Weiterbildung



Die Ratlosigkeit der Ärzte ist immer meßbar an der Frequenz, mit der sie auf die reichhaltige Forschungstätigkeit hinweisen. (Zitat: "Das betrifft oft junge Menschen. Die will man schließlich in Lohn und Brot halten.") Nun bin ich nicht nur erfreut, zu einer jungen Zielgruppe zu gehören, nachdem schon lange Jahre mein als Kokettieren mit dem Alter längst nicht mehr als Kokettieren verstanden wurde (von sogenannten "jungen Leuten" selbstverständlich). Ich habe mein Labor natürlich sofort umgeräumt, um mich fortan selbst verstärkt insbesondere der Hirnforschung zuzuwenden. Schon allein, um nicht nur in Lohn und Brot, sondern auch in Bewegung zu bleiben.

Meine neues Role-Model ist ja der liebe Dr. Finkelstein, wir erinnern uns, der geniale und gutherzige Wissenschaftler, der von der bösen Sally so gequält wurde. Derzeit aber hänge ich eher noch wie Fox Mulder über La Science des Monstres, ein exquisites und reich bebildertes Fachbuch von 1948, das mir zusammen mit vielen Genesungswünschen überreicht wurde (Großen Dank nochmal!). Daß mein Französisch gleich mancher Nervenbahnen quasi eingerostet und ziemlich unbrauchbar geworden ist, nehme ich nur als geringes Hindernis war. Mit Hilfe eines alten Anatomiebuches fahre ich die roten und blauen Linien wie auf einem Schnittmusterbogen nach, vergleiche die Bezeichnungen, rate die Bedeutung (bin doch erstaunt, wie dick so ein Ischiasnerv sein kann) und vergleiche es mit den am Bauch zusammengewachsenen Skeletten und einäugigen Wesen in La Science des Monstres. Da Tierversuche ja böse sind, werde ich meine Versuchsreihen an Hülsenfrüchten vornehmen. Das nämlich waren in der Grundschule (1948ff.) die ersten Versuche, an die ich mich erinnere. Erbsen und Bohnen auf einer Untertasse keimen lassen, mal bedeckt, mal unbedeckt.

Wer sich medizinisch schick bedecken möchte (super Überleitung, ein Ergebnis meiner Reizstromexperimente) werfe bitte mal einen unentzündeten Blick auf das Projekt von Suzanne Lee. Die forscht am berühmten Londoner Saint Martins über Kleidung aus Zellkulturen. Nachwachsende Unterhosen und echte "Haut" Couture, ganz faszinierend.

(Étienne Wolff. La Science Des Monstres. Paris: Gallimard, 1948.)

Ex Libris | 00:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Sonntag, 26. Februar 2012, 00:41
Bei Bio Couture denkt man ja im Gegensatz zu Haute Couture ein bisschen an langweilig. Aber diese Kleidung ist ja traumhaft schön. Da könnte ich schwach werden, aber abgesehen davon, dass man sie sicher nicht so einfach beziehen kann, ich wüsste keinen Laden, ist sie vermutlich noch höllisch teuer. Wenn ich so was mal zu für mich akzeptablen Preisen sehe, gehe ich damit zur nächsten Vernissage.

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kid37 - Sonntag, 26. Februar 2012, 21:47
In zehn Jahren züchten wir das dann selbst im Glas, wie heute diese Kombucha-Pilze.

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carodame - Sonntag, 26. Februar 2012, 23:05
"In zehn Jahren züchten wir..."
Oder wie einst den ´Herrmann`, den man nicht mehr los wurde, der einem aus der Kloschüssel hinterher wuchs, wenn man sich seiner auf diese Weise entledigen wollte.
Essbare Unterwäsche gibt es schon.
Und:
´Nerven wie Stricke`. Ja unsere Bioelektrokabel sind mächtig. Die an der Hand genauso dick wie am Bein.

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au lait - Sonntag, 26. Februar 2012, 17:13
Ungeheuerlich spannend unf faszinierend abseitig.

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kid37 - Sonntag, 26. Februar 2012, 21:49
Ich muß dann an den Prof bei der Visite denken, wie er mit den Stationsärzten die Diagnose durchkaute und sich dann onkelhaft an mich wendete: "Keine Sorge, gleich sprechen wir wieder Deutsch."

Wenn der wüßte.

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carodame - Sonntag, 26. Februar 2012, 23:07
Uuuhhh. Es gibt wirklich noch viele Onkelchefs. Tss.


Er sollte wissen...

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burnster - Donnerstag, 8. März 2012, 23:57
Der Fox-Mulder-Vergleich ist super, weil so erhaben. So sollst du dich auch sehen. In jeder noch so tristen Verschwörung immer der coolste graue Wolf unter den Übersinnermittlern.

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kid37 - Freitag, 9. März 2012, 21:10
I want to believe
Das kann irritierend sein, wenn Akte X zusammen mit einer rothaarigen Freundin guckt. Vor allem, wenn die dann noch so rational ist (wie es so viele Frauen sind). Dear dead days.

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