Le Week-End, Godard et moi




Zusammensitzen, Balkongrillen, Helden aus der Vergangenheit schälen. Kurzes Verschnaufen auf der Auswechselbank. Vor lauter Lücken den Wald nicht sehen. Dadaistische Sätze, so denke ich, sollte man einfach, drei, vier Schraubenwindungen weiterdrehen, dann ab an die Zeitung und warten, bis die Fruchblase einer neuen Bewegung platzt. Wir hören dazu besser The Faint, "Birth": Wet like a cherry/In the bloodbath of birth.

Am nächsten Tag dann feststellen, daß die Reparatur meines Schallplattenspielers ungeahnt vertrackt ist, das Wetter aber unvermutet reizvoll: Rausstrampeln also zur großen Runde, den stählernen Körper (vom Drahtesel) durch den Gegenwind schieben, Mobilisierungsemphase, ich brauche mehr Luft auf der Haut, kühlen Wind und das Wispern der singenden Drähte. Ich zähle die Kilometersteine, die Brücken am Fluß, dann die Kräne, die Schiffe und dann gar nichts mehr. Hinterm Musicalzelt proben Musiker, rostige Tore, verlorene Boote, nichts regt sich hinter der staubigen Imbißbude.



Am Ufer finde ich die abgestreifte Haut einer Schlange. Wandlungen. Sich neu machen, wachsen, einer bloß weiteren Wahrheit entgegen, eine andere Größe braucht andere Schuh'. Mit der frischen Haut in der Sonne bleiben, sich durchwärmen, geschützt bleiben. Durchatmen.



In der Süddeutschen lese ich die Traueranzeige (es nicht so, als würde ich immerzu die Traueranzeigen lesen), später die Nachrufe. Die radikalen Positionen, alles für die Kunst, zugespitzt, sich selbst entgrenzend, verschwendend, vielleicht einmal zu häufig auf die nächste Häutung gehofft. Auf dem Mond kann man vielleicht laufen, aber was wird mit dem Atmen sein.

>>> Nachrufe auf Dash Snow:
Art-Magazin
Die Zeit
Spiegel Online
Contemporary Fine Arts

Homestory | 15:03h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
sakanachan - Dienstag, 21. Juli 2009, 11:36
atmet doch kaum noch jemand.

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rehmix - Dienstag, 21. Juli 2009, 12:48
Interessant, dass der Schlange Haut auf einem Beitrag zu Michael Jackson liegt, der sich optisch auch immer wieder wandelte, mit der eignene Größe wohl aber kaum zurecht kam, wie ein kindlicher Peter Pan im selbstgeschaffenen Neverland auf ewig leben wollte, Schutz suchend vor der Außenwelt. Durchatmen.

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kid37 - Dienstag, 21. Juli 2009, 12:58
Man muß mit der eigenen Metamorphose auch mithalten können. Und so ein Körper kann gerade dem Künstler ja auch hinderlich werden, wenn man sonst bereits alle Grenzen überschritten hat. Elvis hat ihn ja angeblich zum Platzen gebracht. Man kommt eben nicht raus aus seiner Haut. (Kalendersprüche, 1-37.)

Herr Sakana, das stimmt. Wer schreit, atmet nicht, da sieht man schon das Problem allüberall.

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kid37 - Dienstag, 21. Juli 2009, 12:59
Herr Schneck, jetzt haben Sie zurückgezogen. Dabei hatten Sie völlig recht!

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schneck08 - Mittwoch, 22. Juli 2009, 16:14
morgens früh um 5.30 uhr fand ich das geschriebene einfach zu hässlich. es ist ein großes thema und man könnte so viel darüber sagen. es betrifft mich ja auch gewissermaßen, es reißt mich an. jedenfalls habe ich große hochachtung vor denen, die leben bleiben. keine legende bilden. zuviel an inszenierung dem werk zuliebe vermeiden. das ist ja eine grundsatzfrage. weites feld...

aber, lieber herr kid, haben sie vielen dank für ihr nachhaken! herzlich, ihr schneck

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kid37 - Mittwoch, 22. Juli 2009, 16:38
So wollte ich auch nicht verstanden werden. Kult ist da nicht nötig. Es scheint von einer andererseits auch berührenden Konsequenz (aber was weiß man schon, man redet ja von einer Figur, nicht von einem Menschen) - die sich aber besser auf der Leinwand vollzogen hätte, nicht darunter. Ganz genau, immer weitermachen.

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schneck08 - Mittwoch, 22. Juli 2009, 18:54
neiiin, ich empfand mein geschriebenes zu hässlich, nicht ihres! da sieht mans mal wieder, ein reales bier muss halt her! ;)

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kid37 - Mittwoch, 22. Juli 2009, 19:39
Meine Rede! ;-)

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