Alles ist erleuchtet
Ein starkes, inneres Glühen hat mich erfaßt, und so leicht gebe ich, und kampflos schon gar nicht, nicht auf. Meine Kellerfluchten, seit Jahren mit Schokolade und Nylonstrümpfen für die Zeit danach™ gut gefüllt, habe ich in den letzten Tagen in klandestinen Einkaufsaktionen und an den argwöhnischen Schergen europäischer Quecksilberbefürworter vorbei, um Glühbirnen der Sorte matt und 100 Watt bereichert. Nicht jedem dürfte in den letzten Wochen gegenwärtig geworden sein, daß nicht nur die 100er-Birne, sondern auch alle matten Erzeugnisse weitaus niedrigerer Wattzahl EU-weit ausgeknipst worden sind. Das matte Licht der Erkenntnis, das manchen nun aufgeht, ist mittlerweile also durchweg klargeworden.
Der Quecksilber-Brunnen in der Fundació Joan Miró in Barcelona steht nicht von ungefähr hinter einer dicken Glasscheibe. Das Objekt erinnert an die Toten im Quecksilberabbau, denn die Ausdünstungen dieses meist flüssigen Metalls sind mindestens so gefährlich wie Ausflüge im öffentlichen Personennahverkehr. Nicht umsonst erließ die EU ein Verkaufsverbot für Batterien und Fieberthermometer mit diesem Metall. Um nun Mengen in sogenannten Energiesparlampen zuzulassen, mit denen man locker Thermometer und Kunstprojekte wie besagten Brunnen füllen kann. Selbstverständlich werden die erleuchteten Nachbarn ihre ausgebrannten Leuchtkörper fein sortiert der Sondermüllentsorgung zuführen, so wie sie auch jetzt schon begriffen haben, wie man Restmüll vom "Grünen Punkt" unterscheidet. Immerhin auf dieser Seite des Lichts hege ich keine Befürchtung.
In der Zwischenzeit heißt es leben im funzeligen, grüntrüben Licht flimmernder Röhren. Aber irgendwann, also später, wenn aschgrauer Schnee über geschlossene Immobilienfonds und bodenlose Finanzlöcher gefallen ist, werde ich, von der dunkleren Seite des Mondes her kommend, meine gehorteten, glühenden Schätze gegen Briketts, Steckrüben und etwas Zuneigung tauschen. Und die Kuratoren von Edward Kienholz werden mir anbieten, was sie auf den nebligen Morphiummärkten unter den Viadukten ergattern konnten.
Ein wahres tarkowskieskes Schreckensszenario, was Sie da heraufbeschwören. Es wird mir die nächsten Nächte einen Schauer über den Rücken treiben, wenn ich einen meiner
Gibson-Romane unter der nach frischen Quecksilber
duftenden dampfenden klinischen Bettbeleuchtung lesen werde und darauf warte, daß die welt
gewandtenfremden EU-Kommissare Kerzen verbieten, weil die zusätzlich zum Klimawandel beitragen.
Illuminatus! müßte man wieder lesen, um das Ausmaß dieser dunkeltriebigen Lichterverschwörung zu begreifen. Eine quecksilbrige Unruhe hat mich erfaßt, die haben was vor mit uns!
Ich konnte nicht umhin, mich von Ihrem schönen und gewohnt hintersinnigen Beitrag zu einem eigenen "Zeigt her Eure Birnen"-Posting inspirieren zu lassen. Friedensreich Hundertwatt sei mit Ihnen, Herr Kid!
Oh schön. Zeigst du mir deine, zeig ich dir meine. Das waren immer schon erhellende Momente.
Da reichen tausend Watt Worte nicht.
(In umliegenden Geschäften hier ist seit gestern alles weggehamstert.)
Zum Glück haben die Baumärkte auch schon zuvor gehamstert. Da geht noch was. (Hamse 60er zum tauschen? Biete 100er.)
(60er in Matt sind bereits problematisch, hatte ich unterschätzt. Zum Glück habe ich noch Pakete vom schwedischen Möbelhaus, dine taugen ganz gut.)
Tja, ging mir ähnlich. Der Hornbach-Fritze hat mir versprochen, dass sie nochmal 60er reinkriegen.
Hiermit melde ich Titelschutz an in allen Schreib- und Denkweisen für
Birnr (Beta-Version), eine Tauschplattform für Leuchtmittelfreunde im Internet.
Dann mach ich mit bulbr oder bulbbay ein international aufgestelltes Konkurrenzangebot (aus Haftungsgründen eine Ltd.-Offshore-Holding ), dann können wir uns eine schöne Übernahmeschlacht liefern.
Die Domain "birnr.de" ist nicht registriert. Jetzt aber schnell. Sonst komme ich (habe ja auch schon Metzgr).
Wenn wir die Klitsche für 500 Mio. an einen Großkonzern verkaufen, machen wir ein riesiges Lampionfest!
Unn wir ssschiessen uns dann die Lichter aussss ....
Yeah.
Under the Strobe-Light!
(Aber Finger weg von der Rothaarigen, auf die habe ich schon einen Suchscheinwerfer geworfen!)
Steht die Dame (anschlusstechnisch gesehen) nicht eher auf Buchse als auf Stecker?
Mit Iggy hat sie trotzdem gesungen. Gut, man muß auch mal verlieren können.
Ist das nicht Esther Schweins?
Ich dachte auch an eine MTV-VJane, aber ich komm nicht mehr auf den genauen Namen, irgendwas holländisches (nein, nicht van de Meiklokkjes) in der Art wie van der Vluicht oder so ähnlich, Vorname Marina, Mareike oder Marijne.
Die hat Esther Schweins aber nicht parodiert, Sie Pointen-Tod, Sie! ;-)
Marijne van der Vlugt, ganz groß, war ich ein wenig verknallt damals. Irgendwo habe ich noch das Debütalbum ihrer Band "Salad". - "Drink The Elixir" darauf war ein ganz netter Ohrwurm, der Rest so la la. Was macht die eigentlich; nicht, daß die auch einen Kiosk hat.
Aber das hatte ich mir schon gedacht, dass Sie der was abgewinnen konnten. Ging mir selbstredend nicht anders, und manchmal, wenn ich mit meiner Ex vor dem Fernseher saß, sah ich da doch gewisse Ähnlichkeiten.
Kristiane Backer habe ich gehasst, deswegen _musste_ ich diese Pointe killen, verstehen Sie? ;-) Die Esther-Schweins-Parodien waren natürlich legendär, wie auch Olli Dittrichs Franz-Beckenbauer-Darstellung ganz große Momente des deutschen Nachkriegsfernsehens.
Es stimmt, sie
forderte war leicht zu parodieren, aus gewissen Gründen. Wußten Sie, daß sie nun in
Naturheilkunde macht? Showbiz und Medizin, das ist ja wie Christiane Paul oder Marianne Koch oder... na ja, es gibt da eine gewisse Tradition.
Oh, und hier, Frau van der Vlugt
strahlt auch ganz hell wie 100 Watt!
"...has become a mummy", na, wenn das kein Grund zum Strahlen ist. Frau Backers Hinwendung zur Heilkunde hatte ich noch irgendwo am Rande mitbekommen. Leider bin ich ja nicht so fingerfertig, meine Haare selber so zu schneiden, dass ich mit dem Ergebnis außer Haus gehen mag. Und wenn ich dann beim Friseur ein paar Minuten warten muss, greife ich manchmal zum "Stern" und blättere die letzte Seite auf, die mit der Rubrik "was macht eigentlich...?" Und manchmal stelle ich fest, dass ich auch ohne die Antwort auf diese Frage gut weitergelebt hätte. ;-)
Ich muß ja manchmal leider berufsbedingt in diese Niederungen hinabsteigen. Dann blättere ich durch die Prahla, lese hier was und da. Und fühle mich hinterher irgendwie ganz schmutzig.
das bleibt nicht aus, wenn man sich dem aussetzt. Was auch ich berufsbedingt und privat (meine Frau bringt manchmal die eine oder andere Zeitschrift, die ich nicht kaufen würde, aus dem Büro mit nach Hause) nicht immer gänzlich vermeiden kann.
Die Piiiepl-Illustrierte aus dem Hause Burda finde ich übrigens noch schlimmer. Ein Kollege von mir ventiliert die die Idee eines Podcasts, bei der er einfach nur gefühlige Geschichten aus dieser Publikation vorliest. Mehr als ein bisschen dick aufgetragene Emphase und Einfühlung in der Stimme braucht es gar nicht, um die Hohlheit und Verlogenheit dieser Machwerke eindringlich vorzuführen. Ich fürchte aber, er wird es nicht umsetzen, dafür steckt er selber in dieser Maschinerie doch zu tief drinne.
Ich habe schon freiwillig teilweise auf Energiesparlampen umgerüstet, weil ich, sehr zum Ärger meines Mitbewohners, immer das Licht in den ungenutzten Räumen brennen lasse und meine Wohnung so bei Dämmerung - im Gang ist es immer dämmrig - oder Dunkelheit mit ein paar hundert Watt überflüssigerweise beleuchtet habe. Jetzt lass ich die Lichter noch immer brennen, aber ich verschwende nicht mehr so viele Watt.
Ich denke, niemand hat was dagegen, Energie zu sparen. Wäre nur nicht dieses fiese, schummrige Licht und die saumäßige Ökobilanz dieser Gift- und Elektrosmogschleudern, von denen ja auch nicht ganz bewiesen ist, ob sie allein im Betrieb wirklich sooo viel Strom einsparen. Man kann mir viel erzählen, aber "die Umwelt" retten diese Dinger nicht. Ich habe es mal mit welchen probiert, die wenigstens äußerlich vortäuschten (also optisch), eine Glühbirne zu sein und noch angeblicher ähnliches Licht zu erzeugen. Sie schienen mir schummrig wie Nachtlichter in Kinderzimmern. Nur nicht so anheimelnd. Ich kann das Gefunzel nicht vertragen und halte es wie Goethe: Mehr Licht!
Laut Friedell und Polgar meinte Goethe mit mehr Licht – mehr Milch in den Kaffee.
Mehr Milch? Darauf können auch nur Caféhausliteraten kommen.