Stell doch mal die Möbel um

Ich stelle immer wieder fest: Entweder besitze ich zuviel.
Oder viel zu wenig. (Platz, z. B.)

>>> Auch so kann man schließlich wohnen.

(Die Fotos sind die Links zu den Serien.)

Augenzucker | 17:42h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frl.deville - Samstag, 13. September 2008, 18:05
Was Sie immer alles finden.

Ihr neues Türschild?
Und die bitte für mich.

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kid37 - Samstag, 13. September 2008, 19:12
Gut erkannt, das sieht nach mir aus. Ich male grad alles grün. Hab viel zu lang gelebt wie ein Interieurlump.

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frl.deville - Samstag, 13. September 2008, 19:28
Grün ist die Hoffnung.
Hoffnung ist immer gut.

Aber Sie bleiben doch KID37, oder?

Scheint, als käme man ohne Schädel und tote Tiere nicht mehr ins SchönerWohnen-Heft.

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 00:44
Mit toten Tieren durch das Jahr; ich predige es seit Jahren. Eiermann-Design-Tische kann sich jeder Manufaktum-Katalogkäufer ins Heim stellen.

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frl.deville - Sonntag, 14. September 2008, 03:10
Auf das Sas Christian bin ich jedenfalls sehr neidisch.

Das ist wirklich eine ärgerliche Seite, Herr K.
Was ich jetzt wieder alles kaufen sammeln muss.

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 04:51
Jedem Flohmarkt wohnt ein Zauber inne.

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frl.deville - Sonntag, 14. September 2008, 23:17
oder auch your shopping lists are poetry

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ulfur grai - Samstag, 13. September 2008, 20:36
Danke für die Einblicke in diese Interieurs, aber, Dschises kraist, Amerikaner übertreffen doch immer wieder spielend die schlimmsten Vorurteile.

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 00:45
Ehrlich gesagt, konnte ich dort wenig Anstößiges finden.

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ulfur grai - Sonntag, 14. September 2008, 13:07
Nein, von anstößig habe ich nicht gesprochen, würde mir auch nicht anmaßen, wirklich Anstoß daran zu nehmen, wie sich andere Menschen in ihren Privaträumen einrichten. Das ist ja ganz allein ihre Sache. Nicht mehr ganz so ausschließlich, wenn sie dieses Privatleben z.B. durch solche Fotos öffentlich machen, aber gleichviel, meine Reaktion auf die Bilder rührt eher daher, daß sich Big Apple doch so gern als d i e Brutstätte aller künstlerischen Kreativität auf diesem Planeten verkauft, und dann geht mal ein Fotograf mit seiner Kamera in die Wohnungen etlicher dieser ach so genial originellen Artists, Fashion und graphic und überhaupt Designer und fördert in vielen Fällen eine bestenfalls rührende bis schauderhafte Anhäufung von, maße ich mir jetzt doch an persönlich zu urteilen, stil- und geschmacklosem Kitsch zutage.
Was für Innovationen, welche Kunst sind aus einem solchen Milieu zu erwarten? Zum Beispiel solche, sorry, Verarschungsprodukte wie der lebensgroße Porzellan-Michael-Jackson, den Jeff Koons gerade (durchaus passend) in Versailles ausstellt, will mir scheinen. Insofern war der Blick in die New Yorker "Künstler"wohnungen dann doch wieder aufschlußreich, weshalb ich mich ja auch bei Ihnen dafür bedankt habe.

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 15:05
New York als Zentrum... ich dachte, das will die Stadt Berlin schon sein? ;-)

Ja und nein. Ich mag das ländlich wohnende Paar, wo er Requisiteur oder Stilist ist. Die gehen sehr nett miteinander um und scheinen sich sehr wohl zu fühlen. Die schlimmeren Wohnungen fand ich die in Kalifornieren, aber Sie ahnen vielleicht: Ich sammle selbst eine Menge Kitsch. ;-)

Wie ich weiter unten auch schrieb, das sind natürlich Lebensentwürfe, die viel mit Schein und Sein zu tun haben. Man muß nur auf die Mehrfachnennungen unter den Berufsangaben achten. Neu ist das aber nicht, Künstler leben lange schon als Lebenskünstler. (Eher wundert mich, wie irgendwelche "Designer" an New Yorker Lofts kommen - aber man vergißt gern, wie diese Wohnungen vor dem Erstbezug ausgesehen haben. Ich habe da neulich etwas ähnliches in Hamburg entdeckt, und das umgestalterische Potential war beachtlich.) Stilkritik ist immer möglich - ich finde vieles dort sehr angenehm und hübsch kruschelig auch. (Ich hätte auch gerne so eine Tentakeldeckenlampe und die Decke dazu. ;-))

Vielleicht ist aber auch die Erwartungshaltung zu hoch. Picasso hatte auch nicht nur schöne Stühle. Eine Tatsache, die die Kunstgeschichte häufig unterschlägt.

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stapel - Sonntag, 14. September 2008, 01:03
nirgendwo bildschirme (naja, fast)

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 01:56
Alter Fotografentrick: Das Gerümpel wird immer schnell hinter die Kamera geräumt, alle verkrempelte Kabelage entfernt. ;-)

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jean stubenzweig - Sonntag, 14. September 2008, 04:26
Die weit weite Welt zitiert zwar gerne Herrn Beuys, vor allem aber mißversteht sie ihn gerne. Er hat eben nicht gesagt: jeder sei ein Künstler ...

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 04:50
Genau das hat er eigentlich gesagt: "......damit sage ich nichts über die Qualität. Ich sage nur etwas über die prinzipielle Möglichkeit, die in jedem Menschen vorliegt..."

Wobei mir jetzt nicht ganz klar ist, woran Sie sich stoßen, sollten Sie das tun. Da sind Leute, die ihre Wohnungen nett herrichten. Ich weiß nicht, ob das gleich unter den Beuys'schen erweiterten Kunstbegriff fällt oder fallen sollte, interessanter als der Möbelmarkt-Einheitslook ist es aber schon.

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jean stubenzweig - Sonntag, 14. September 2008, 06:33
Nein, ich stoße mich nicht an den Bildern. Es fiel mir spontan ein, als ich sie sah: daß es mittlerweile bald mehr Künstlern gibt als Menschen. Aber das ist wirklich nur flapsig dahergesagt. Bitte nicht überbewerten. Ich war dabei denkunfähiges Opfer der senilen Bettflucht ...

Aber um das angesprochene Mißverständnis zu konkretisieren: Die vielzitierte beuyssche Aussage, jeder Mensch sei ein Künstler, ist nur die halbe Wahrheit eines ganzen Satzes. Denn genau hat einem seiner Studenten gegenüber verärgert in etwa geäußert: Jeder Mensch ist ein Künstler, nur du bist keiner. Aber nur der erste Teil dieses (privaten) Wutausbruches wird als kunstphilosophische Wahrheit zitiert und millionenfach reproduziert. Wie Beuys über die Möglichkeiten eines jeden einzelnen dachte, das haben Sie ja bereits erwähnt: In jedem von uns stecke Kreativität.

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 14:51
Die Anekdote kannte ich gar nicht. Ich kenne das lange Zitat, als... na ja, Einschränkung möchte ich gar nicht mal sagen. Es rückt die griffige, oft tatsächlich flapsig benutzte Formel zurecht. Aber Ihre ursprüngliche Bemerkung ist schon ziemlich wahr: Es sind mittlerweile alles Filmemacher, Schauspieler, Autoren, Musiker, Maler, Blogger... (oder Menschen, die fortwährend in diversen solchen "Projekten" und kreativen Totgeburten stecken), deren Lebensstil zusehends als das exotisch Normale und normal Exotische vorgeführt und rezipiert wird. (Andererseits muß man nur einmal ein Möbelmarktprospekt, das einem samstags verschämt unter der Tür durchgeschoben wird, aufschlagen, um zu sehen, wie die meisten wohl leben.)

Vielleicht muß man das alles mal umdrehen. Jeder ist ein Kleinbürger! Mal sehen, welchen Eindruck dieser Satz in der Geistesgeschichte machen wird. Jetzt ist er ja heraus.

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nnier - Sonntag, 14. September 2008, 15:29
Das hat mal eine Werbeagentur untersucht:

Ansicht

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 15:46
Ich kenne solche Wohnungen tatsächlich kaum, fällt mir dabei auf. Ich meine, das ist doch furchtbar oder? Haben die nichts vom Sperrmüll, nichts vom Flohmarkt?

(Ich nehme das Bild mal eben raus.)

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nnier - Sonntag, 14. September 2008, 15:54
Och, ich denke dann immer: Da war ich schon mal!

(Warum denn?)

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 15:58
Dante hat darüber detailliert geschrieben, stimmt.

(They call it Leistungsschutz und Nutzungsrechte. Wenn Sie es nachmalen und zur Verfügung stellen - gerne!)

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nnier - Sonntag, 14. September 2008, 16:23
Das mit Dante lese ich mal nach, muss jetzt dringend zum Minigolf.

(Damn! Wie naiv ich manchmal bin! Kommen dann wieder so Anwälte!?)

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 16:45
Richtig so! Minigolf ist Bloggersport.

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jean stubenzweig - Montag, 15. September 2008, 08:03
Jeder ist ein Kleinbürger! Das ist es! Jetzt steht es geschrieben! Warten wir mal ab, wer es für sich reklamierend zitiert (und nicht den Zusatz anfügt: Aber ich bin keiner!).

Die Ergänzung des angeblichen bzw. nur teilweise korrekten Beuys-Zitates entspricht im übrigen dem tatsächlich Gesagten. Ich habe es lediglich deshalb nicht apostrophiert, da mir der genaue Wortlaut nicht (mehr) bekannt ist. Aber daran sieht man mal, wie unbedeutend man ist: Trotz jahrelangen Bemühens einiger, das zu korrigieren, bleibt es gnadenlos beim Zitieren der beuysschen «Prophetie», mit der Folge Ihrer Äußerung: «Es sind mittlerweile alles Filmemacher, Schauspieler, Autoren, Musiker, Maler, Blogger...»

Bereits vor fünfzehn, zwanzig Jahren wurde an Kunstakademien in ersten Semester das richtige Verhalten am Kunstmarkt gelehrt. Was daraus wurde, will niemand wissen, bzw. es erfährt kaum jemand da draußen (außerhalb der künstlerischen Kleinfamilie) – «... (... Menschen, die fortwährend in diversen solchen "Projekten" und kreativen Totgeburten stecken) ...». Die ganz Klugen haben ja ohnehin vorsichtshalber doch Kunsterziehung genommen und lehren seit langem Aquarellieren und lassen sich längst sonnabends den Möbelhauskatalog reinschieben oder gehen gleich selber hin mit Kind und Kegel. Die berühmte Ausnahme von der Regel gilt selbstverständlich auch hier.

Anfang der Achtziger hatte Herlinde Kölbl Das deutsche Wohnzimmer durchphotographiert. Sehr viel anders dürfte es heute darin auch nicht aussehen. Sieht man davon ab, daß ein schwedisches Möbelhaus noch nicht solchen Einfluß auf die innere Gestaltungssatzung hatte wie heute. Den zeitgeistigen Tinnef für den unverwüstlichen Buchstabenkasten des Setzers liefert es ja seit Jahren mit.

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nnier - Montag, 15. September 2008, 11:11
Ach, das schwedische Möbelhaus hatte und hat für meine Begriffe auf jeden Fall einen positiven Einfluss. Nicht jeder hat ja Zeit und Geld für die Suche nach dem Exquisiten. Es nervt mich zwar manchmal das Ikea-ist-immer-bei-uns-Gefühl, und ich will auch nicht bis hin zum Bilderrahmen und Plastikbecher von diesem Zeug umgeben sein. Aber wenn man mit begrenzten Mitteln losgehen und ein Sofa, einen Schrank oder ein Bett kaufen muss, gehe ich dort allemal lieber hin als in viele, viele andere Geschäfte. Und es gibt ja auch noch Ideen.

Dante, Dante ... wie meinen Sie das denn bloß?

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kid37 - Montag, 15. September 2008, 14:42
Ikea finde ich völlig in Ordnung, wenn man erstmal nichts hat, sowieso. Vor dem uber-modernen Schrott muß man sich vielleicht ein wenig hüten, andere Dinge dort überdauern aber innerlich wie äußerlich die Zeit. Mein Bett ist von dort, und ich finde es immer noch toll: Anstaltslook, gigantische 90 Zentimeter breit, trägt mich und schwerste Träume durch dunkelste Nächte. Der Nachteil des ganzen seriell gefertigten Krams ist eben ein Mangel an "Aura" (hat Benjamin eigentlich mal was zu Mobiliar gesagt?).

Herr Stubenzweig, wir stehen am Beginn einer neuen Ära! Ich kann sagen, ich war von Anfang an dabei, kleinbürgerlicher als meine Gartenmobilisierungsträume kann es kaum werden.

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dings - Sonntag, 14. September 2008, 12:48
ich dachte, oh nö, nich schon wieder so serien mit bildern von wie auch immer abseitigem gelungenem kreativen wohnen. aber die handvoll serien, die ich mir angesehen habe, waren sehr angenehm: "kleine" wohnung, überall kram, farblich unausgewogen etc. - erleichtert.

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kid37 - Sonntag, 14. September 2008, 14:54
Eine befreundete Fotografin hat für ihre Webseite Teile der Wohnung fotografiert, in der ich früher lebte. Die winzige Küche sieht daauf riesig aus. Aber das ist ja meine Aufgabe 2008: Schein und Sein besser unterscheiden zu lernen und die Diskrepanz nicht so ernst zu nehmen (letzteres lerne ich dann 2009).

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