Donnerstag, 16. Oktober 2008


Das Leben der Bohème

Der ganze Kreis anarchistischer Künstler
trifft sich dort, und ich bin verurteilt,
zu ertragen, was ich nie hatte sehen und
hören wollen: lockere Sitten, zweifelhafte
Moral und bewußte Gottlosigkeit.

(August Strindberg. Aus meinem Leben.)



In den ersten grauen Stunden des langsam sich einschleichenden Herbstes, die kalte Ironie noch kälterer Nächte zieht ihr feines Messer blank, findet Trost sich unter bierfeuchten Manschetten, den Rettungsankern aus Nähe und Abendtrunk, Hebesport und Demut. Schafwandeln in einem wie durchsichtig grünen Licht, die Finger über blasse Haut fahrend, Blaumilchkanäle auf dem Weg zum Herzen. Warum nicht Regennasses atmen, in brüchigem Mobiliar sitzen, den Beobachter des Absurden neben sich, man lauscht einem sogenannten Liedermacher. Tapfer kämpft er an - seine Gitarre, kein Meer, nur er - gegen das Fiepen und extraterrestrische Pfeifen des Flipperautomaten. Dazwischen schleudern Metaphern wie ein vergessener Schraubenzieher in der Waschmaschine. Die Einsamkeit des Langstreckensängers.



Die Lehne bricht mir immer wieder weg, von ferne ein noch ferneres Stimmchen. Wie man damals, danach dann, sich die Trauer noch hat absprechen lassen, damit auch dieses nicht mehr bleibt. Damit alles eine Party bleibt. In der Bahn dann aufgeweichte Jugend, zusammengekauert wie regennasse Katzen, die feuchten Haare um blitzendes Gesichtsmetall gewickelt. Heim geht es in unseren Stadtteil aus Polyester und Acryl. Der Rest ist brennbar. So heißt es schon im Lied.