Vom Jetzt und vom Später

Heute, erzählt meine Mutter, nur schwer gefaßt, ist ihre Schwester dann gestorben. Eine andere ist ebenfalls schwer erkrankt, die Einschläge, so sagt man, kommen näher. So ein Brimborium aber, Anzeige, Grabstein, beharrt sie, könne man sich später bei ihr gut sparen. Sie wolle jetzt gut leben, sagt sie, und ich verstehe sie sehr gut.

Homestory | 21:47h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fishy_ - Sonntag, 24. Februar 2008, 23:26
Heute bekommt das kondolieren hier eine andere Bedeutung...

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kid37 - Montag, 25. Februar 2008, 00:16
Ein schwieriger Tag heute. In jeder Beziehung.

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gaga - Montag, 25. Februar 2008, 01:14
Dead men naked
they shall be one
With the man in the wind
and the west moon
When their bones are picked clean
and the clean bones gone
They shall have stars
at elbow and foot
Though they go mad
they shall be sane
Though they sink through the sea
they shall rise again
Though lovers be lost,
love shall not

And death shall have no dominion

No more may gulls
cry at their ears
Or waves break loud
on the seashores
Where blew a flower
may a flower no more
Lift its head
to the blows of the rain
Though they be mad
and dead as nails
Heads of the characters
hammer through daisies
Break in the sun
till the sun breaks down

And death shall have no dominion

Dylan Thomas

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mark793 - Montag, 25. Februar 2008, 01:54
.

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lady.death1 - Montag, 25. Februar 2008, 09:56
Ich verstehe sie sehr gut.
Leben findet hier statt .
Und nicht im Jenseits .

Solche Einschläge treffen meinen Vater zur Zeit auch öfter.
Er sieht das alles sehr gelassen.
Er sagt immer :
Ich bereue nur zuviel gearbeitet zu haben.

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kid37 - Montag, 25. Februar 2008, 10:53
Man darf sich weder hinhalten lassen noch selbst hinhalten.

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creezy - Montag, 25. Februar 2008, 13:11
«Leben ist Freude und auch Sterben ist Freude und Glueck!»

Erhielt ich diese Woche in einer Mail geschrieben in der ich über den Tod einer mir unbekannten Frau informiert wurde. Und irgendwie stimmt das auch. Es stimmt umso mehr, wenn vorher das Leben ein schweres, weil vielleicht nicht mehr gesundes war …

Darf ich Ihnen, lieber Herr kid, zum Trost eine Tüte mit Schokoladenpralinen überreichen? Schokoldade tröstet immer und vielleicht findet sich hier und da eine noch mehr tröstende Likörfüllung?

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kid37 - Montag, 25. Februar 2008, 14:09
Mit Schokolade und Kuchen kann man tatsächlich mein Herz gewinnen. Ich habe jetzt sogar eins aus Schokolade. Das hebe ich aber auf, das möchte ich nicht verlieren.

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creezy - Montag, 25. Februar 2008, 14:23
Na, dann lassen Sie uns alle eine hübsche Praline zu Ehren von Mamas Schwester knabbern. Das wird sie auch freuen!

(Legen Sie das Schokoladenherz gut weg und nie in die Sonne! Schokoladenherzen sind schwierig im Umgang. Mindestens so schwierig wie eisige Herzen. ,-( )

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kid37 - Montag, 25. Februar 2008, 15:23
(Sie sagen es. Ich fürchte, ich bin derzeit ein wenig ungeschickt. Unsicher. Von eisigen Herzen hingegen muß man einfach die Finger lassen, das lernt man mit der Zeit.)

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nur mal so - Montag, 25. Februar 2008, 20:12
Eine gesunde Einstellung hat die Frau Mama.... Aber ob nun mit oder ohne Brimbamborium, Hauptsache man kann so von der Bühne des Lebens abgehen wie man auch gelebt hat und es pfropfen einem die Zurückgebliebenen nichts auf, was nicht authentisch ist. Meiner Tante war es gerade vergönnt.
Und was die eisigen Herzen anbelangt: Stimmt, Finger weg in der Hoffnung, dass sie einen nicht mit Schokolade versuchen zu locken....(das war jetzt aber nicht gegen Frau creezy gemünzt!!!)

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kid37 - Montag, 25. Februar 2008, 22:48
Ich habe neulich noch einmal darüber nachgedacht, was Frau Beyondorange einmal erzählte. Daß ein Mensch pro Lebensjahr am Grab stehen sollte. Ein schöner Gedanke, der einen anderes Brimborium wirklich vergessen läßt.

(Keine eisigen und keine unentrümpelten Herzen. Und keine, die ständig betont werden. Dann ist man wohl auf der sicheren Seite. Meins ist leider recht ramponiert, will auch nicht jeder haben.)

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cabman - Montag, 25. Februar 2008, 23:09
Ich fürchte den Tag, an dem eben jene Einschläge auch mein kleines Leben erschüttern und ich weiß, nichts wird werden wie es war und nichts wird mehr sein wie es ist.

Am allermeisten jedoch fürchte ich den Schmerz...

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kid37 - Montag, 25. Februar 2008, 23:16
Das ist dann auch der Zeitpunkt, an dem es für die Generation Prokrastination unbequem wird.

Über solche Verluste möchte ich gar nicht nachdenken, mich schmerzen die anderen schon genug.

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cabman - Montag, 25. Februar 2008, 23:24
Ich würde mich nicht zu dieser Generation zählen wollen, im Gegenteil. Ich bin sicher, ich würde die Dinge, die zu tun wären abspulen und emotionslos hinter mich bringen, aber dann, wenn keine Ablenkung mehr gegeben ist und ich mit meinen Gedanken allein sein werde, dann fängt es wahrlich an weh zu tun, ganz bestimmt.

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kid37 - Dienstag, 26. Februar 2008, 02:10
Ich meinte das auch als allgemeine Beobachtung, diese Menschen, die nicht erwachsen werden wollen, allem ausweichen, keine Kinder, Baseball-Käppis bis 49, T-Shirts mit lustigen Sprüchen... also so wie ich etwa. Und dann kommt eine Sache, bei der man sich eben nicht mehr um die Verantwortung drücken kann. (Und dann der leise Ruf: Mama?)

Man fängt ja an, über merkwürdige Dinge nachzudenken. Letztes Jahr fiel mir im Krankenhaus ein, daß ich gerne eine Patientenverfügung gemacht hätte, also ich meine so ein Partnerschaftsdings. Damit da jemand ist, der was entscheiden kann. Oder im Fall des Falles auf die Intensivstation darf. Also, falls man jemanden hat. Allein solche Sachen.

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creezy - Dienstag, 26. Februar 2008, 12:20
Und haben Sie mittlerweile?

Ne.

Warum nicht?

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kid37 - Mittwoch, 27. Februar 2008, 11:23
Wir sprachen gestern in der Fabrik darüber. Ist bei den meisten so. Ich jedenfalls wüßte gerade nicht, wen ich in so ein Formular einsetzen lassen könnte.

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ladys smock - Dienstag, 26. Februar 2008, 00:05
Die Arten der Verabschiedung sind für mich wichtig. Ich brauche den Abschied, die Anteilnahme, das gemeinsame Trauern und Erinnern. Das wörtliche Abschiednehmen und die tröstenden Augenblicke mit Menschen, die Leben geteilt haben. Zu meiner und zu ihrer Zeit.

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kid37 - Dienstag, 26. Februar 2008, 02:13
Das habe ich meiner Mutter auch gesagt. Daß solche Dinge und Rituale ja kein Brimborium sind, sondern wichtig für die Hinterbliebenen. Schwarzbrot essen, Schnaps trinken, sich Trost spenden, die Geschichte erzählen.

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creezy - Dienstag, 26. Februar 2008, 12:20
Ja, aber die Trauerrituale sind doch sehr individuell. Und die sind auch nicht mit dem Leichenschmaus abgetan.

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kid37 - Dienstag, 26. Februar 2008, 12:34
Abtun kann man solche Verluste (wie andere auch) sowieso nicht. Annehmen und Loslassen, die beiden schweren Übungen. Ohne Zeitvorgabe.

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s. meyer - Mittwoch, 27. Februar 2008, 08:28
Was immer wieder verdrängt wird, ist die Tasache, dass das Leben nur ein dünnes Band ist. Vorsorge für den letzten Lebensabschnitt zu treffen ist wichtig, noch wichtiger jedoch ist es auch seine kleinen Träume rechtzeitig zu erfüllen und nicht Jahre zu warten.

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kid37 - Mittwoch, 27. Februar 2008, 11:25
Ich bin für dieses "später mal dieses" und "irgendwann noch das" letztes Jahr zu ungeduldig geworden. Ich mache es jetzt selbst, notgedrungen, weil ich eine Ahnung habe, wie schnell Schicht sein kann.

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