Ein wenig war es wohl so wie auf einer Party. Als mir jemand sagt, mitten in die gute Laune und mein unverfängliches Glas Erdbeerwein hinein (solcherart), daß ich doch eigentlich gar nicht eingeladen bin.
Frostrand am Glas und plötzliches Gefühl von, nennen wir es vorsichtig: Fremdheit. Im Hintergrund spielen ein paar fröhlich ein verstimmtes Klavier, man sucht einen Platz, für das Glas, in solchen Momenten ist es wichtig, daß nichts weiter entgleitet.
Einmal stieg ich nachts in einer fremden Stadt die Treppe hoch. Die Türe unten war offen gewesen, so stieg ich munter vier Stockwerke hinan, ein wenig verwundert über die fremde Vertrautheit des Treppenhauses. Oder war es die vertraute Fremdheit? Aber was weiß man schon über das Leben in anderen Städten. Die Gebräuche, die Sitten, die Sprache, das Tun. Vielleicht zieht da alle Nachmittage jemand um, verrückt die zum Sterben auf die Fensterbank gestellten staubigen Topfpflanzen, tauscht Fußmatten als wäre es ein Riesenspaß. Erst an der Etagentüre ein Zögern und plötzlich ein kleines unschuldiges Lied im Ohr. Sie gehört zu mir, doch kein Name an der Tür. Die Erkenntnis eines Lebens als Gast: Irgendetwas kann hier nicht richtig sein. Vorsichtiger Rückzug über knarzende Treppen, noch tiefere Nacht, fast hätte ich mir die Schuhe ausgezogen. Zurück-sch-sch-schleichen für einen neuen Anlauf. Es war das Nachbarhaus.
Man drückt also oft die falsche Klingel, will ich vielleicht sagen, ich weiß es schon selbst nicht mehr genau, oder zu lange oder zu zaghaft. Das Leben als Klingeltürchenstreich betrachtet. Laß uns besinnlich werden, rufe ich. Es muß doch dem Banalsten noch tiefere Bedeutung abzuringen sein.
[aus: Woher kommt der Reis auf dem Boden, oder: Da hat man ja was erlebt. Maximen und Erkenntnisse.]
Ich tat in jüngeren Jahren so etwas häufig mit Absicht, mit Freunden oder allein. Also: absichtlich die falsche Klingel drücken, dies herzhaft, um dann umsonst Essen und Trinken zu können, sowie fremden Beischlaf zu finden, um dann am nächsten morgen sagen zu können: Du weißt du, dass ich gar nicht eingeladen war! haha u.s.w.
Also wurde flux aus der falschen Klingel die richtige und aus dem herzhaften das zaghafte. :-)
Als quasi-Rheinländer - und wenn ich die Buster-Keaton-Maske abnehme - mag ich gerne alberne Sachen, ab und an: Quatsch wie Karaoke, Tanzen gehen, den Unsinn, den man mit nahen Menschen machen kann. Oder völlig Unbekannten. (Das ist in Hamburg nicht immer leicht.) Nur den Lachzwang, den mag ich nicht. Da werde ich