Bike like a Commie
Endlich! Jetzt, da die Tage bereits wieder kürzer werden, kommt die Zeit, wo man sich ganz unschuldig herbstliche Gedanken machen kann. Abfahrt Damals zum Beispiel mit Tweedstoffen: Das sind die Veranstaltungen bei denen junge Gecken modisch vergangenheitsorientierte Menschen einem fröhlichen Eskapismus auf zwei Rädern nachgehen. Oder andererseits vielleicht einfach "nachhaltig" leben, wie es heute so gern heißt. Oder Späße machen. Daß es in jedem Sinne eine Second-hand-Kultur ist, muß ja nichts Falsches sein, solange das Augenzwinkern nicht fehlt.
Interessant dabei zu sehen, wie sich diese Idee langsam über den Erdball ausbreitet, dabei Länder und Regionen erreicht, über deren Sub- und Pop-Kultur ich dann doch nur wenig weiß.
Moskau zum Beispiel. Fuhren die da bis eben nicht sowieso derart gekleidet rum? Oder mit Pelzmützen? Auch hier aber Brooks-Sättel und Pashley-Räder. Immerhin hört man von dort immer mal wieder von unterschiedlich strömenden Jugendkulturen, überrascht bin ich also nicht. Etwas befremdlich hingegen finde ich den Tweed-Ride in Peking, der dort irritierenderweise auch "Mao-Ride" heißt. Chinesische Ironie ist mir fremd, aber vielleicht ist es auch keine. Über China weiß ich im Grunde nichts. Im Fernsehen oder auf Fotos sieht man häufig Glitzer-Blinker-Porträts von Megacitys oder Arbeitermenschenmassen in Fabrikuniformen. Manchmal fröhlich winkende Menschen, Mädchen mit Mobiltelefonen. Einmal habe ich einen Popliteratur-Roman aus China gelesen, der hieß Shanghai Girl oder so ähnlich. Da ging es um Partys und Sex. Oder Sex und Partys. Oder beides. Aber, was machen diese jungen Leute wirklich? Außer nostalgisch Radfahren natürlich: Bejing-Vintage-Bike-Ride.
Herbstliche Fragen. Woher kommen wir, wohin gehen wir? Wieviel Zeit wird uns bleiben? Und: Ist das noch Punkrock?
Das ist doch toll, dass auch mir fremde Länder mir bekannte Kostüme tragen, mir gefallende Räder fahren und so einen lockeren Stil drauf haben wie zum Beispiel die Engländer. Und dann hören sie auch noch die Musik, die wir auch mögen. Grandios!
Das hüpft über den Erdball. In Australien gibt es das auch. So gesehen also etwas international verbindendes. Ich weiß nur nicht, was der Mao da soll.
Mao verstehe ich bei den jungen Leuten auch nicht.
Forever Bicycles würde ich verstehen. Sind doch sicher viele Künstler dabei. Naja, der nun, und dann auch noch in Taiwan, scheint mir, geht in Peking wohl doch nicht.
Beachtlich. Hoffentlich stürzt das nicht ein. Andererseits ist es dann womöglich wieder
besser.
Alexis würde danach einen intensiven Sirtaki tanzen. - Aber ohne Kaninchen.
Bestimmt mit Schmetterlingen.
Punkrock (Rock...? egal) hat ja viel mit Kontrollverlust und Freude an auto-aggressivem Verhalte zu tun. Fahrradfahren in Großstädten kommt dem oft überraschend nahe. Wie mir heute mal wieder. Also: Ja.
Ist das noch Punkrock? (Punk ohne Rock ist, glaube ich, vorbei). Da ist was dran, Verkehrsanarchie als letzter Ort gefährlicher Freiheit und Widerstand gegen Kraftfahrzeuge. Und dann: No Fahrradweg! statt No future.
Ist das Trick? Doch ich hoff'! - Die armen Kaninchen!
Das ist Widerstand gegen Tierrecht!
Keine Sorge. Während des Drehs waren Ärzte anwesend.
Ist das jetzt antizyklisches Bloggen? Tweed bei 37 °C?
Ich schreibe den Herbst herbei. Hitze hat keine Zukunft.
Schlimm. Herbst war doch gerade erst. Unterbrochen von einem endlos langen Winter. Ich kann nicht gutheißen, was hier gerade passiert!
Herbstmode ist verschiedentlich schon da. Spekulatius dann ab dem 28. August.
Die Anfänge des Radfahrens bilden auch ein Stück Emanzipationsgeschichte. Reiten mussten die Frauen noch mit Kleidern im Damensattel, aber beim Radeln setzten sich schnell Hosen ( Bloomers ) durch.
Klick
( Ich muss dringend mal lernen, meine Links elegant einzubinden. )
(Ich habe das kurz mal geglättet, können Sie sich unter "Bearbeiten" anschauen.)
Das wiederum war mir gar nicht bewußt. So ein Rad hat offenbar gesellschaftliche Veränderungsmacht. Heute emanzipiert man sich damit vom Kraftverkehr.
Echt ?
Also ich sehe (nicht nur bei heutigen Temperaturen) fast ausschließlich Wesen männlichen Geschlechts per Renn-/Trekking-/Mountain-Bike herumradeln.
Während Frauen doch lieber *zensiert*.
...von Ihnen auf Händen getragen werden? Verständlich. Aber die vielen Girls-on-bikes-Tumblrblogs sprechen doch eine andere Sprache. Teils sehr sommerlich gekleidet, zugegeben. Aber dann auch viele, die nicht nur Blumenkörbe spazieren fahren, sondern Sachen wie Flatland machen oder (in großen Städten jedenfalls) auch beruflich mit dem Rad unterwegs sind.
Gerade eben mit der Dame des Hauses eine Abendrunde am Rhein gedreht. Sehr viele Pärchen gesehen - und auch viel junges Gemüse auf Hollandrädern. Nicht unbedingt im Tweed-Run-Style, aber immerhin.
ich möchte da auch widersprechen. in meinem fall zb ist es ja so, dass ich girl on bike war, bevor ich mutti in kangoo wurde. in den städten meiner jugend war das eher das normale fortbewegungsmittel für normale bürger, subversiv wurde es dann aber in san francisco. 2 jahre auf dem mountainbike durch die stadt, die ausschließlich für entspannte spazierengeher mit kaffee in der hand oder autofahrer gemacht ist. bike lanes gibt es, das ist der teil der straße, auf dem man sein auto abstellt, wenn man sich einen kaffee holt. von meiner wohnung zum bahnhof konnte man mit dem rad nur entweder über potrero hill (hill, wörtlich) oder durch einen kleinen zubringertunnel zur autobahn, in dem die autos links von mir mit 100 kmh geradeaus, die autos rechts von mir mit 100 kmh nach links auf meine spur fuhren. zweimal habe ich mich getraut, danach hat mein chef mir das ganz einfach verboten, doch ich ließ mich nicht unterkriegen und bin mit dem fahrrad außen am bus hängend über den berg gefahren, dann in den zug, und dann mit dem rad weiter. die amis haben mich ausgelacht. naja, war vielleicht auch albern, ich hätte ja einfach auch laufen können.
einmal im monat war critical mass, da war dann die welt wieder in ordnung. alle europäer und ein paar amiökos quälten sich auf den rädern über die verschiedenen berge, immer versucht, bloß nicht im rudeln umzufallen. würden sie mich kennen und hätten sie viel zeit, könnten sie critical mass sf 2006 googlen und mich in der menge suchen. ich bin die ohne helm.
und einmal habe ich für einen der miterfinder des blogs ein gazelle hollandrad von amsterdam mitgebracht. das wollte der unbedingt haben, obwohl ich dringend darauf hinwies, dass man damit bestimmt nicht über den berg kommt. war ihm egal. ich hatte leider nicht gut darüber nachgedacht, dass ich in atlanta zwei koffer und ein fahrrad alleine durch den zoll bringen muss, doch tat ich ihm den gefallen, und ever since schob er sein oparad vor den biergarten "zeitgeist" und las dort die onion. hipsterer konnte man damals nicht mehr werden, soviel ist klar.
Klick
Ich habe gleich mal versucht, die Syntax anzuwenden.
Ah, prima ;-)
Soso, wer also noch dachte, die Hipster seien einst aus SF und anderen, manchen ebenfalls bekannten Großstädten der USA zu uns geschwappt, lernt hier dazu. Wer hat es erfunden? FRAU HERZBRUCH WAR'S! Ich komme ja aus einer Stadt, die als San Francisco des Bergischen Landes gilt, jedenfalls, was Treppen und Steigungen angeht. Von daher habe ich Respekt vor dieser Leistung. Mehr aber noch, eine Gazelle eigenhändig über den Atlantik und weiter nach Westen zu bringen. Vermutlich haben Sie damals noch nicht gebloggt - heute wäre damit eine von einem Traditions-Fahrradhersteller unterstützte Geschichte drin.
(Erst las ich, "dass ich in Altona zwei koffer und ein fahrrad alleine durch den zoll bringen muss". Aber letztlich stimmt es, dort am Bahnhof ist es ähnlich kompliziert.)
san francisco, the city that taste forgot. aber ich habe mein terrain verlegt, jetzt ja düsseldorf. aber hier gibt es viel zu tun, mit all dem ollen burberry überall.
und ich hatte eine radfahrkarte mit eingezeichneten steigungen. und ich war jung.
Ach ja. Süßer Vogel Radfahrkarte. Seufz.
Ich glaube, das mit Mao hat mit der Fliegenden Taube zu tun, dem VW Käfer unter den Fahrrädern - denn wie der Käfer bei uns wurde es dort vom örtlichen Gröfaz zum Volksfahrzeug Nr. 1 gemacht.
http://en.wikipedia.org/wiki/Flying_Pigeon
"Mao" ist in China vielleicht einfach ein Signalbegriff für altes Radeln? Was jetzt nicht heißt, dass Käfer-Sternfahrten bei uns jetzt den Beinamen Hitler bekommen sollten...
Vielen Dank für die Erläuterung! Das macht es nachvollziehbar, Radeln wie beim Volksführer, sozusagen, ohne den einen jetzt mit dem anderen... usw. Wahrschienlich eine wirklich ganz unshculdige Binnensicht. Fliegende Taube ist, wenn man das mit unseren "Drahtesel"-Bildern vergleicht, natürlich ein viel hübscherer Begriff.