2010, zweite Lieferung

Kaum war der Schnee geschmolzen, stand schon die zweite Hälfte des Himmels Jahres vor der Tür, und plötzlich stehen sogenannte "Ereignisse" dichtgedrängt, während ich wie die 8-er Kugel beim Billard hin- und hergestoßen werde und versuche, erst als letzter versenkt zu werden.

Juli

Kunst kommt vom Angucken, da macht die Jahresausstellung in der HfbK keine Ausnahme. Summender Sommer mit Picknick am See, leichten Tagen und geringeltem Besuch, bei dem ich denke, ach Freunde, jetzt braucht ihr auch nicht mehr ankommen. Schwitzen bei der großen Rock & Wrestling-Kapitänsmesse. Verloren und doch gewonnen, am Ende aber, das muß man so sagen, wieder verloren.

August

Väterchen Kid ist zu Besuch, ich baue ein Schloß und Brüderchen heiratet. Es summt wie ein weiterer Wespenschwarm: Neben viel Aufregung habe ich jetzt eine Schwägerin und eine lustige Schwippschwägerin. Zum Einjährigen erzähle ich bei Feuerlöscher TV ganz staatsstragend was übers Gängeviertel, werde aber trotzdem nicht zum neuen Kultursenator ernannt. Schlingensief ist plötzlich tot.

September

Bloß raus jetzt, die Luft wird knapp! Zur spätsommerlichen Frische geht es nach Ahrenshoop, ich lebe quasi auf dem Rad, entdecke das Verunsichern von Waldwegen und schaue den Schwalben bei Sturzflügen zu. Noch mal Peter Hein, R'n'R-Kunst und das Gefühl, den Wagen über die letzten Meter bringen zu müssen. Die Bilanz ist gemischt, und am Ende reicht es nur für den zweiten Platz.

Oktober

Dann endlich Herbst. Ari Up ist tot. Grinderman aber lebt. Mit verbundenen Augen tippe ich auf das Buch auf meinem Schreibtisch, auf dessen Titelumschlag "Istanbul" steht, und fliege nach Istanbul.

November

Nachwirkungen: Ich schreibe ganz viel über Istanbul und hätte wie Sheherazade noch weitere 1001 Geschichten erzählen können, will aber nicht langweilen. Hamburg soll ja auch sehr schön sein.

Dezember

Nachdem schon Katzen Eingang in dieses Blog fanden, schreibe ich über Essen. Und als sei dies nicht schon bedenklich genug, falle ich einen weiteren, bislang unerwähnt gebliebenen Sturz ins Leere: Ich schreibe meine erste Rezension bei Amazon. Das war's dann wohl. Am Ende aber darf man den Glauben nicht verlieren, ob im Privaten, ob im Politischen: We're no longer their obedient toys. Denn auch wenn es die Apologeten anders sehen: We Shall Overcome.

Am Ende das zerknirschte Gefühl, mich nicht für alle Geschenke, die ich dieses Jahr auf die ein oder andere Weise erhielt, adäquat bedankt zu haben. Man hätte so gerne alles im Lot. Aber wie heißt es? Blogger are people, too, der Rest ist Aufgabe für 2011:
Patti Smith's humility and sincerity is a nice lesson for people who try and be cool.

Immer weitermachen.

Homestory | 11:08h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
prieditis - Dienstag, 21. Dezember 2010, 12:05
weitermachen
Ein schöner Gedanke. Ja, machen Sie!

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kid37 - Dienstag, 21. Dezember 2010, 22:24
Dazu die Tage noch mehr.

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gaga - Dienstag, 21. Dezember 2010, 20:56
Ach! Das war Ahrenshoop. Dieses Dörflein, von dem seit jeher gesprochen wird. Hab ich gar nicht rausgekriegt. Wahrscheinlich war ich wieder zu faul um richtig Detektiv zu spielen, obwohl ich Talent dafür hätte. Wäre das was für mich, da? Sind da viele Leute? Bestimmt, oder? (ich hab's ja gerne ein bißchen leer und weltfremd)

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kid37 - Dienstag, 21. Dezember 2010, 22:28
Ich bin ja Nachsaison, da geht es. Im Hochsommer? Vergessen Sie es. Ich bin den Darß rauf- und runtergeradelt, es ist eine einzige Feriensiedlung, zum Teil extrem zugebaut mit Ferienhäusern, Bungalows, Zeltplätzen. Ahrenshoop hat sich wohl noch den meisten Charme erhalten, meine Vermieter sprachen davon, daß man sich in der Gemeinde zum Teil sehr dagegen sträubt, auch noch die letzte Kuhweide in Baugrund umzuwandeln. Grundsätzlich ist das aber sehr nett da, sehr "Ostsee" mit vielen ruhigen Nischen am Strand.

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lorilo - Mittwoch, 22. Dezember 2010, 12:29
In dem Video hätt ich Sie fast nicht erkannt! Sonnenbrille und Bart, Jesus nein. Und die Haare hatten Sie auch schon mal adretter. :-)

Das war jetzt die kleine, gemeine Rache dafür, dass mich von dem Hamburger Bloggergesocks noch niemand persönlich Willkommen geheißen hat.

Ansonsten gilt: Schön locker durchschwingen und so weiter machen. Es war ja nicht alles schlecht.

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kid37 - Mittwoch, 22. Dezember 2010, 15:02
Aber niemand spricht das Wort "Fremdscheißunternehmen" so aus wie ich.

Wir sind doch nicht in Dings. Hamburger Blogger treffen sich nicht untereinander. Nach ungefähr sieben Jahren aber gibt es schon mal Einladungen in die Wohnungen oder ein angebotenes "Du". Fische angelt man eben mit Geduld.

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lorilo - Mittwoch, 22. Dezember 2010, 16:10
Ich zitiere:
"Himmel! Dann doch lieber nicht."

Pfffft.

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kid37 - Mittwoch, 22. Dezember 2010, 16:33
Ich treff mich ja selber kaum. Grad mal morgens im Bad, kurze Umarmung, dann muß ich schon los.

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vert - Mittwoch, 22. Dezember 2010, 15:22
dann darf jetzt in der letzten woche, die sie dem dezember leichtfertig wegkürzten (zwischen den jahren, wie es immer so verwirrend heißt), aber nichts mehr passieren!

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kid37 - Mittwoch, 22. Dezember 2010, 16:35
Zwischen den Jahren! Ganz genau. (Heute und morgen und maximal Heiligabend darf noch gewaschen werden.) Ich werde leider arbeiten müssen, ich bin für die Notaufnahme eingeteilt.

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