Suck



So also kommt es manchmal. Muß man zurückkommen, treppauf, treppab. Apropos, Treppe abwärts. Meine Filmkarriere könnte möglicherweise einen kleinen Schub (böses Wort, aber nun gut) bekommen. Treppab nämlich könnte ich perfekt das Stuntdouble einer Marionette der Augsburger Puppenkiste geben. Tapp, tapp, tapp,, hüpfe ich hinunter, so als höben mäßig unsichtbare Fäden meine Knien an und so als würden die Unterschenkel steuerlos, tapp, tapp, tapp, umherschlenkern. Ich bin Don Blech und alle seine Junker. Oder der Kleine König Kalle Wirsch auf seinem Weg, tapp, tapp, tapp, zu Zoppo Trump.

Muß man aber Sinn für haben. Zum Beispiel, wenn man den Bus erwischen will, der wartend an der Haltestelle steht und nicht ahnen kann (also der Fahrer, nicht der Bus), daß ich auch auf den letzten kleinen Meter, tapp, tapp, tapp nicht schneller werden will kann. Muß auch er Sinn für haben. Der Fahrer, nicht der Bus.

Apropos Film. Ich habe einige Filme gesehen, darunter war SuckerPunch, diese Steampunk-Version eines Comic-Melodrams. Wie Moulin Rouge mit Schwertkampf, könnte man sagen, gesungen wird auch, Hauptdarstellerin Emily Browning singt einen Großteil der Songs des (weichgespülten) Soundtracks. Als ein "Alice in Wonderland with machine guns", bezeichnete ihn Regisseur Zack Snyder (300), diese Vorlage indes sollte er vielleicht besser ruhen lassen. Natürlich ist der Film ein großer Quatsch, purer visueller Zucker, ein filmgewordenes Videospielcover. Die Story zudem dünn wie die Fetzen, die die Hauptdarstellerinnen tragen. Aber auch wenn female empowerment - trotz aller Wummen und Waffen, mit der sich die Sexbienen gegen die fiese Männerwelt erwehren - nicht ernsthaft die Rede sein kann, der Vorwurf der Misogynie ist mir dann doch allzu tantenhaft herangetragen. Das durchaus zynische Kulleraugen-Cos-Play-Spektakel bedient sich ungeniert bei allerlei Subkulturen und Pubertätsfantasien, ebenso ungeniert macht es als Ausstattungsorgie Laune, ein Klamottenfest (siehe Moulin Rouge) und Farbenspektakel (siehe Moulin Rouge). Böse Männer mit noch böseren Absichten (siehe Moulin Rouge) sind dabei, es gibt zwar keine Liebesgeschichte, dafür aber (siehe Moulin Rouge) ein tragisches Ende. Wer also 300 als Muskelmann-Schlachtfest irgendwie schuldbewußt reizvoll finden konnte, wird sich auch in Snyders absurder Psychoklitschenfabel suhlen können - ohne zum Beispiel erwachsene Spaßbremsenfragen zu stellen wie die, wo denn die häßlichen Mädchen in dieser Gruselheilanstalt geblieben sind. Eben.

Wasweißichdenn, ist ja nicht mein Sanatorium. Dort würde, tapp, tapp, tapp, auch nicht so elegant getanzt.

Super 8 | 11:00h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
novesia - Mittwoch, 9. November 2011, 19:44
Auf die Parallelen zu Moulin Rouge wäre ich niemals gekommen. Was für Medikamente nehmen Sie? ;)

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kid37 - Mittwoch, 9. November 2011, 20:37
Nur die besten! Auf die augenscheinenden (!) Parallelen konnten Sie selbstreden nicht kommen, denn SuckerPunch ist ja auch ein Moulin Rouge für 13-jährige Knaben. Die wissen auch, daß The Transporter im Grunde eine Variante von Ben Hur ist. Nur kürzer. Verständlich, man fährt da ja auch schneller.

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burnster - Montag, 14. November 2011, 12:57
Ganz großartiger Vergleich betrf. Transporter/Ben Hur. Geben Sie's zu, Herr Kid, der Film hat sie gut unterhalten. Das trieft aus dem Paragraphen geradezu heraus. Hier übrigens meine Kurzkritik seinerzeit, die mich im Vergleich zu Ihrer wieder so barbarisch wirken lässt:

"Geile Weiber in Strumpfhosen, eingebettet in einer Handlung, die ich nicht verstanden habe, aber von der ich auch nicht das Gefühl hatte, sie verstehen zu müssen. Zack Snyder muss unbedingt mit diesen Zeitlupensequenzen aufhören, weil er mich damit in den Wahnsinn treibt. Zuviel Musik ausserdem. Die völlig überdrehten Actionszenzen aus dem Laptop machen’s aber wieder wett, auch wenn mich die meisten Kinokritiker für diese Meinung einweisen lassen würden."

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kid37 - Donnerstag, 17. November 2011, 14:10
Zum Vergleich: SuperSoaker, so stelle ich es mir vor, wenn Snyder den Krieg der Knöpfe neu verfilmt. SuckerPunch fand ich jedenfalls auch nocht doofer als hochgelobten Brutalo-Zynismus wie Sin City. Der eine für die kleineren, der andere für die größeren Jungs. Ich bin ja noch klein.

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hora sexta - Mittwoch, 9. November 2011, 21:11
Ist denn wenigstens der Getränkeausschank offen? Ich hoffe, es hebt Sie ab und zu jemand auf einen Barhocker.

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kid37 - Mittwoch, 9. November 2011, 21:29
Abends sitze ich da mit den anderen Wirschen und rede über Filme.

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ana - Mittwoch, 9. November 2011, 21:36
Als Marionettenmann bräuchten Sie wie der Kleine König Kalle Wirsch eine treue Fledermaus namens Tutulla, die vorausfliegt und jedem Busfahrer Bescheid gibt, dass Sie momentan nicht schneller können.

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kid37 - Donnerstag, 17. November 2011, 14:11
Und vor allem mit so einem hübschen Akzent.

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kreuzbube - Freitag, 11. November 2011, 11:19
Schrumpfe, schrumpfe!
Nicht, dass das bei dem Kalle Wirsch jetzt auf einmal funktioniert...

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kid37 - Donnerstag, 17. November 2011, 14:11
Etwas gebückt, vielleicht.

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