Nach dem Regen

Wahr ist, was wahr ist,
Daß das, was war, nicht mehr da ist.

(Die Sterne, "Wahr ist, was wahr ist")



Als nach einer langen Zeit der Regen wieder fiel, wusch er erst Flitter und Glitzer hinweg. Bald aber Farbe und Putz, das Stroh aus den Wänden, den Lehm. Ließ zurück nacktes Holz, ein Gerüst für Träume, Nägel und Seilschaften. Ließ zurück das Nichts, regnete weiter und spülte am Ende das Gesagte, Gedachte oder still auch Erhoffte die Hänge hinunter.

Wie alles immer weniger wird. Wie die Dinge, die erinnern, entfernt, abgenommen, versteckt werden. Wie man geht, weil man irrt, es gebe ein Bleiben, ein Halten, ein Dennoch. Wie aber nichts passiert. Weil es eben nie genug ist. Und wie man merkt, das was so groß hätte sein sollen, verschwindet, sich löst, zerfranst, zerfasert, bis am Ende die Gleichgültigkeit bleibt, ein leerer Tisch in einem Café. Wie alles nichts wird.

[aus meinem Buch: Pastis und Pathos. Zuviel ist nicht genug]

The Mercy Seat | 17:50h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frau klugscheisser - Freitag, 4. April 2008, 19:25
Gummistiefel machen Schweißfüße.

[aus meinem Buch: Schuhwerk und Bodenständigkeit. Mehr Halt im Haushalt]

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kid37 - Freitag, 4. April 2008, 19:45
Irgendwann gibt es auch wieder Barfuß im Regen, ich bin da Wild at Heart.

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saxanasnotizen.blogspot.com - Freitag, 4. April 2008, 19:46
Wie tröstlich: Ein leerer Tisch im Ricks Cafe wird bleiben. Das ist doch schon etwas. Das wäre doch schon viel.

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wimpernschlag - Freitag, 4. April 2008, 21:32
was so groß hätte sein sollen
wenn man damit bloß aufhören könnte - in alles etwas hineinzudenken und -zuwollen, statt zu sehen und zu erleben, was wirklich da ist... so ist der denkende mensch immer woanders als im jetzt und hier und übersieht womöglich, daß sich das glück längst eingestellt hat - nur in einem anderen gewand, in einer anderen form als der, die er sich mit seinem zwang, alles selbst gestalten zu müssen, vorstellen kann... könnte man doch das denken abstellen!!!

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kid37 - Samstag, 5. April 2008, 16:02
Wenn Versprechen bloß süß klingen, aber nicht erfüllt werden, lernt man das Jetzt und das Hier zu schätzen. Trotzdem sieht man natürlich das unbestritten große Potential. Das nicht ausgeschöpft zu haben, aus welchen Gründen auch immer, ist nach wie vor traurig.

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wimpernschlag - Samstag, 5. April 2008, 17:12
leider stellt sich jeder das große potential anders vor, jedenfalls nach meiner erfahrung. was gleich klingt, scheint noch lange nicht das gleiche zu meinen. man denkt, es gebe keine andere interpretation und ist hinterher erschrocken und erstaunt, wie anders der andere das gleiche doch letztlich gesehen hat... und keiner hat schuld. es ist fast eine frage des geschmacks, auf jeden fall aber eine der unterschiedlichen brille, durch die man ins leben schaut... naja. schwierige gedanken an einem trüben tag. und ich wollte doch das denken abstellen... :-)

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kid37 - Samstag, 5. April 2008, 17:37
Hm. Die Ziele sind doch oft klar. Uneins ist man sich doch meist nur über den Weg dorthin.

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wimpernschlag - Samstag, 5. April 2008, 18:26
findest du? ich habe den eindruck, daß selbst so eindeutig erscheinende ziele wie "gemeinsam im alter" oder "familie" oder "karriere" von jedem anders ausgemalt werden. jeder denkt dem anderen eine bestimmte position zu und die entspricht wohl nur selten dem, was sich derjenige selbst zugedacht hat.

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gaga - Freitag, 4. April 2008, 21:51
@klugscheisser:
ein wahres Wort gelassen ausgesprochen!

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vert - Samstag, 5. April 2008, 05:38
genug ist nie genug genug

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patois - Samstag, 5. April 2008, 15:32
Goethe, gesprenkelte Gummistiefel & Die Sterne, was für eine Kombination.

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kid37 - Samstag, 5. April 2008, 16:04
Entweder Ringel oder Polkadot. Immer entzückend.

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tradem - Samstag, 5. April 2008, 19:28
Wie alles nichts wird
Gedanken an Entropie? Erschleicht Gevatter Tod sich des Pudels Kern?

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makeheadlines - Samstag, 12. April 2008, 02:07
...
wunderschööööööööööööön... geschrieben.

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