Jetzt habe ich mir das Buch einfach mal zugelegt, nachdem mir mehr und mehr Menschen aus meinem Bekanntenkreis heimlich zuflüsterten, sie hätten "es" gelesen und... (die Gespräche brachen dann verschwörerisch ab). Meine zweite überarbeitete Auflage enthält Danksagungen, detaillierte Quellenangaben (!), ein umfangreiches Glossar (!!) und ebenfalls umfangreiches Literaturverzeichnis und viele Bilder (!!!). Inhaltlich ist es tatsächlich ausgesprochen explizit, ein schonungslos-animalischer Bericht aus schummrig beleuchteten Feuchtgebieten: "Die eigentliche Paarung findet nachts statt; das Männchen setzt eine oval-zylindrische Spermatophore ab, die vom Weibchen in die Kloake aufgenommen wird."
Man hört augenblicklich den dumpfen, hammerharten Beat, sieht das fluoreszierende Licht aus Clubs, die "Aquarium" heißen und eine glaswandharte Türpolitik betreiben.
An einigen Stellen, das muß man einräumen, liest es sich etwas holprig und verstellt abstrakt ("Die Umwandlung muß zwischen Schlupf und Geschlechtsreife stattfinden und Strukturen umfassen, die nicht mit der Fortpflanzung im Zusammenhang stehen.") Vielleicht ist das mit dem Alter des Autors zu erklären, der Lesefreude steht das nur selten im Wege, überzeugen doch immer wieder im Sound einer Generation gesetzte, messerscharfe Beobachtungen über flüchtige Begegnungen mit Bewohnern der dunklen Hinterräume: "Sie sind schwanzlos, ihr Darm ist relativ kurz." Unmißverständlich.
Die Anwürfe, daß manche Bilder an die erinnern, die sich auch in Blogs finden, lassen sich leicht entkräften. Es ist ein Remix, ein ebenso intelligentes wie ironisches Spiel, freundlich lächelnd wie das Axolotl selbst.
(Joachim Wistuba. Axolotl. Münster: Natur und Tier Verlag, 2. Aufl. 2008.)
(Im
Aber die Rezension: fair und offen. Das fehlt ja den ganzen Spöttern im Internet, so eine Aufgeschlossenheit gegenüber jungen Talenten. Weil die sind ja nur neidisch, weil ihre Bücher kein Mensch verlegt. Wistuba ist für mich der neue Botho Strauß und Stuckrad-Barre in Personalunion. Mit Anklängen an Houellebecq, vielleicht sogar stellenweise arg angelehnt. Aber hey, wer ist schon frei von Einflüssen. Ein Axolotl sicher nicht.
(auch vor diesem hintergrund)
es ist zumindest auch was mit tieren.
I just woke up, man. Horse Badorties just woke up and is crawling around in the sea of abominated filth, man, which he calls home. Walking through the rooms of my pad, man, from which I shall select my wardrobe for the day. Here, stuffed in a trash basket, is a pair of incredibly wrinkled-up muck-pants. And here, man, beneath a pile of wet newspapers is a shirt, man, with one sleeve. All I need now, man, is a tie, and here is a perfectly good rubber Japanese toy snake, man, which I can easily form into an acceptable knot.Das hat übrigens leider nicht der Herr Pfitzinger übersetzt. Aber inspirieren lassen, nicht zuletzt von der axolotlhaften
Das Axolotl ..irgendwie ein infantiles Arschloch.
Ein schönes Zitat, und es mag etwas dran sein. Die haben so einen Blick. Andererseits gelang es mir einst in Wien nicht, eines dieser Tiere von vorn zu fotografieren. Sie sind wirklich sehr symbolisch.