Ach, Landungsbrücken

die schlechte Idee: Gleichzeitige Beschreibung
der Reise und der innerlichen Stellungnahme
zu einander die Reise betreffend.

(Franz Kafka, Reisetagebücher. 26.8.1911.)



Ich bin noch nicht wirklich wieder zurück. Hamburg empfing mich nass und kalt, ein unwirklicher Schock, nachdem ich auf dem Hinflug beim Ausstieg aus der Maschine kurz argwöhnte, aus Versehen nach Rom umgeleitet worden zu sein. 27 Grad, ihr habt ja einen Knall, dachte ich, ich habe kaum T-Shirts dabei. Der Ausflug in die Hansestadt heute war hingegen wie ein Einblick in eine fremde Welt: Auch wenn ich nur ein paar Tage weg war, das Tempo, das ich annahm, war ein anderes. Hier nur hastende, eilende Gestalten, rempelnde Menschen auf den Rolltreppen. Selbst am Geldaut0maten, wo ich normalerweise mit trommelnden Fingern ungeduldig versuche, Geld und Karte weit vor der Zeit aus dem Schlitz zu zerren, ging mir heute alles viel zu schnell, pfiff mich doch am Ende die Maschine an, endlich meine Habseligkeiten aus ihr zu ziehen.



Was brauche ich Geld. Reich beschenkt wie kaum einer kehre ich zurück. Und das ist mir ein wenig unheimlich und erzeugt Wehmut. Hamburg jedoch hat leider Nachtflugverbot. Man soll also erwachsen tun und kann gar nicht sofort zurück. Und dabei dachte ich, in meinem maritim verklärten Alter käme man gar nicht mehr in die Situation, vor irgendetwas Angst zu haben.

Ausfallschritt | 12:12h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
katerine - Freitag, 2. Oktober 2009, 13:49
Das mit dem Tempo ...
... ich vermute, das zu kennen: eine innerliche Ruhe, die ich aus den Ferien mitbringe, das Gefühl, je langsamer ich gehe, desto schneller komme ich an's Ziel. Nach einigen Tagen oder Wochen verfliegt es und ich werde kurzatmig. Wie man das Weilen wohl konservieren könnte?

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kid37 - Freitag, 2. Oktober 2009, 14:20
Eine trügerische Verzögerung. Obwohl der Kapitän die Außentemperatur durchgab, zog ich unbeschwert im T-Shirt los - eine Narretei, wie ihr regelmäßig nur ältere Männer anheimfallen. Zum Glück war das Fahrgestell draußen, die Landung wäre sonst noch härter gewesen. In Hamburg ist tatsächlich Herbst, heute morgen, ich bin sicher, lag ganz dünnes Eis. Jetzt Mütze auf, Schal um, alle Schilde hoch: Ich brauche einen sehr langen Spaziergang.

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Lu - Freitag, 2. Oktober 2009, 22:09
jetzt tu mal nicht so schlimm entspannt. hamburg ist im kern eine wilde schlimme, alle anderen orte halt viel schein mit warmen licht.
am ende kommt strom immer aus der wand. :)

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kid37 - Freitag, 2. Oktober 2009, 23:44
He, ich war nicht in Berlin! ;-) Warmes Licht, das war es wohl. Fatal.

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gingerbox - Samstag, 3. Oktober 2009, 00:27
ja, das tempo: meine chefin lebt seit zehn jahren in rom hier, stammt aber ursprünglich aus kiel. sie ist noch immer und immer wieder ehrlich überrascht, dass diese stadt funktioniert.

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kid37 - Samstag, 3. Oktober 2009, 02:39
Und die Lichter glühen selbst aus der Luft nachts noch lange nach.


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Lu - Samstag, 3. Oktober 2009, 13:47
das mit dem warmen licht, das waren motten.
(das mit den pheromonphfallen auch.)

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kid37 - Samstag, 3. Oktober 2009, 14:05
Verstehe. Und ich wie eine torkelnde Motte ein alternder Professor Unrat dazwischen.

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peddi - Samstag, 3. Oktober 2009, 14:46
Ach, im MQ auf der MuMoK Rückseite hab ich vor wenigen Wochen auch noch in der Sonne gehockt und gedenke es in Kürze nochmal zu tun, jetzt aber erstmal die Akkus aufladen, ich bin ja nicht so der Herbsttyp...

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