Menschen, die in Türen träumen
In meinem neuen Roman Menschen, die in Türen träumen geht es um das moderne Leben in der Großstadt, hingetupft zwischen flüchtigen Begegnungen und dem unversehens wiederkehrenden Gefühl von Einsamkeit in der Masse. Rolltreppenbummler K. verbringt seine Tage in Kaufhäusern und U-Bahnstationen, geht dort dem Werk nach, am Ende von Rolltreppen einfach stehenzubleiben, den Fluß zu hemmen und sich von Herumeilern beschimpfen zu lassen. Die Arbeit, die zu den niederen zählt, ist gering nur bezahlt, ermöglicht K. aber ein Auskommen knapp über dem Regelsatz. Er ist es zufrieden, denn Ziele und Ansprüche hat er kaum, seine Tage verlaufen gleichförmig im steten treppauf, treppab. Eines Tages aber begegnet er der jungen Türträumerin L, die manchmal im selben Kaufhaus wie K. beschäftigt ist. Sie steht dort in Schwingtüren und Eingängen herum, vielleicht schwankt sie dabei ein wenig von links nach rechts und dann wieder zurück, wenn die Türen besonders breit sind. Aber meist steht sie nur dort im engen Weg und träumt.
K. findet Gefallen an der jungen Frau und bietet ihr seinen Rucksack an, mit dem sich die Zugänge noch viel einfacher versperren lassen. Zum Dank weiht L. ihn ein in die Geheimnisse ihres Geschäfts. Gemeinsam nun stehen sie da, ein wie miteinander verschmolzenes Paar, eine undurchdringliche Barriere und Deichbau gegen die wütenden Wogen von drängenden Leibern. Unbeirrt sind sie nur sich und ganz dort, sind ein Körper, ein Rucksack, ein Gedanke. Sie stehen in Türen und träumen.
Der Stoff für einen dieser verstiegenen französischen Beziehungsfilme. Vielleicht kann Charlotte Gainsbourg die weibliche Hauptrolle spielen.
welch schöner gedanke.
(in türen träumen natürlich. nicht charlotte, die ist grad zu sehr lars)
Hier ist das letzte romantische Blog. Filmrechte sind schon angefragt.
... Menschen, die im Moor vermodern.
(Nur wegen den Alliterationen und dem kongenialen Rhythmus. Man könnte darin aber auch die gerechte Strafe für träumende Türsteher dramatisieren.)
In den Mooren können die gerne treiben, was sie wollen. Da bin ich gleichgültig tolerant.
K. ? Ist das autobiografisch?
Egal.
Ich werde morgen im Zug an Sie denken, wenn die Gangversperrer angeblich den Sitzplatz nicht finden.
Ok, früher. Im Studium. Ich war jung und brauchte das Geld hatte Zeit. Heute weiß ich gar nicht, wann ich das Träumen in meine, wie heißt es, Timeline einbauen soll.
Traeumen und timeline zusammen geht gar nicht. Entweder oder.
die gefürchtete gangträumergang, und die ohren auf durchzug...
schlimmer noch: die zugtürenträumer, besonders gern auch zu zweit.
die haben eine äußerst perfide art, die menschen vor der gangträumergang zu beschützen: indem sie einen erst gar nicht reinlassen...
Früher gab es nur organisierte Schieber. Jetzt gibt es organisierte Bremser!
Ich bin ja immer zutiefst zerknirscht, wenn ich träumend, denkend, lesend, anderen Auflauffläche biete, aber man kann das im richtigen Licht auch romantisch finden.
Ich werde das überdenken und nach rucksackbewehrten Männern Ausschau halten ...
Der Text ist jenseits meiner Ratio natürlich trotzdem einfach schön.
Ah, Sie sind das. Denken Sie aber dran, zu zweit ist romantisch, three is a flash-mob.
Ja, ich bin das auch mal - aber selten nicht sehr häufig. Eigentlich bin ich nämlich eine Zen-Meisterin des feinen Multitaskens, was bedeutet, dass ich tief versunken lesend + laufend + trotzdem wahrnemend die Stadt durchqueren kann, ohne überfahren zu werden oder fünf Laternenmastenbeulen zu erwerben.
Das klappt nicht immer, aber ich bin dann wenigstens hinreichend betrübt.
[Obwohl die Leute das schonmal als Ansatzpunkt nehmen könnten, ob das immer so das Wahre ist mit ihrem Herumhasten und ob man nicht mal einfach träumend herumstehen sollte ... in Türen zum Beispiel, aber das führt jetzt zu weit und passt wahrscheinlich nicht in Ihre Timeline ...)
Ich kann auch viel. Manchmal auch im Weg stehen. Aber morgens fehlt mir die Gleichgültigkeit Toleranz für die Verschlurfungen anderer. Zeichen des Koffeinmangels.
Morgens funktionert bei mir sowieso nur der Autopilot. Träumen erst ab Wachwerdung, da bin ich meist schon im Laufrad durch die meisten Türen durch.
Ich singe denen jetzt immer von hinten "Der Traum ist aus" ins Ohr.
Das ist nicht nett.
Mein Autopilot hat übrigens heute morgen, dank Sonne auf der Nase auch schon auf dem Weg zum Laufrad geträumt.
Menschen, die in Zügen träumen
Ich kann Ihren Ärger verstehen!
Hölle!
(Mit selbst passiert das ja zum Glück nur selten, und wenn, dann aus wichtigem Anlaß.)
Rentner auf Schleichfahrt sind auch sehr verbreitet ... aber das werden wir ja alle mal.
Oh ja, die älteren Abruptstehenbleiber. Ich bin ja nicht mehr weit davon entfernt.
dann brauche sie dringend einen regenschirm, so einen langen mit scharfer spitze, den man im lauf harmlosen zeitgenossen um die ohren schlägt oder in bauch und augen rammt.
ich war so hingerissen von der romantik des "zwei gemeinsam gegen alle", dass mir erst am ende der kommentare wiedereinfiel, wie ich neuerdings die ellbogen ausklappe, wenn ich an diesen stoppern vorbeihetze...
Sie haben sich ja schon gut eingelebt. ;-)
Bei welchem Verlag werden Sie denn verlegt?
Ich wäre ja gerne bei Ullstein untergekommen, die machen so schöne Blogremixe. Aber dort meinte man, ich sei nicht mehr 17 genug, ich müßte für den Roman schon eine Tochter vorschicken.
Das Alter hätten Sie doch. Vielleicht lässt sich ja eine hervorscharren. Die wär ja wahrscheinlich auch
blond und
begabt durchgeknallt gezeichnet genug, dann passt ja wieder alles.
(Horror. Immer der Gedanke, daß es plötzlich an der Tür klingelt und da steht ein junger Mensch und sagt: "Hallo, ich bin die Zugabe des Konzerts von Bad Bramstedt..." Na ja, zum Glück nur ein böser Traum. Da war ja nix.)
(Das kann leicht passieren, wenn man als Unterhaltungsmusikant, der Sie sind, ausgerechnet in Bad Bramsted Zugaben gibt. Man kennt das doch, man hat das doch schon gehört, man war ja quasi eingeweiht!
Manchmal ist das Geschlecht ein riesiger Vorteil; zumindest das kann mir im Alter nicht passieren.
Kommen auch "geöffnete Regenschirme und trotzdem unterm Dach laufen und denen ohne Regenschirme die Augen ausstechen" drin vor?
Inspiriert vom
The Bleeding Eye-Thema werde ich dem Sachverhalt im zweiten Drittel einen ausschweifenden Handlungsfaden widmen. Das ist ja der Klassiker, mit Regenschirm die Überdachungen blockieren.
hat gerade meinen Tag gemacht, wie der Engländer so sagt, jawoll.
Ein universal ansprechendes Thema.
In der Tat. Aber stärker noch als das Thema ist die Form.