach aber in die Freiheit entlassen. Oder was sie dafür hält, denn auch hinter den Mauern der Libellen lauern bloß weitere Mauern.
Auch der treuherzigste Imker indes kennt das Problem der Wandervölker: Man tut und macht, und doch sind sie auf einmal weg, die Bienen. Nicht aber die kessen Wespen, für die ich offenbar eine gewisse Attraktion darstelle. Zuletzt bereits schienen sie mir etwas sehr aufdringlich, nun aber lungerten sie wieder vor meinem Schlafzimmerfenster herum (also, ich schlafe ja nicht, aber um zwischendurch kurz mal meditieren zu können, habe ich einen Raum mit einer schmalen Pritsche und einer Waschschüssel mit aufgedrucktem Zwiebelmuster).
Engtaillierte, betriebsame Damen in Ringelklamotten huschten vor dem Fenster herum, taten ganz unschuldig, ich aber kenne das schon. Nachher nagen sie sich nur wieder ins Innere, war ich aus Erfahrung überzeugt, und dann wird mir das rasch wieder zuviel. Auch ein Internetkünstler braucht schließlich einmal Pausen vor aufdringlichen Fans. Ich lasse mich da jetzt immer von meiner Security abschirmen, ein netter, ruhiger junger Mann in weißem Poncho und lustigem Hut mit Netz vor dem Gesicht. Psychologisch geschult, denn ich hasse Gewalt. Der hat mich aus dem Zimmer sozusagen backstage geschickt und das dann alles geregelt. Ich hoffe, er hat jeder noch ein schönes Autogrammfoto von mir mitgegeben. Weil ich finde, seine Fans sollte man schon gut behandeln, das ist eine professionelle Pflicht. Und mir natürlich ein Vergnügen.
Am Rad ließen sich die Pedale nicht wechseln, und ich stellte fest, daß ich noch nicht einmal WD40 im Haus habe. Zum Glück funktionierte es dann mit Waffenöl, das hat man ja immer parat. Kurz einwirken lassen, dann ließen sich die alten abschrauben. Reine Aufhübschung, ohne tieferen Sinn, aber der Fuß fährt ja bekanntlich mit und der soll es auch schön haben.
Zum Abschluß der Woche Grillen auf fremden Balkons, die drei Geschichten, die ich im Leben erlebt habe, noch mal erzählt, dann heim und die Positionslichter gelöscht. Viel Betrieb hier auf dem Kanal in letzter Zeit. Ich komme gar nicht mehr mit.
in der letzten wohnung hauste auch eine lady 45, liebevoll auch trümmerfrau genannt. und so sah der abwasch dann auch gelegentlich aus.
hab jetzt auch eine jüngere.
das andere sind ja so sachen, mit denen man als v-blogger gar nicht in kontakt kommt. also jetzt nicht der pedalwechsel, das schon. (ich muss hier demnächst quasi ein ganzes fahrrad an einen anderen rahmen schrauben. das wird was...)
Nicht mehr ganz ladylike waren irgendwann die Begleitgeräusche, sonst hätte das ewig gehen können mit uns. Kutte hatte schon was Jüngeres laufen. Da wäre ich gerne mal Mäuschen, wenn die gasgibt, zwinkerte ich, und er so: Meister, was heißt hier wenn - die ist gerade mittendrin!
Die Lady, so eine Art Waschmamsell, kommt auch noch aus der Zeit, da in den Küchen und Waschkellern ein rauher Ton herrschte. Heute flüstern die jungen Damen ja nur noch. (Wenn sie nicht gerade was mit Schorle oder durchgegärter Limo trinken.)
Mal sehen, ob es eine gibt, die dabei auch Salat machen kann. Oder Kuchen.
...nicht mal WD40 im Haus
Sie werden es kaum glauben, aber auch in meiner bescheidenen Bizyklisten-Apotheke fehlt dieses vielgerühmte Präparat (und Waffenöl mochte ich nach dem Ende meiner Wehrdienstes irgendwie auch nicht mehr riechen). Tja, was soll ich sagen, es ist erstaunlich, was mit Gewalt Geduld und Spucke alles geht. Selbst ein vermeintlich bombenfest sitzender Vorbau löst sich irgendwann praktisch von alleine, man muss einfach lange genug mit offener Schraube herumfahren. Und mit etwas Glück fällt man dann nicht auf die Fresse...
ich hätte hier noch eine festgegammelte sattelstütze, wenn sie da vielleich mal bei...?
Für festsitzende Vorbauten empfehlen manche ja eine Cola-Infusion - von unten in den Gabelschaft. Um dieses Mittel auch der Sattelstütze applizieren zu können, müsste das Tretlager rausgeschraubt werden, anders kommen Sie damit ja nicht ins Sattelrohr.
Ansonsten wäre noch eine Variante, an Stelle des Sattels irgendetwas sehr viel längeres an die Stütze zu schrauben, was mehr Hebelkraft liefert beim Versuch des Rauswürgens.
wie ich mich kenne, reiße ich dann die sattelstange ab. und dann kann man den rahmen ausbohren.
aber über die cola denke ich mal nach.
Oder, Sattel ab, Zeug durch die Sattelstütze rein, Rad sofort wieder umdrehen? Ich hätte aber trotzdem Bedenken, daß alles Richtng Lager suppt.
Wenn es eine Patenstsattelstütze ist, kommt man von oben her wahrscheinlich gar nicht rein, das würde nur bei der traditionellen Kerzenform funktionieren, und ich bin auch nicht sicher, ob ich die Sülze im Innenlager haben wollte. Da muss man ja auch von ausgehen, es nicht mit einer gekapselten Patrone/Kartusche zu tun zu haben.
Kurioserweise habe ich mir beim Olmo ein gegenteiliges Problem eingehandelt: Entweder hat der Schrauber im Radladen falsch gemessen, welchen Durchmesser die Stütze braucht oder ich habe bisschen zu viel Schmiere gegen das Festfressen auf die Sattelstütze geschmiert, jedenfalls kann ich die Klemmschraube zuknallen, so fest ich will, nach einer Stunde Fahrt mit diesem Rad sitze ich unweigerlich 1-2 Zentimenter tiefer.
Der Durchmesser der Stütze wird wohl zu gering sein. Bei ausreichender Klemmwirkung sollte die Schmiere nicht dafür sorgen, dass es rutscht. Der Unterschied von z.B. 27,0 mm zu 27,2 mm kann schon ausreichende Ursache fürs Rutschen sein.
Man sollte als echter Siedler immer auch den einen oder anderen Meter Kupferrohr oder Ähnliches da haben, als Hebel.
Die Fachwelt (also sowohl der Don als auch der Schrauber im Radladen) war sich einig darin, dass der Olm 26,8 brauche. Und die 27,2, die hier noch rumliegt, passte auch nicht, von daher bin ich schon davon ausgegangen, dass das seine Richtigkeit hat.
(Digitale) Messlehre zur Hand? Oder praktische Überprüfung: Stütze raus, alles abwischen, Stütze wieder rein. Wenn's dann immer noch rutscht... Zwischen 26,8 und 27,2 gibt Stützen mit 27.0.
Die meisten Hersteller hatten im Laufe der Jahrzehnte unterschiedliche Durchmesser ihrer Rohre. Dass es also mal ein Olmo mit 26,8 mm gab, heißt nicht, das andere, spätere Modelle des Herstellers nicht andere Rohrdurchmesser hatten. Hier zum Beispiel wurde unlängst eine von Campa für Olmo gefertigte Stütze verkauft, mit 27,2 mm:
http://www.ricardo.ch/kaufen/sports/radsport/zubehoer-und-ersatzteile/sonstiges/sattelstuetze-campagnolo-27-2-mm-mit-einfraesungen-olmo/v/an710654990/?ABTestedFeatureKey=59
Habe die Schmiere weitgehend rausgekriegt und jetzt mal den Trick mit einem Streifen Blech einer Coladose probiert. Gegen seitliches Verdrehen des Sattels hilft es nicht so recht, aber die Abwärtsbewegung scheint gestoppt oder zumindest sehr verlangsamt.
Wie gesagt, 27,2 hatte ich ja gleich zu Anfang probiert (weil noch hier rumliegend), und ich würde nicht mal drauf wetten, dass 27,0 wirklich passt ohne Gewalt.
Wenn da ein Coladosenblech dazwischen passt, dann stimmt bei den beiden Maßen von 26,8 eins nicht. Oder es müsste eine erhebliche Fertigungstoleranz gegeben haben. Ich glaube nicht, dass es daran lag, das Du zu viel Schmiere aufgetragen hast. Ich kann dir gerne mal eine 27,0 Stütze schicken, leider ist die nicht ansehnlich genug, als dass ich sie Dir für Dein Rad empfehlen würde. Aber zum Testen reicht's.
Wenn alles nichts nutzt, kann man immer noch
Kunst draus machen.
Den jungen Mann mit dem Poncho, könnten Sie mir den vermitteln? Ich lass' die ja eigentlich machen (aber die sind wirklich an sehr ungünstigen Stellen eingezogen). Das hört sich allerdings sehr friedvoll an, wie Sie das schildern … So ginge das.
(Ich hatte mir lautes Geschrei und Fontänen von Blut, herumfliegende Gliedmaßen und so vorgestellt).
Nein, da läuft heute viel über Kommunikation und psychologischen Deeskalationstechniken. Die sind alle sehr geschult, die jungen Männer. Ist nicht mehr so wie früher, die haben auch ihre Bravo gelesen. Suchten die sich nicht immer Platz direkt vor dem Bühneneingang dem Fenster, ich ließe die bis Herbst gewähren.
Meine Waschmagd Marke Mi*le wird mich wahrscheinlich überleben. 26 Jahre und kein Arztbesuch. Lese ich bei einem Gerät Garantie zwei Jahre, denke ich mir, da lohnt sich der Einbau schon nicht. Und zum Glück braucht die Gute nur Strom und Waschpulver. Videocassetten, spezielle Schreibbänder, Polaroidfilme kriegt man ja nicht mehr oder nur noch irrsinnig teuer. So habe ich auch einen kleinen der noch funktionierenden Geräte Friedhof. Selbst für meinen Terminplaner gibt es für weitere Jahre die Lochung nicht länger. Selten will ich was Jüngeres, aber die normative Kraft des Faktischen zwingt mich manchmal dazu.
Das ist in der Tat ein Kreuz, weshalb ich bei manchen Dingen auch zu Vorratshaltung und Ersatzteillagerung neige. Wie bei Oldtimerbesitzern, die einen kompletten zweiten in der Garage haben (in Einzelteilen). Ich bin allerdings auch ein bißchen festgefahren streng, was die Auswahl von Begleitdingen angeht. Die nächste Generation eines tollen Entwurfs sieht ja oft gleich wieder unbrauchbar oder wenig repräsentabel aus.
Bei größeren Gerätschaften wir heute meist mit Energieverbrauch und Umweltaspekten argumentiert. Damit sich die Leute Geräte kaufen, die aber nur halb so lange halten.
So gerne ich die Texte lese, dieses Mal hätte ich gerne die Libelle in allen Einzelheiten gesehen, auf einem Foto nach dem anderen. Herrliches Tier!
Ungeschickterweise hatte sich das Tier in einer Ecke beim geöffneten Fenster niedergelassen, wo mir die Fotos anschließend sagten, hm, da hätte auch mal jemand Putzen können. So in den letzten drei, vier Tagen. Mehr war's ja nicht. Kann ich unmöglich zeigen, sonst heißt es bei einigen wieder, so'n Schmuddelblog. Lese ich nicht.
Könnte es sich bei Ihrer herrlichen Abbildung vielleicht um ein Exemplar der Zygoptera (=Gleichflügler) handeln, da das Flügelmal länger als breit ist und über 2-4 Flügelzellen steht?
Genau, offenbar eine Kleinlibelle. Ich war bei den Prachtlibellen angelangt, aber irritiert, daß die Flügel nicht gefärbt sind. Die Körperfärbung jedenfalls war recht prägnant.
WD40 lassen Sie mal lieber weg. Giftiges Petroleum, teuer verkauft. Waffenöl ist wirklich die bessere Wahl. Soll ja gegen vieles helfen ;-)
Das Mittel der Wahl, bei Mensch, Hund und Pferd Fahrrad. Bewaffnet fährt man ja nicht mehr so häufig in die Stadt. Danke für den Hinweis, es hatte womöglich einen instinktiven Grund, so ein Zeug nicht im Haus zu haben. (Zumal ich bekanntlich ein Herz für Rost habe.)
Es hat mir keine Ruhe gelassen, wir mussten uns dann auch gleich ein solches
Haustier zulegen.
Oh, das ist ja wirklich hübsch. Mit voller Flügellackierung. Die werden zutraulich dieses Jahr.