Spill Yer Lungs
Maybe I should have mentioned
That I was not built for this kind of loving.
(Julie Doiron, "Spill Yer Lungs")
Die Füße in die Sonne halten, überhaupt: von einem Lichtfleck in der Wohnung zum nächsten springen, nicht auf die schattigen Bereiche treten, auch nicht ein bißchen, denn sonst ist man raus. Aber das nur nebenbei, die Uhren ausgedreht, könn' mich auch mal, den ganzen Tag auf- und abhüpfen und dabei Julie Doiron hören. Aber das interessiert wahrscheinlich auch keinen misantrophischen Saisonarbeiter. Ihr Album I Can Wonder What You Did With Your Day fiel mir erst kürzlich in die Hände, könnte aber auch ein ebenso später Sommerbegleiter sein. Mir sind alle Gäste willkommen, solange sie mir kein technisches Gerät von nach 1967 ins Haus schleppen. Wenn man also barfuß auf einer Wiese steht und bis zum Horizont blicken kann - oder bis zur silberglänzenden Fernwärmeleitung, je nachdem, was eher kommt - fällt alles an seinen Platz, der Wind nämlich und der Geruch der Gräser, die Stelle, wo ein Tisch steht und Stühle und ein Erbsenfeld und wilder Wein und ein Schild, auf dem "Unsereins" steht. Und das heißt nicht United Nation of Silliness. Aber auch.
>>> Julie Doiron, Spill Yer Lungs
"Unsereins", das schöne Wort habe ich schon lange nicht mehr gelesen und ich bekam gleich Lust ein wenig darüber nachzuschlagen, aber dort wo ich es ganz sicher vermutete, nämlich im Grimmschen Wörterbuch, fehlt es leider völlig. Schade! Lediglich "Unserlei " wird als "Leute von unserer Art" umschrieben und die "Unserheit" als "der Inbegriff unseres Wesens als etwas endlichen und unvollkommenen".
"Unserheit" ist aber ein schöner Begriff. Den habe ich noch nie gehört. "Unsereins" wird unsereins den meisten zu umgangsprachlich sein, aber vielleicht zeigt sich darin auch ein tieferer Wandel. Möglicherweise macht man sich nicht gern gemein, weil wir doch alle individuell und alles in personal haben sollen, Computer, Autolackierungen, etc. Ein Leben on demand, vielleicht wirken Begriffe wie "Generation Upload" deshalb so anachronistisch.
Unsereins sollte das im Auge behalten.
Wissen Sie, was mir so gut an dem Julie Doiron-Filmchen gefällt: Sieht aus und hört sich an wie ein melancholisches Bloggertreffen.
"Unsereins". Ich bin grad ein bisschen empfindlich für derlei.
Thank you for Julie!
Die is in Hamburg und Berlin im Oktober.
Oh, prima. Sogar in einer vernünftigen Location. Gebucht. Oder ein rumpelndes, pfeifendes Treffen in einem alten Haus,
Consolation Prize gibt es hier beim Label auch als
MP3.
Das graue Standard-Wählscheibentelefon datiert wie der Name FeTAp 61 schon andeutet auf 1961, und Braun hat doch auch in den Siebzigern noch schöne Geräte gebaut. Welche unterhaltungselektronische oder telekommunikative Zeitenwende markiert denn das Jahr des Herrn Eintausendneunhundertsiebenundsechzig (wenns nicht zu persönlich oder sonstwie indiskret ist)?
Na, da wurde das Farbfernsehen in Westdeutschland eingeführt. Der zweite kulturelle Schlag nach der Erfindung des Tonfilms.
1967 ist aber schon ein Zugeständnis an die jungen Leute - schließlich behauptete mal jemand, ich könne kein technisches Gerät bedienen, das jünger sei als 50 Jahre.
da hätte ich eigentlich selber drauf kommen müssen. Aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen war das in meinem Hirnkasten unter "1969" einsortiert (dabei bin ich doch gar nicht in der Zone aufgewachsen).
Ich weiß nicht mehr genau, wann meine Eltern den ersten Farbfernseher anschafften, an die Übertragung der WM 1974 erinnere ich mich jedenfalls schon in bunt.
Na ja, ein wenig war das jetzt auch eine Erklärung ex post ;-)
Soweit waren wir damals noch nicht. Zum Endspiel gingen wir aber zu einer Tante, die schon "bunt" war.
oh, na, falls wir uns mal begegnen sollten, erkennen sie mich an der "nordmende Immensee 58"... Mein Oppa schaffte Sie damals an, als sich die Frage stellte: "Hm, 7 Kinder...ein Goggo oder TV-Gerät!?"...
Ein ganz herausragendes TV-Erlebnis, auch heute noch, mit Audio-Einstellungen für Jazz und Orchester...
Man muss allerdings den TV-Genus rectzeitig planen, wg. der Röhren, sonst ist die gewünschte Sendung bereits vorbei, wenn das Bild erscheint.
Über den Klang von Röhrenradios bin ich hier ja schon oft ins Schwärmen geraten. Manchmal höre ich sogar heimlich Feindsender. Die TV-Einheit ist wohl eher für psychedelische Experimente. Immerhin schwarzweiß! Kennt ja keiner mehr.