Merz/Bow #12

Wenn Dreijährige sich wichtig vor einem aufbauen, dabei ein Schüppchen mühsam hinter dem Rücken verborgen halten und mit empörter Stimme eine sogenannte Behauptung aufstellen, etwa in der Art, sie hätten aber niemals nie nicht im Sandkasten gespielt - dann gibt es einen ganz einfachen Trick. Man kann sie einfach umdrehen, an den Füßen fassen, hochheben, kopfüber hängen lassen und Zeuge werden, wie Sand, pfundweise, eimerweise Sand, aus Hosentaschen, Ritzen, Aufschlägen, Nacken und Pullover rieselt, strömt, rinnt und sich zu einem hellbraunen feinkörnigen Kegel auf dem Boden erhebt, in den mit knirschendem Plumpsen das Schüppchen fällt. Dann kann man das kichernde Kind zurück auf die Füße stellen, es kräht etwas von 'ustig und kratzt sich, und man sagt, dabei auf den Sandhaufen deutend: "Siehst du, das nennt man einen Tatsachenbeweis."

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Der Nachteil: Es funktioniert nur mit Dreijährigen.

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Das mit der Hitze und dem Jubel stimmt. Ich war damals im Stadion.

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Zoë Bell ist Skorpion, kommt aus Neuseeland und kann verschiedene Dinge sehr gut. Auch gefährliche. Ich wette, sie backt verdammt guten Kuchen.

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Loyalität ist eine Charaktereigenschaft, die jedes Heim regendicht macht. Sei Candle In The Wind, aber niemals Fähnchen.

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Wetter geht immer. Vor allem, wenn so heiß, so drückend, so feucht ist. Man trägt nicht viel, und alles klebt. Ich möchte nicht sagen, wo. Man kann Außer Atem kommen. Manchmal hilft ein Gang in eines dieser klimatisierten Bekleidungshäuser. Die gute Nachricht: Die Herbstmode ist da.

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Ich wünschte, die grüne Fee käme und stellte mir einen weiteren Wunsch frei.

MerzBow | 15:58h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
iii - Mittwoch, 30. Juli 2008, 17:43
Jürgen Wegmann. Der Bob Dylan des Fussballs.
(vgl.: "Vergessen waren meine 14 Saisontore, sie nannten mich "Judas" und pfiffen mich aus,(...)" Aber Ende gut alles gut; auch so kanns laufen.
(Ich war übrigens in Manchester *damals* dabei mit Hitze und ohne Jubel und brachte Dylan durch diese schwere Nacht. Sprech ich aber nicht drüber.)

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kid37 - Mittwoch, 30. Juli 2008, 18:15
Ganz genau. Jürgen "Ich bin giftiger als die giftigste Kobra" Wegmann hat nicht nur polarisiert, sondern der Welt ebenfalls begnadete Sätze hinterlassen. Danke für den Link. Der führte zu einem weiteren piece of useless information: Mickey Jones, der Schlagzeuger von Dylans Hawks, wurde später Schauspieler bei, tataa, Hör' mal, wer da hämmert. Das sind Wege.

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samojede - Freitag, 19. Oktober 2018, 00:13
Manchmal, wenn der Herbst anklopft und andere melancholisch gucken. Rilke zitieren oder Kürbissuppe kochen, mach ich gern mal 1 Wortstreife und geb zb bei Exhumieren "Dylan" ein.Nur so. Hab ich auch schon mit anderen ~Schlagwörtern~ gemacht. Einfach weils die Funktion hier gibt und Sie das doch daher bestimmt wünschen | fördern, oder? Jedes mal wenn sie mir auffällt überleg ich nach was ich suchen kann. Wie finden Sie das ??

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kid37 - Freitag, 19. Oktober 2018, 00:53
Sie sind eben auch ein Tiefgraber und inspizieren auf Ihrer Streife alles genau. Finde ich vorbildlich.

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samojede - Freitag, 19. Oktober 2018, 20:59
Finde ich gut, dass Sie das so entspannt sehen. Ich selbst finds ekelig² wenn die Leute blogs umgraben | umschnüffeln oder *Dinge* von annodazumal rausgrabbeln, andererseits 1. ist die Funktion ja dazu da & 2. bei mir isses wie Sie richtig erkennen tiefgründige Recherche (wissenschaftlich)
+ Gut, dass wir auch dieses Thema mal geklärt haben :-)

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kid37 - Freitag, 19. Oktober 2018, 22:11
Ich bin schon in dem Alter, wo mir Leute Dinge von vor 30 Jahren vorhalten. Meine Güte. Da war ich ja gerade mal 7ieben! Schrecklich. Und unförderlich. Ich lebe stets im Herbst und jetzt.

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samojede - Freitag, 19. Oktober 2018, 22:26
Ich nehm mich seit ich zwo bin vor nachtragenden Menschen in 8. Hab früher mal ein Schmetterling in eine Keksdose getötet (aus Versehen), weil ich den so schön fand und behalten wollte. Trage immer noch Bußhemd (innerlich) . Positives kann man mir aber gern nachtragen, gibt da auch viel!

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mona_lisa - Mittwoch, 30. Juli 2008, 18:18
Kuchen kann ich auch, dafür müssen Sie nicht nach Neuseeland. :)

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kid37 - Mittwoch, 30. Juli 2008, 19:09
Prima. Zumal Ihre Stadt ja ebenfalls sehr schön ist.

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mona_lisa - Mittwoch, 30. Juli 2008, 21:17
Ganz genau. Und die Sonne scheint hier so schön...

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kid37 - Donnerstag, 31. Juli 2008, 02:24
Ich bin mehr so Herbsttyp. Da schmeckt meist auch Kuchen besser. Wir liegen ja am selben Fluß, das sollten wir im Auge behalten.

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mona_lisa - Donnerstag, 31. Juli 2008, 10:00
Auch im Herbst ist die Stadt golden, keine Frage. Mal sehen, was mir dann kuchentechnisch so einfällt. Bevor Sie vorbeischwimmen, geben Sie Laut, ich brauche zu Fuß 15 Minuten zum Fluß.

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nnier - Mittwoch, 30. Juli 2008, 18:23
Der Wunsch wäre nicht zufällig ein Glas von diesem verführerischen Absinth!?

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kid37 - Mittwoch, 30. Juli 2008, 19:14
Psssst! Kiss and don't tell!

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nnier - Mittwoch, 30. Juli 2008, 19:58
Ich bin begriffsstutzig; die Hitze! Natürlich ist der Absinth die grüne Fee.

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kid37 - Mittwoch, 30. Juli 2008, 20:02
Mein Gott, er hat es! Mein Gott, er hat es! Es grünt so grün, wenn... ;-)

Schauen Sie auch hier.

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nnier - Mittwoch, 30. Juli 2008, 21:49
Oscar Wilde und ich.

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vert - Donnerstag, 31. Juli 2008, 11:56
damit sollte ich mich in nächster zeit dringend näher beschäftigen!
;-)

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nnier - Donnerstag, 31. Juli 2008, 12:44
Da war doch mal was. Ver, vers, verre ou vert : sélectionnez le bon mot

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kid37 - Donnerstag, 31. Juli 2008, 14:52
Schöner lernen mit der grünen Fee. Mein Französisch ist dann auch besser.

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vert - Donnerstag, 31. Juli 2008, 15:10
comme un ver vers des verres de fee verte dans le vert...
- quel vers...
(sans verbe!)

ou peu versé vice versa:
comme un ver vert dans un verre de fee verte dans le vers ...

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nnier - Donnerstag, 31. Juli 2008, 15:26
Und dann heißt das Kraut auch ausgerechnet Wormwood!

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kid37 - Donnerstag, 31. Juli 2008, 17:15
Verdammt veritable Verse, die Sie geschmiedet haben!
Un verre de fee verté verse la vérité avec vermout.

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vert - Donnerstag, 31. Juli 2008, 17:25
aaah, schluss, aus, vertig!

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mark793 - Mittwoch, 30. Juli 2008, 18:32
Mit Dreijährigen
funktioniert es auch nur physikalisch. Die Fähigkeit, den bewiesenen Tatsachen wirklich ins Auge zu sehen, ist in diesem Alter nicht sonderlich ausgeprägt.

Das weiß ich, weil meine Kleine selbst beim Anblick solcher Sandhäufchen weiterflunkern kann: "Sand? Was für Sand meinst Du, Papi?"

Aber man sagt, das seien so Phasen, das ginge vorüber.

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kid37 - Mittwoch, 30. Juli 2008, 19:13
Da bin ich skeptisch. Man nennt es dann mitunter nur etwas schicker "selektive Wahrnehmung". Mir fehlt leider die Kraft, Erwachsene an den Füßen hochzuheben - wer weiß, was dann zutage träte.

(*leert schon mal seine Taschen aus*)

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goetzeclan - Freitag, 1. August 2008, 14:31
Warten Sie, werter Herr, bis der Dreijährige vier ist. Dann diskutiert er Ihnen den Sand weg, das kein Krümelchen übrig bleibt. Mitsammt Schüppe.

Aber der Text ist superklasse. Respekt.

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kid37 - Freitag, 1. August 2008, 15:20
Ah. Mit anderen Worten: Mit vier kam die Ausrede in die Welt.

Kenn ich. Ganz viele davon. ;-)

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goetzeclan - Freitag, 1. August 2008, 18:50
Na, Ausrede will ich das jetzt nicht nennen. Eher Diskussionsbereitschaft über jedes beliebige Thema. Ein Beispiel?

Ich repariere im Garten den Wasseranschluss und sitze mit viel Werkzeug und wenig Fachwissen vor dem demontierten Rohrende und dem zerlegten Wasserhahn in meinem Microgarten (< 20qm). Kommen zwei Nachbarsjungens (Alter? 4!) auf mich zu, beobachten mich einen Moment und dann nimmt das Unheil seinen Lauf

Junge 1: Was machst Du da?
Opfer (ich): Ich repariere den Wasserschluss
Junge 2: Warum?
Opfer (ich): damit ich nachher die Blumen gießen kann
Junge 2: Warum?
Opfer (ich): Damit die schön wachsen und nicht vertrocknen
Junge 2: Warum?
Opfer (ich): Weil wir Blumen schön finden.
Junge 1: Warum?
Opfer (ich): Wir finden Natur allgemein sehr schön
Junge 2: Warum?
Opfer (ich): Weil wir sonst nur Stadt sehen, und Natur als Ausgleich brauchen.
Junge 1: Warum?
Opfer (ich, mit zuckendem rechten Auge): Weil jeder Mensch die Balance zwischen Arbeit und Freizeit im Auge behalten muss.
Junge 2: Warum?

An dieser Stelle muss ich einfügen, dass ich nur zwei Wege sah, aus dieser Hölle wieder zu entkommen. Da eine davon nur mit viel Blut und mächtig Geschrei und Gezicke der Eltern zu bekommen war, versuchte ich Plan B. Es wird zurückgeschossen.

Opfer (ich): Weil das so ist. Aber warum willst Du das wissen?
Junge 1: ??
Opfer (ich): Na', warum Du das wissen willst frage ich dich!
Junge 2: ?????
Junge 1: Äh ...
Opfer (ich, zu Junge 2 wendend): Und Du, warum willst Du das wissen?
Junge 2: Äh ...
Junge 1: verlässt ratlos die Bühen
Junge 2: verlässt ratlos die Bühen
Täter (ich): Na also.

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kid37 - Freitag, 1. August 2008, 20:19
Klingt, als hätten Sie Beckett im Garten gespielt.

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diagonale - Mittwoch, 30. Juli 2008, 21:34
Manch Dreijährige konfrontiert auch andersherum den Erwachsenen mit der Not lügen zu müssen. Nämlich wenn sie, die kleinen Hände energisch in die Seite stützt, Augenbrauen wütend zusammenzieht, so dass nur noch ein einziger kleiner Haarbalken über den Augen zu sehen ist und fragt:
Wo sin meine Mummitiefel???

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kid37 - Mittwoch, 30. Juli 2008, 22:01
Das ist dann auf andere, auf süße Art lachhaft ;-)

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frl.deville - Freitag, 1. August 2008, 12:55
Einen weiteren Wunsch?
Wie viele hatten Sie denn schon?

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kid37 - Freitag, 1. August 2008, 13:46
Sind die begrenzt? Oh. Oh.

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