Summe




Ein summendes Wochenende. Vor einiger Zeit lernte ich einen Engländer kennen, der sich als maritimer Nachbar entpuppte. Er wohnt fünf Minuten von hier auf einem Hausboot, wo ich ihn jetzt endlich mal besuchte. Bei ein paar Bieren auf dem Oberdeck und entspanntem Fugazi-Hören, hielt ich meine Beine in die Sonne und bewunderte die lebenskünstlerische Einrichtung mit eigenem Proberaum und Panoramafenstern Richtung Abendrot. Ich bin begeistert über diese zahlreichen versteckten kleinen Idylle in diesem Stadtteil, der immer mehr zur letzten Zuflucht wird. Neulich bereits die Überraschung, als das halbe Treppenhaus vollstand mit jungen Leuten, nur weil im dritten Stock eine Wohnung zu vermieten war. Der japanischen Studentin in der Schlange der Wartenden flüsterte ich zu: "Nimm die!" (den Satz, Oben gibt es Reis, Baby! unterdrückend). Jetzt heißt es abwarten.

Der Bürgermeister summte aus und mit ihm auch die Kultursenatorin, die zuletzt vor allem vom nach Berlin entflohenen Daniel Richter scharf angegriffen wurde. Ihr blieb nur plumpes Nachtreten (wo selbst ich souverän geblieben wäre) und nun der Rücktritt, bitte, danke. Falls den Posten keiner will - meine Mailadresse steht da links.

Aber so ist das immer im Leben. Die Bienen verschwinden auf geheimnisvolle Art und immer so plötzlich, dafür kommen die Wespen. Und immer so plötzlich. Der Besuch gestern im Leuchtturm meldete freudestrahlend fürs Logbuch: "Käpt'n, Sie haben Wespen im Dach!" - Und tatsächlich, ich habe Wespen im Dach. Eine kleine Flugschau von Gelbgeringelten schickt sich mit herbeigeschafftem Baumaterial am Leib daran, unter die Dachziegel zu verschwinden. Bericht von den Marmorklippen: Beim Versuch, die Bleischürze, unter die sie kriechen, mit einem Gummihammer fester auf den Dachziegeln zu verdengeln, von einer kleinen Einheit Kamikazeflieger angegriffen worden. Mein Daumen ist jetzt ein Tischtennisball, aber der Gegner hat auch Verluste zu beklagen. Es bleibt jetzt also wie es ist, im späten Herbst sind die eh alle tot. Darauf einen Erdbeerwein im Abendrot.

Den Sonntag am Wasser verbracht. Den Booten nachgeschaut, den Picknickkorb geplündert, die Füße eingetaucht, die Wolken studiert. It's a mad world gesummt, noch mal den Booten nachgeschaut, über Lilien-Porzellan geredet, solche Dinge. Wie man am Ende immer alles begraben muß. Am besten, man fängt mit der Hoffnung an.

Homestory | 12:13h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
lady grey - Montag, 19. Juli 2010, 14:51
Mal mögen Sie geringelt, mal wieder nicht!
Aber: Kultursenator, das wär doch was. Ich bin dafür!

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kid37 - Montag, 19. Juli 2010, 15:48
Programm statt Protzbauten! wäre mein Programm. In der Staatsoper dann Ringelstrumpf-Can-Can. Da gehört es hin, aber bitte nicht stachelbewehrt unter meinem Vordach. Das ist zu nah an meinem Bett, da werde ich schüchtern.

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textorama - Montag, 19. Juli 2010, 15:59
Schaffen Sie sich Hornissen an. Die sind recht friedlich und fressen Wespen, aber auch jede Menge andere Insekten die Ihnen lästig fallen könnten. Wenn Wespen nicht gerade wüten sind Sie eigentlich auch recht nützliche Tierchen, denn sie fressen ebenfalls Insekten. Allerdings auch die Wurst vom Brot. Und die Konfitüre.

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kid37 - Montag, 19. Juli 2010, 16:08
Hummeln und Hornissen stünde ich auch gelassener gegenüber. Die Wespen, ich glaube, es handelt sich um die gemeine, sind nicht sehr aggressiv (wenn man ihnen nicht mit Werkzeugen auf dem Kopf rumhämmert, aber wer mag das schon?) und können gerne bleiben, im Spätherbst ist ja Feierabend. Seit ich aber weiß, daß die sich auch durch Rigipsplatten durchbeißen und in Wohnungen eindringen können, schlafe ich mit geladenem Revolver unterm Kopfkissen.

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textorama - Montag, 19. Juli 2010, 18:20
ja, das sind zähe kleine Biester.

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fabe - Montag, 19. Juli 2010, 16:16
Ach, ein Hausboot! Das wär was für mich Kanalratte...

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kid37 - Montag, 19. Juli 2010, 16:24
Im Sommer ein Traum. Und kaum Nachbarn, die man stören kann. (Ich aber finde, ohne Cinzia ist das alles nichts.)

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fabe - Montag, 19. Juli 2010, 16:33
Eine Dame die mit Hausbooten würde wäre ja auch vorhanden...

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textorama - Montag, 19. Juli 2010, 18:19
Gerne auch hier ein bisschen hausbooten:
http://www.neptunepinkfloyd.co.uk/gallery/main.php/v/DavidGilmourPhotos/AstoriaHouseboatRecordingStudio/

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kid37 - Montag, 19. Juli 2010, 19:55
Herr Fabe, Frau und Hausboot sind doch ein bißchen viel des Glücks. Denken sie an die Menschen, die gar nichts haben.

Herr Textorama, das ist ja so groß, da braucht man bestimmt einen Lotsen an Bord.

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fabe - Dienstag, 20. Juli 2010, 16:13
trotzdem gilt: lieber frau + hausboot als boot + hausfrau!

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